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Sport: Im Spiel der Großen Manchester United könnte bald einen neuen Besitzer haben

London. Als getreue Untertanen Ihrer Majestät tun sich die Protestanten auf der Insel mit dem Protestieren traditionell schwer.

London. Als getreue Untertanen Ihrer Majestät tun sich die Protestanten auf der Insel mit dem Protestieren traditionell schwer. Doch wenn es um existenzielle Dinge geht, lassen sich selbst die Engländer nicht lange bitten: Vor zwei Jahren legten Aktivisten mit einer Blockade von ein paar Tanklastern die Benzinversorgung des ganzen Landes lahm, weil ihnen der Ölpreis zu hoch erschien, vor zwei Wochen kraxelten in Bristol, London und Newcastle ein Dutzend nicht mehr ganz junger Männer in Superheldenkostümen auf Autobahnbrücken, weil sie die Scheidungsrichter dazu bewegen wollten, ihnen mehr Zeit mit ihren Kindern zuzugestehen.

Für den nächsten Monat plant die Independent Manchester United Supporters Association (IMUSA) einen ähnlichen Stunt: Beim Cheltenham Festival, einem der wichtigsten Pferderennen der Saison, will der Fanklub Stimmung gegen die beiden Iren John Magnier und JP McManus machen. Die Rennpferd-Milliardäre haben nach einem Zukauf ihre Anteile an United am vergangenen Mittwoch auf 28,89 Prozent erhöht. Ab 29,9 Prozent wären sie nach den Vorschriften der Londoner Börse dazu verpflichtet, den restlichen Aktionären ein Übernahmeangebot zu unterbreiten. Nicht nur der United-Vorstand ist daher besorgt: „Wir haben ehrlich gesagt keinen blassen Schimmer, was die vorhaben“, wird ein Mitglied im „Observer“ zitiert.

Weil Trainer Alex Ferguson mit seinen ehemaligen Geschäftspartnern vor Gericht um etwa 75 Millionen Euro für Decktaxen des Preishengstes Rock of Gibraltar streitet, wird die Einlassung der Iren von der Basis als persönliche Vendetta gegen den Trainer interpretiert. Der Druck der schwerreichen „Coolmore Mafia“ hat zwar nicht gereicht, um Sir Alex aus dem Amt zu jagen, doch der jähzornige Schotte musste sich peinliche Fragen zu Transfer-Kommissionen gefallen lassen sowie eine Vertragsverlängerung zu deutlich schlechteren Konditionen akzeptieren.

„Magnier und McManus sind geldgierige Spekulanten, die kein Interesse an Manchester United haben, keine Fans sind und keine Spiele besuchen“, klagte die IMUSA vor dem Liga-Spiel gegen Southampton auf einem Flugblatt. Doch der Unmut der Fans könnte die Falschen treffen, denn seit ein paar Tagen macht ein neuer Akteur den Iren die Rolle des Bösewichts streitig. Nachdem Malcolm Glazer seine United-Anteile am Donnerstag auf 16,3 Prozent erhöht hat, rechnet man im Londoner Finanzbezirk mit einem Übernahmeangebot des Amerikaners, der bereits das Footballteam Tampa Bay Buccaneers besitzt. Die Aufsichtsbehörde sah sich am Montag sogar veranlasst, eine „offer period“ für United vorzuschreiben: Bis Glazer sich konkret für oder gegen eine Übernahme ausspricht, dürfen Vorstandsmitglieder nicht mit Aktien handeln.

Fans der Buccaneers nennen Glazer liebevoll den „Leprechaun“, einen irischen Kobold, was hauptsächlich mit seiner kleinen Statur, dem roten Bart und damit zu tun hat, dass er ihnen alle Wünsche erfüllt. Mit 15 erbte er die Uhrenfabrik seines Vaters, mit Investitionen in Immobilien, Öl und Gas wurde er zum Millionär. 1995 kaufte er für 190 Millionen Dollar die Buccaneers, bis dahin der Inbegriff des Verliererteams, und machte den Klub zu einem der erfolgreichsten der NFL. 2002 gewann Tampa den Super Bowl. Einer seiner drei in der Firma beschäftigten Söhne soll ein United-Fan sein, doch Genaues weiß man nicht.

In einem Statement drückte Glazer Anfang der Woche seine Bewunderung für United aus, brachte aber in der wichtigsten Frage keine Klarheit. „Wir überdenken unsere Option; darunter sind ein mögliches Angebot oder ein Verkauf der Aktien“, verkündete die Familie.

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