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Sport: Im Spiegel des Tages: Warum Cottbus die Liga bereichert

Am Anfang überwog die Skepsis. Wie einen neuen Mitschüler hatte die Fußball-Bundesliga den Aufsteiger Energie Cottbus beäugt.

Am Anfang überwog die Skepsis. Wie einen neuen Mitschüler hatte die Fußball-Bundesliga den Aufsteiger Energie Cottbus beäugt. Zumal der neue Klassenkamerad auch ein Exot war. Als östlichster Bundesligaklub und zweiter Verein aus den neuen Bundesländern fiel Cottbus allein schon geographisch und politisch aus der Reihe. Und dann waren da die Protagonisten: Trainer Eduard Geyer, der immer so viel schreit und die Menschen durch seine seltsamen Ansichten in Interviews zum Kopfschütteln animierte. "Man muss auch Dreck sehen können", fordert er von seinen Spielern. Oder Präsident Dieter Krein, der sich schon vor dem ersten Spiel mit den Großkopferten der Liga anlegte. "Sabbelköpfe" schimpfte er die Führungsetage des FC Bayern. Was ist das für ein seltsamer Klub?

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen 33 Spieltage später kennt die Fußball-Bundesliga die Antwort: Energie Cottbus ist in vielerlei Hinsicht ein Bundesligist wie jeder andere. Die zahlreichen Klischees, die vor dieser Saison im Umlauf waren, bestätigten sich nicht. Von wegen rechtsradikale Ossis. Bei Energie Cottbus stehen die meisten Ausländer in der Mannschaft, einmal trat der Klub sogar ohne einen Deutschen in seinen Reihen an. Für den deutschen Fußball mag das keine gute Entwicklung sein, doch ausländerfeindlich lässt sich diese Mannschaftsaufstellung nicht nennen. Auch steht die Bevölkerung hinter dem Vielvölkerteam. Eduard Geyer erwies sich abseits des Fußballplatzes als charmanter Plauderer, der bei seinen Fernsehauftritten dem Klub viele Sympathien verschaffte. Und dann war da noch die Mannschaft. Spätestens nach dem 1:0-Sieg über den FC Bayern München jubelten auch viele Menschen im Westen Deutschlands mit Energie Cottbus. Vielleicht war der Verein nicht immer spielerisch eine Bereicherung für die Liga, doch die Freistöße von Vasile Miriuta sind sehenswert. Genauso wie seine Interviews in holprigem Deutsch nach Spielschluss.

Auch der Kanzler entdeckte Sympathien für Energie Cottbus. "Ich würde mich sehr freuen, wenn Cottbus am Samstag gegen Sechzig punktet und drin bleibt", sagte Gerhard Schröder in München. Mit dieser Meinung dürfte er nach dieser Saison nicht alleine stehen.

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