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Sport: Im roten Bereich

Kombinierer Ronny Ackermann sucht vor der Weltmeisterschaft in Liberec nach seiner Form – wie immer

Berlin - Über die Bundespolizistinnen Anna Häfele und Ulrike Gräßler ist nicht gerade viel bekannt. Von Letzterer weiß man immerhin, dass sie 21 Jahre alt ist und in einem Fragebogen als einziges Hobby „Freunde“ angegeben hat. Der zwei Jahre jüngeren Anna Häfele ist im gleichen Fragebogen ebenfalls „Freunde“ eingefallen. Und „Musik“, immerhin. In den kommenden Tagen aber besteht die Chance, Gehaltvolleres über die beiden jungen Damen zu erfahren. Vor allem, wenn die Skispringerinnen mit einer Medaille von der Sprungschanze in Liberec zurückkehren sollten.

Der Deutsche Skiverband (DSV) dürfte es sehr begrüßen, dass bei den Nordischen Skiweltmeisterschaften, die am Mittwoch in Liberec eröffnet werden, erstmals auch im Frauenskispringen Medaillen vergeben werden. Immerhin hat der Skiverband auf diese Weise eine große Medaillenchance dazugewonnen. Im Langlaufen, dem Skispringen der Männer und der Nordischen Kombination ist zumindest kein Athlet in Sicht, der dem Verband eine Medaille garantieren könnte. Der Kombinierer Ronny Ackermann hatte zwar in den letzten Jahren diese Rolle übernommen, seit 2003 hat er bei jeder Weltmeisterschaft mindestens eine Goldmedaille gewonnen. Doch momentan sucht er nach seiner Form. „Wir sind in der Nordischen Kombination erstmals seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr in einer solch komfortablen Ausgangssituation, wie wir sie sonst vor Großereignissen hatten“, sagt DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller. Auch der Bundestrainer klingt vor dem Massenstart am Donnerstag nicht gerade optimistisch. „Wir sind nur noch am Jong lieren und Flicken, um alle Athleten fit zur Weltmeisterschaft zu bekommen“, sagt Hermann Weinbuch.

Am meisten muss bei Ronny Ackermann geflickt werden. Er nutzte seine langwierige Viruserkrankung, um an seinem Sprungschuh zu basteln. „Das war wichtig, weil ich an meinem Absprung einiges verändert habe, da muss der Schuh natürlich passen“, sagt Ronny Ackermann. Allerdings wirkt die krankheitsbedingte Pause beim vierfachen Weltmeister vor allem beim Langlaufen nach. „Zurzeit ist es so, dass ich praktisch vom ersten Meter an im roten Bereich unterwegs bin“, sagt er. Sein Puls war beim Laufen regelmäßig zu hoch, inzwischen verzichtet er auf einen Pulsmesser. „Ich achte lieber wieder etwas mehr auf mein eigenes Körpergefühl.“

Nur das Wettkampfprogramm dürfte sich als Vorteil für den 31 Jahre alten Kombinierer erweisen. Zum ersten und wohl auch letzten Mal beginnt die WM mit einem Massenstart. Anschließend müssen zuerst der Langlauf über 15 Kilometer und dann zwei Durchgänge im Skispringen absolviert werden. Abgesehen von dieser Ausnahme ist dieser Modus vom Internationalen Skiverband vor dieser Saison abgeschafft worden. Jeder Weltcup wird nun mit einem Sprung und einem Langlaufrennen über zehn Kilometer entschieden. „Der Massenstart als erster Wettbewerb kommt uns ganz gelegen, weil Ronny Ackermann hier relativ viel über das Springen wettmachen kann“, sagt Hermann Weinbuch.

Womöglich muss er doch auf andere Athleten vertrauen. Vor allem auf Björn Kircheisen, der bei Weltmeisterschaften vier Silber- und eine Bronzemedaille gesammelt hat und im Gesamtweltcup auf Rang drei liegt. Tino Edelmann als Achter und Eric Frenzel als 16. zählen ebenfalls zum vorderen Feld im Weltcup. Die besten Chancen auf eine Medaille dürften daher im Teamwettbewerb bestehen. Doch Ronny Ackermanns Probleme können auch als gutes Omen für die Einzelwettbewerbe gelten. 2005 stimmten bei ihm vor der Weltmeisterschaft in Oberstdorf Absprungtechnik und Sprungschuh nicht. 2007 kämpfte er vor der Weltmeisterschaft mit dauerhafter Müdigkeit – und siegte jeweils.

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