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Sport: Im Spiegel des Tages: Die Sonne schien nur einen kurzen Sommer

Es hat schönere Tage gegeben in der Vereinsgeschichte von Bayer Leverkusen als die zurückliegenden, da viel von Kokain und wenig von Fußball die Rede war. Dabei ist es gerade drei Monate her, dass der trotz seiner finanziellen Potenz nie so recht akzeptierte Verein glaubte, er habe endlich Aufnahme gefunden in die gehobene Gesellschaft.

Es hat schönere Tage gegeben in der Vereinsgeschichte von Bayer Leverkusen als die zurückliegenden, da viel von Kokain und wenig von Fußball die Rede war. Dabei ist es gerade drei Monate her, dass der trotz seiner finanziellen Potenz nie so recht akzeptierte Verein glaubte, er habe endlich Aufnahme gefunden in die gehobene Gesellschaft. Unter dem Beifall der großen Bayern sonnten sich die Leverkusener in der Rolle als Retter des deutschen Fußballs. Aber die Sonne schien nur einen kurzen Sommer.

Spät erst, viel zu spät, ist ihnen aufgegangen, was sie sich da am 2. Juli bei der Inthronisierung Christoph Daums als Bundestrainer und der Installierung Rudi Völlers als Übergangslösung eingebrockt hatten: den Verlust zweier Spitzenkräfte und jede Menge Ärger. Calmund muss sich jetzt schon vorhalten lassen, er habe die Affäre Daum nutzen wollen, um Uli Hoeneß unmöglich zu machen. Andernfalls sei sei er ein Trottel, wenn er denn vier Jahre lang nichts vom vermeintlichen Kokainkonsum seines Trainer mitbekommen habe. Ohnehin gehört nicht viel Fantasie zu der Vorstellung, dass Daums obskure Rolle kaum so schnell aufgeflogen wäre, wenn er nicht für die Öffentlichkeit als desginierter Bundestrainer von herausragendem Interesse gewesen wäre.

Nun ist Christoph Daum weg, und Rudi Völler wird es auch bald sein. Der Mann weiß, was er an der Nationalmannschaft hat: einen spannenden Job, öffentliche Unterstützung und nicht allzu viel Arbeit. Fünf, sechs Spiele im Jahr sind halt etwas anderes als der tägliche Stress auf dem Trainingsplatz, der vielleicht verantwortlich ist für das Schicksal seines Leverkusener Vorgängers und einst designierten Nachfolgers beim DFB. Aus Solidarität zu Daum hat Völler sich lange zurückgehalten. Jetzt ist der Weg frei. Bayer Leverkusen kann es sich schon aus Imagegründen nicht leisten, auf Völlers Vertragserfüllung bis zum Jahr 2003 zu beharren. Ein Verein, der sich aus Eigennutz weigert, der Nationalmannschaft einen Volkshelden als Bundestrainer vorzuenthalten - da sind wir ganz schnell wieder bei den seelenlosen, geldgierigen Pillendrehern.

Bayer steckt in der Klemme, und zwar so tief, dass es schon der Vorstellungskraft eines Stephen Hawking bedarf, um eine Lösung zu finden. Etwa die: Bayer stellt den Spielbetrieb ein und fusioniert mit dem DFB. Die Nationalmannschaft hätte einen Teamchef auf Dauer (Völler), der DFB einen Präsidenten (Calmund) und jede Menge Spieler, um deren Freistellung mit keinem Klub gekämpft werden muss.

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