zum Hauptinhalt

Sport: Im Spiegel des Tages: Ach, Schnee!

Wir Flachlandtiroler haben es gut in unserer Berlin-brandenburgischen Streusandbüchse. Keine Sturmfluten, keine Überschwemmungen, erst recht keine Schneelawinen.

Wir Flachlandtiroler haben es gut in unserer Berlin-brandenburgischen Streusandbüchse. Keine Sturmfluten, keine Überschwemmungen, erst recht keine Schneelawinen. Alles Unbilden, die großes Unheil anrichten können. An Natur, Haus und Hof, Tier und Mensch. Schlimme Sachen.

Nun gibt es aber Gegenden, da ist alles ganz anders. Etwas weiter nördlich, an Nord- und mitunter auch an der Ostsee beispielsweise. Oder ganz südlich, dort, wo die Berge in den Himmel ragen. Dieser Landstrich war in jüngster Zeit besonders schlimm betroffen. Im Winter, im Frühjahr, im Herbst. Als ob das nicht genug wäre, droht nun weiteres Ungemach.

Wenn sich kein Schnee einstelle, könne das dritte Springen der Vierschanzentournee der Skispringer am 4. Januar in Innsbruck ohne Zuschauer über die Bühne gehen. Oder ganz ausfallen, wie gestern von den Organisatoren verkündet wurde.

Weil bis ins 2000 m hohe Nebelhornmassiv derzeit kaum Schnee vorhanden sei, könnte auch Oberstdorf am 29. Dezember einen Tourneeauftakt wie noch nie in den zurückliegenden 49 Jahren erleben: eine Keramikspur in den Anlauf und Matten mit Wasserberieselung unten im Tal zur Landung. Bedingungen im Winter wie beim Sommer-Grand-Prix der Springer. Zwar hat man Reserven von 150 LKW-Ladungen Schnee für Innsbruck gelagert, doch wären mindestens 450 für eine Präparierung der Anlage am Bergisel nötig.

Im allerschlimmsten Falle sei es denkbar, alle vier Wettbewerbe (noch 1. Januar/Garmisch-Partenkirchen und 6. Januar Bischofshofen) auf Keramik zu veranstalten. Eine Horrorvorstellung, denn im halben Jahrhundert der Tourneechronik war bislang noch nie ein Springen komplett ausgefallen.

Eine Formel 1 des Wintersports wollte der Privatsender RTL aus dem Sport der Vogelmenschen kreieren. Und mit Rekord-Einschaltquoten möglichst bald in die Gewinnzone springen. Auch für die beteiligten Verbände sowie für die Gastgeberorte würden sich die Kassen füllen. All das könnte Schnee von gestern werden - wenn nicht bald Schnee fällt.

Ernst Podeswa

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false