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Sport: Im Land der Weltmeister

Aachen bereitet sich auf die Reiter-WM 2006 vor

„Deutschland wird 2006 Weltmeister“ – Michael Mronz kann diesen Satz nicht oft genug sagen. Der 36-Jährige sagt dies aus tiefer Überzeugung und lächelt dabei schelmisch. Der Kölner Unternehmer und Lebensgefährte des FDP-Parteivorsitzenden Guido Westerwelle ist Organisationschef der Weltreiterspiele im kommenden Jahr in Aachen und denkt bei seiner Vorhersage weniger an die Fußballer als an Spring-, Dressur- und Geländereiter. Einen Heimsieg wird es bei den alle vier Jahre stattfindenden Weltmeisterschaften sicher geben. Die erfolgreichste Reiternation der Welt ist noch bei keinem großen Turnier ohne einen Titel nach Hause gefahren. Die Dressur– sowie Springreiterequipe sind prädestiniert für einen oder gar beide Mannschaftstitel. Ein Einzeltitel in wenigstens einer der sieben Reitdisziplinen ist ebenfalls wahrscheinlich. Zudem werden Ludger Beerbaum, Lars Nieberg und Markus Ehning sowie die Dressurreiterinnen Isabell Werth und Ulla Salzgeber im eigenen Land besonders motiviert sein.

Doch nicht nur die Sportler sind schon jetzt ein Garant für erfolgreiche Reiterfestspiele in Deutschland, auch die Aachner Gastgeber sind weltmeisterlich in der Vorbereitung. Das Stadiongelände für insgesamt 60000 Zuschauer in Soers wird ein Schmuckstück für den Pferdesport. Am Mittwoch hat Bundesinnenminister Otto Schily dort mit dem Aachen- Laurensberger Rennverein Richtfest auf dem Reitturniergelände gefeiert. Nicht nur die Tribüne des Hauptstadions wird für 40000 Besucher erweitert auch die übrigen Anlagen werden für die WM ausgebaut. Doch auch das wichtigste deutsche Reitturnier, das CHIO Aachen, profiert von der WM. „Das Turniergelände wird nicht nur für die WM umgebaut und erweitert“, sagt Schily, „es wird auf Dauer die Pferdesportstätte par excellence in Deutschland und weltweit sein.“

Mronz betont, dass die Umbauarbeiten nicht nur Provisorien für die WM sein sollen, sondern auch langfristig für das Turnier vorgesehen waren. Bis zum CHIO im August sollen sie abgeschlossen sein. Dann sind 15,6 Millionen Euro in das Gelände geflossen. Rund die Hälfte des Geldes stammt vom Land Nordrhein-Westfalen, 2,1 Millionen spendiert der Bund. Den Rest trägt der Verein, ebenso wie die Kosten für das Turnier. „Wir haben einen Gesamtetat von 36 Millionen Euro“, sagt Mronz, „das war ein hohes Risiko für den Verein, als die WM vor drei Jahren vergeben wurden“, sagt Mronz. Doch das Risiko könnte sich rechnen, obwohl bisher alle Weltreiterspiele mit Verlust abgeschlossen haben. Sieben der acht Hauptsponsoren sind bereits unter Vertrag, und auch der bisherige Ticketverkauf erlaubt Optimismus. „Wir werden die ersten mit einer schwarzen Null sein“, sagt Mronz.

Mit rund einer halben Million Zuschauern rechnen die Aachener für die weltweit drittgrößte Sportveranstaltung des Jahres nach den Olympischen Winterspielen in Turin und der Fußball-WM in Deutschland. Und auch die Weltreiterspiele erleben einen Ticketboom. Knapp die Hälfte der Karten sind bereits verkauft, davon 3000 in die USA und 2000 nach Australien. In Jerez 2002 waren so viele Zuschauer da, wie Aachen bereits 483 Tage vorher verkauft hat.

Den Boom erklärt sich Mronz trotz und nicht wegen der Fußball-WM: „Es ist genügend zeitlicher Abstand zur Fußball-WM. Wir haben acht Wochen Abstand.“ Im Marketing würden Fußballer und Reiter zusammenarbeiten. Und in einem will Aachen sogar Vorreiter sein. Die Tickets werden auf Kredit- oder EC-Karten gebucht, mit denen die Zuschauer dann Eintritt bekommen. Davon könnten andere Veranstalter lernen.

Ingo Wolff

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