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Sport: Im Spiegel des Tages: Neue Hoffnung für Berti Vogts

Berti Vogts ist ein Mensch, der seine Wurzeln nicht vergisst. Als er noch für Borussia Mönchengladbach die Kapitänsbinde trug und den Rasen des Bökelbergstadions mit seinen Puma-Stollenschuhen beackerte, erreichte ihn eines Tages ein lukratives Angebot von Ajax Amsterdam.

Berti Vogts ist ein Mensch, der seine Wurzeln nicht vergisst. Als er noch für Borussia Mönchengladbach die Kapitänsbinde trug und den Rasen des Bökelbergstadions mit seinen Puma-Stollenschuhen beackerte, erreichte ihn eines Tages ein lukratives Angebot von Ajax Amsterdam. Berti, der Bodenständige, überlegte lange und entschied sich dann doch, in Mönchengladbach zu bleiben. 419 Bundesligaspiele bestritt Vogts in 14 Jahren, alle für denselben Verein.

Das ist lange her, und vielleicht verändert sich ein Mensch im Laufe mehrerer Jahrzehnte. Berti Vogts, so scheint es, ist immer derselbe geblieben. Umso verwunderlicher, dass Vogts, der früher als Bundesberti gewissermaßen hoheitliche Aufgaben innehatte, nun ernsthaft über eine Flucht aus seiner Heimat nachdenkt. "Vielleicht wandern wir ja auch aus", sagte der viel gescholtene Trainer von Bayer Leverkusen jetzt in einem Interview mit der "Sportbild". Er habe sich mit seiner Frau lange über Deutschland unterhalten, "ob es noch das Land ist, in dem wir leben wollen. In dem wir unseren Sohn aufwachsen sehen wollen. Ich weiß es nicht."

Es ist Berti Vogts wirklich nicht leicht gemacht worden: Erst musste er gezwungenermaßen freiwillig als Bundestrainer zurücktreten, dann wählten seine undankbaren Landsleute seinen Lieblingsbundeskanzler Helmut Kohl aus dem Amt, lieferten das Vaterland dem rotgrünen Chaos aus und zu schlechter Letzt ließ sich Vogts auch noch dazu überreden, das Erbe eines koksenden Kollegen anzutreten - um dafür nun jede Menge Prügel abzubekommen. Da kann man schon ein wenig missmutig werden.

Wie soll man ihn trösten? Vielleicht hat Vogts ein bisschen in der aktuellen Ausgabe der "Sportbild" geblättert: Günter Netzer, sein alter Kumpel aus Gladbacher Zeiten, leistet Abbitte bei einem, der ebenso wie Vogts viel Schelte abbekommen hat. Netzer lobt Andreas Möller. Das ist so, als würde Helmut Kohl seinem Nachfolger Gerhard Schröder huldigen: "Er ist ein Glücksfall für Schalke", schreibt Netzer. Möller hat lange auf sein Glück warten müssen. Berti Vogts wartet immer noch.

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