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Sport: Im siegreifen Alter

Der 34-jährige Robbie McEwen siegt bei der Tour zum dritten Mal im Sprint

Machen zwei Jahre den Unterschied aus? An Erik Zabels 36. Geburtstag feierte der 34-jährige Robbie McEwen bereits seinen dritten Spurtsieg bei der 93. Tour de France. „Es heißt, wenn du älter wirst, dann wirst du langsamer“, sagt McEwen mit breitem Grinsen. „Ich werde nicht langsamer. Ich bin 34.“ Seit dem 24. Juni. Die explosive Beschleunigung des Australiers auf den letzten fünfzig Metern dominiert die Massensprints 2006. Der dritte Triumph auf der sechsten Etappe war klar und eindeutig.

Der lange Belgier Gert Steegmans, der tempostarke Anfahrer des Teams Davitamon-Lotto, riss schon die Arme hoch, da hatte sein Chef die Ziellinie noch nicht erreicht. Aufrecht auf dem Rad sitzend hatte Steegmans den besten Blick und sah, dass selbst sein berühmter Landsmann Tom Boonen beim Finish chancenlos war. Um zwei Radlängen wurde der Weltmeister distanziert. Das sind Welten in einem Sprintfinale, in dem oft genug Reifenbreiten über ersten und zweiten Platz entscheiden. McEwens erste Reaktion hinter der Ziellinie war denn auch der spontane Dank an Steegmans. McEwen umarmte seine „Zugmaschine“. „Vorbereitung, System und Timing waren perfekt.“ Der 25 Jahre alte Tour-Debütant rollte noch auf den neunten Platz aus.

Robbie McEwen spurtet bei seiner neunten Tour in der Form seines Lebens, obwohl er unter den Fahrern der Tour schon zu den alten gehört und bereits 1999 den ersten seiner nun elf Etappensiege errang. „Das ist die beste Tour, die ich je gefahren bin. Letztes Jahr habe ich zwar auch drei Etappen gewonnen, dazu aber 13 Tage gebraucht. Jetzt hat es schon auf den Etappen zwei, vier und sechs geklappt – wie beim Giro.“ Älter und langsamer werden – der Zahn der Zeit nagt nicht an McEwen, sondern an Zabel. An seinem 36. Geburtstag musste der zwölfmalige Etappensieger der Tour erneut erkennen, dass das Alter seiner Spurtkraft das Limit gesetzt hat. Zabel wurde Siebter.

Worüber also sollte ein alter Tour-Haudegen reden an seinem 36. Geburtstag? Über das Alter klagen, über die nachlassende Power in den Beinen? Erik Zabel redete lieber über das Wetter. „Es war ein schöner Geburtstag auf dem Rad. Es war im Juli zwar schon mal wärmer. Aber die erste Woche war toll. Wir können uns nicht über das Wetter beklagen.“ Zabel musste an seinen 35. Geburtstag bei der Österreich-Rundfahrt denken, die er im vergangenen Jahr anstelle der Tour fahren musste: „Das war der kälteste Winter, den ich je im Sommer erlebt habe.“

Für Erik Zabel wird es kaum noch möglich sein, den Traum vom siebten Grünen Trikot noch zu verwirklichen. Robbie McEwen dürfte das „Maillot Vert“ in dieser Form bis Paris verteidigen, wie schon 2002 und 2004.

Der sieggewohnte, aber bei der Tour noch sieglose Tom Boonen dürfte heute im Zeitfahren auch das Gelbe Trikot verlieren. Zeitfahrweltmeister Michael Rogers startet mit nur 21 Sekunden Rückstand auf den Straßenweltmeister zum 52-Kilometer-Kampf gegen die Uhr.

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