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Da wollen auch die Deutschen hin. Am 13. Juli 2014 findet im Maracana-Stadion von Rio de Janeiro das WM-Endspiel statt. Foto: AFP

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Sport: Im Land der langen Flüge

Für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft birgt die Logistik bei der WM 2014 Probleme.

Joachim Löw hat unlängst einen kleinen Einblick in seine Planung des WM-Projektes gewährt. Vieles fokussiert sich dabei auf den 6. Dezember. An diesem Tag werden in Costa do Sauipe in der Nähe von Salvador da Bahia die Gruppen für die Fußball-WM in Brasilien ausgelost. Doch noch nie war dieser formale Akt so bedeutsam für die deutsche Nationalmannschaft. Was vor allem an den besonderen Bedingungen im Gastgeberland liegt.

Traditionell entscheidet sich der DFB immer recht früh, wo er bei einem Turnier sein Quartier aufschlägt. Doch nachdem sich der Bundestrainer während des Confed-Cups in diesem Sommer einen ersten persönlichen Eindruck von den Gegebenheiten in Brasilien gemacht hat, sei ihm wohler, erst abzuwarten, wohin es die deutsche Mannschaft in den Vorrundenspielen verschlägt. Fest steht, dass jedes Vorrundenspiel an einem anderen Ort stattfinden wird.

Sollte Deutschland sein WM-Qualifikationsspiel in München gegen Österreich gewinnen und zeitgleich das Duell Irland mit Schweden keinen Sieger finden (jeweils nach Redaktionsschluss dieser Ausgabe), könnte die deutsche Nationalelf mit einem Sieg am kommenden Dienstag auf den Färöern die Qualifikation perfekt machen.

Angesichts der unterschiedlichen Klimazonen und der riesigen Entfernungen im flächenmäßig fünftgrößten Land der Erde stellt das Turnier hohe Ansprüche an die Planung und Organisation. „Das ist spektakulär herausfordernd“, sagt Georg Behlau. Der 44-Jährige ist als Leiter des Büros Nationalmannschaft der Kopf hinter allen Planungen. Er war inzwischen fünfmal in Brasilien. Man müsse die Bedingungen ernst nehmen, sagt der erfahrene Planer.

Joachim Löw sprach vom „logistisch Anspruchsvollsten, was wir in den vergangenen zehn Jahren erlebt haben. Da war selbst Südafrika einfacher zu planen.“ Angesichts der beschränkten Hotelauswahl und der Ungewissheit, in welchen Städten das deutsche Team antreten muss, gestaltet sich die Quartierfrage schwierig. Dennoch hat der DFB bereits Optionen für zwei Anlagen bei der Fifa hinterlegt. Das betrifft Quartiere in Sao Paulo und in Salvador.

Wichtige Kriterien hierbei sind perfekte Trainingsbedingungen und ein Flughafen in unmittelbarer Nähe. Man möchte extrem lange Flüge zu den Spielen vermeiden. Brasilien ist 24-mal größer als Deutschland. „Wir müssen eine Lösung finden, die allen Punkten Rechnung trägt“, sagte Löw.

Erste Konsequenzen hat der Bundestrainer gezogen. Entgegen der üblichen Praxis wird die Nationalmannschaft kein gesondertes Regenerationstrainingslager abhalten. Seit 2006 hatten die Turniervorbereitungen stets mit einer Regenerationswoche mit Familien auf Sardinien, Sizilien oder Mallorca begonnen.

Vor der EM 2012 waren auf Sardinien nur elf von 27 Spielern dabei. Die Spieler von Bayern München, Borussia Dortmund und die Auslandsprofis aus Spanien und Italien stießen erst später zum DFB-Tross hinzu, weil sie noch Pflichtspiele zu absolvieren hatten. Löw hatte damals von einer „zerrütteten Vorbereitung“ gesprochen. Auch vor dem Turnier in Brasilien droht eine unterschiedliche Anreise der WM-Spieler.

Löw strebt eine vierwöchige Vorbereitung an. Demnach müsste er seinen Kader kurz nach dem Bundesligafinale am 10. Mai 2014 zusammenziehen. Fehlen würden jene Spieler, die im Pokalfinale (17. Mai) oder im Champions-League-Endspiel (24. Mai) stehen. Auch die Auslandsspieler wie Sami Khedira, Miroslav Klose und Mario Gomez können frühestens am 19. Mai in die WM-Vorbereitung starten, da die Spielzeiten in Spanien und Italien eine Woche nach der Bundesliga enden. Kommen Per Mertesacker, Lukas Podolski und Mesut Özil (FC Arsenal) oder André Schürrle (FC Chelsea) ins englische Pokalfinale, hätten auch sie noch einen Klub-Einsatz am 17. Mai.

Die offizielle Abstellungspflicht der Fifa beginnt am 19. Mai. Ein Start an diesem Tag würde Löw aber nur rund dreieinhalb Wochen einräumen. Es sei denn, das deutsche Team würde es in die WM-Gruppe H verschlagen. Das würde den eigenen Turnierstart um fünf Tage bis zum 17. Juni verzögern. Unabhängig davon wird der deutsche Tross deutlich früher als üblich nach Südamerika aufbrechen, um sich auf die klimatischen Bedingungen einzustellen.

Die mittelfristige Planung dagegen steht. Nach einem Doppelspieltag in der WM-Qualifikation gegen Irland (11. Oktober in Köln) und in Schweden (15. Oktober) sollen im November zwei Klassiker gegen England und Italien steigen. Vorausgesetzt, auch diese Mannschaften sind bereits für die WM qualifiziert und müssen nicht in die Relegation.

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