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Sport: Im Spiegel des Tages: Der heiße Monat

Wenn im Fußball jemand vom heißen Monat spricht, ist für gewöhnlich der Mai oder der Juni gemeint. Zu diesem Zeitpunkt entscheiden die letzten Spiele der Bundesliga das Schicksal von Spielern, Trainern und Klubpräsidenten.

Wenn im Fußball jemand vom heißen Monat spricht, ist für gewöhnlich der Mai oder der Juni gemeint. Zu diesem Zeitpunkt entscheiden die letzten Spiele der Bundesliga das Schicksal von Spielern, Trainern und Klubpräsidenten. Nur in Freiburg, wo Gymnasiallehrer Volker Finke (Geschichte, Gemeinschaftskunde, Sport) und die Inflation der Willis (Kobiaschwili, Zkitschwili, Iaschwili, Tobias Willi) ohnehin eine alternative Fußballkultur versprechen, nur in Freiburg verhält es sich anders. Beim Sportclub Freiburg begann der heiße Monat am vergangenen Montag.

Seit Montag muss Trainer Volker Finke feststellen, dass die beiden Tunesier Zoubaier Baya und Adel Sellimi beim Waldlauf die Nachhut bilden, bei Kopfbällen Gefahr laufen, vom Ball verletzt zu werden und bei Sprintduellen nur noch den Zeugwart schlagen. Finke staunt: "Sie sind nicht in der Lage, körperliche Höchstleistungen zu bringen." Die Erklärung für den plötzlichen Leistungsabfall ist der heiße Monat, der auf Arabisch Ramadan heißt. Gläubige Moslems, wie die beiden Tunesier aus Freiburg, müssen sich im Ramadan zwischen Morgengrauen und Sonnenuntergang aller leiblichen Genüsse enthalten. Das heißt: nicht essen, nicht trinken, nicht rauchen und auch keinen Sex haben. Wer kann es ihnen verdenken, dass auch die Lust auf den Ball leidet?

Heute, wenn der SC Freiburg bei Hertha BSC antritt, werden die beiden vom Ramadan geschwächten Fußballprofis sich auf der Ersatzbank ausruhen dürfen. Auf der anderen Seite wird dann ein Bruder im Glauben sitzen, der Iraner Ali Daei. Dieser bringt bei Hertha BSC schon seit geraumer Zeit nicht mehr die Leistungen im Angriff, die sich Herthas Trainer Jürgen Röber einst von ihm versprochen hat. Der Beginn des Fastenmonats dürfte Daei nun gelegen kommen, zumal Röber längst angekündigt hat, dass er im Angriff auf die beiden (evangelischen?) Stürmer Eyjölfur Sverrisson und Michael Preetz setzen wird. "Trainer", könnte Ali Daei jetzt sagen, wenn Röber wieder schimpft, "Trainer, Sie wissen doch, ich habe den heißen Monat."

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