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Sport: Im Schockzustand

Der 1. FC Union legt seine Stadionpläne zu den Akten

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin. An ein neues Stadion verschwendet Jürgen Schlebrowski kaum Gedanken. Das Thema habe „derzeit keine Priorität“, sagt der Präsident des Fußball–Zweitligisten 1. FC Union. Mit dieser Meinung steht er im krassen Gegensatz zu seinem Amtsvorgänger Heiner Bertram. Der hatte von Architekten schon ein Modell für eine neue Alte Försterei entwerfen lassen. 30 Millionen Euro sollte der Stadionneubau kosten, zehn Millionen davon wollte Union in Eigenregie übernehmen. Für Schlebrowski eine Milchmädchenrechnung. „Wir müssten pro Saison rund 50 000 Zuschauer mehr haben, um allein die Zinsen für die 10 Millionen Euro zu bezahlen“, hat er nachgerechnet. Also bleibt die Alte Försterei so, wie sie ist: baufällig, wenig komfortabel, ein bisschen provinziell – und trotzdem wunderbar stimmungsvoll.

Dass der Zustand des Stadions in der Wuhlheide erbärmlich ist, blieb freilich auch Schlebrowski nicht verborgen. „Spieler, die neu zu uns kommen, und sei es nur zu einem Probetraining, die geraten ja in eine Art Schockzustand, wenn sie unsere Anlagen sehen“, sagt der Präsident und fordert „eine Infrastruktur, die einem Profiverein angemessen ist“. Und wenn es in ferner Zukunft durch einen privaten Investor tatsächlich einen Neubau geben sollte, dann stellt sich Union jetzt die Errichtung einer Mehrzweckarena vor, die, so Schlebrowski, „natürlich auch die Atmosphäre verändern würde“.

Das neue Präsidium ist sehr wenig erbaut darüber, dass von den Vorgängern im Sommer vorigen Jahres die Chance vertan wurde, die Gegengerade im alten Stadion mit öffentlichen Mitteln zu sanieren. „Das Geld ist nicht genommen worden, weil man zu sehr auf ein neues Stadion fixiert war“, kritisiert Schlebrowski.

Dass Union eines Tages von der DFL wegen Sicherheitsbedenken beim Stadion zum Umzug gezwungen wird, etwa in den ungeliebten Jahnsportpark, ist nicht zu befürchten. „Meist gibt es vor der Saison doch nur geringfügige Beanstandungen, die ohne großen finanziellen Aufwand zu beseitigen sind“, sagt Presseprecher Lars Töffling.

Vielmehr drückt den Vorletzten der Zweiten Liga, der am Sonntag (15 Uhr, Alte Försterei) gegen Mainz 05 in die Rückrunde startet, die Erstellung des Lizenzantrags für die Saison 2004/05. Das Zahlenwerk muss spätestens bis zum 15. März fertig sein und der DFL vorgelegt werden. Um einen ausgewogenen Etat zu erstellen, kündigt Schlebrowski drastische Sparmaßnahmen im Spielerbereich an. „Nur noch ein Drittel des möglichen Einkommens wird in Zukunft das Grundgehalt ausmachen, der Rest wird leistungsbezogen sein“, sagt Schlebrowski. Dabei kommt dem Klub entgegen, dass am Saisonende neun Spielerverträge auslaufen. Der Etat, der mit rund 6,5 Millionen Euro für die laufende Saison im mittleren Bereich der Liga angesiedelt ist, soll aber keineswegs radikal gekürzt werden. Das Geld, das durch die Reduzierung der Kosten für die Mannschaft verfügbar wird, will Union zur Tilgung der Schulden verwenden.

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