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Sport: Im Namen des Sponsors

Deutsche Bank Skyliners statt Opel Skyliners – was im Basketball erlaubt ist, ist in vielen anderen deutschen Sportarten nicht denkbar

Berlin - Beim sangesfreudigen Frankfurter Basketball-Anhang scheint vor allem eines gefragt: Flexibilität. Bislang sollten die Hessen ihren Klub als „Opel Skyliners“ anfeuern, doch vom 1. September an wäre das komisch. Von da an firmiert der Meisterschaftszweite unter dem Namen „Deutsche Bank Skyliners“. Schuld daran ist der neue Hauptsponsor. Bei fast allen Vereinen der Basketball-Bundesliga (BBL) ist so etwas inzwischen normal.

Die Vorteile eines verkauften Vereinsnamens seien groß, sagt Söhnke Preuss, Marketing-Manager der Liga. „Man hat enorm hohe Kontaktzahlen für die Sponsoren, schließlich taucht der Name in jeder Berichterstattung auf.“ Beim Meister GHP Bamberg singen die Fans aus Franken sogar „GHP“ – die Abkürzung einer Unternehmensgruppe für Marketing. „Das ist eingefleischt“, sagt Preuss, „der Sponsor bekommt einen hohen Gegenwert für sein Engagement.“ Negative Reaktionen gebe es nicht. Schließlich wüssten die Anhänger, dass ein Klub mit dem Sponsor im Namen eine bessere wirtschaftliche Basis hätte.

Der Kampf Wirtschaftlichkeit gegen Tradition ist im deutschen Basketball längst entschieden. In Österreich gehört das schon seit Jahren im professionellen Mannschaftssport zur Normalität. Dort heißt selbst der Traditionsfußballklub Austria Wien nun Austria Magna, keiner stört sich am sperrigen Namen wie „SCU Seidl Software“. Im deutschen Fußball ist so etwas undenkbar. Eine Umbenennung verbieten die Statuten der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Die Lizenzierungsordnung schreibt vor, dass beim Vereinsnamen „die Aufnahme eines Firmennamens als Zusatz unzulässig“ ist. „Der Klubname ist ein Heiligtum“, sagt DFL-Sprecher Tom Bender. Der Schaden, der bei Umbenennungen entstehe, sei hoch: „So ruiniere ich mir die eigene Marke.“ Und wie verhält sich das bei Bayer Leverkusen? „Die sind mit diesem Namen so gegründet worden“, sagt Bender, „das ist eine andere Geschichte.“

Der hartnäckigste Versuch, einen Klubnamen durch einen Sponsorennamen zu ersetzen, scheiterte am Deutschen Fußball-Bund. Likörfabrikant Günter Mast – von 1972 bis 1985 Sponsor und auch drei Jahre Präsident bei Eintracht Braunschweig – durfte den Verein nicht in „Jägermeister Braunschweig“ umbennen. Zuvor waren Umbenennungen noch lockerer gehandhabt worden. Mitte der Siebzigerjahre hieß der Traditionsklub Westfalia Herne schon mal Westfalia Goldin, nachdem ihn die Benzinfirma zum Aufstieg in die Zweite Liga gesponsert hatte. Doch in der Saison 1978/79 ging die Firma Goldin pleite – Herne stieg ab.

Andere Sportarten haben eine ähnlich zögerliche Haltung wie der Fußball. In der Handball-Bundesliga der Männer gibt es keinen Klub mit einem Sponsor im Vereinsnamen, in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) nun einen: die Düsseldorfer EG heißt seit ein paar Jahren DEG Metro Stars. „Prinzipiell ist so etwas verboten bei uns“, sagt DEL-Geschäftsführer Tripcke. Allerdings bestünde „ein großes Wohlwollen“ von Seiten der Liga bei Anfragen. Nur gab es nach Düsseldorf keine, wohl weil die Vereine ihre Namen als Marke nicht so schnell aufgeben wollen.

Im Basketball gibt es derlei Bedenken nicht. „Es obliegt dem Klub, wie er mit seinem Namen umgeht“, sagt Marketing-Manager Preuss. Eine Umbenennung sei jederzeit möglich, auch mitten in der Saison. Jede Woche ein neuer Name gleich jede Woche ein neuer Schlachtruf auf den Rängen? So weit kommt es wohl nicht, denn ob „Opel“ oder „Deutsche Bank“ – die Frankfurter Fans wollen nur Skyliners rufen. So wie bisher.

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