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Sport: Im Süden nichts Neues

Für die Manager begann die Arbeit erst, als die Ball spielende Belegschaft schon unter der Dusche stand. Uli Hoeneß bewegte sich von links nach rechts durch den Korridor, den Journalisten gebildet hatten, Reiner Calmund drückte sich von der anderen Seite durch die Menschenmasse.

Für die Manager begann die Arbeit erst, als die Ball spielende Belegschaft schon unter der Dusche stand. Uli Hoeneß bewegte sich von links nach rechts durch den Korridor, den Journalisten gebildet hatten, Reiner Calmund drückte sich von der anderen Seite durch die Menschenmasse. Zehn Minuten dauerte es, bis sich die beiden trafen, in der Mitte etwa, und geduldig wiederholten sie das, was sie zuvor schon einige Male gesagt hatten. Bei Hoeneß klang es so: "Anfangs waren wir ein wenig gehemmt, aber nach zehn Minuten habe ich gesehen, das wird so, wie es immer ist, wenn Leverkusen hier spielt: mit den Hosen voll." Calmund stand daneben und sagte nach der achten Niederlage der Leverkusener im Münchner Olympiastadion hintereinander: "Wir kommen wieder hierher. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir hier noch mal punkten, bevor ich in Rente gehe." Es waren die zentralen Botschaften des ungefährdeten 2:0 des FC Bayern München über Bayer Leverkusen.

Zum Thema Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Wie das vorherige Spiel nährten die anschließenden Kommentare den Verdacht, das Ganze sei nur eine Re-Inszenierung eines der letzten sieben Heimspiele der Bayern gegen den rheinischen Rivalen gewesen. Trotz großspuriger Ankündigungen, trotz zuletzt sieben siegloser Ligaspiele der Bayern hatte sich der Gast hartnäckig geweigert, endlich einmal couragiert in München aufzutreten und etwas für die Tabellenführung zu tun. Dabei war zum Spitzenspiel prominenter Besuch erschienen. Befreiend schien die Anwesenheit Edmund Stoibers zunächst jedoch auch nicht auf die zuletzt gehemmte Bayern-Elf zu wirken.

Nachdem der Landesvater kurz nach Spielbeginn die Begrüßungsarie der anderen Ehrengäste hatte über sich ergehen lassen, fühlte er sich wohl an das Treffen der Sicherheitsexperten erinnert, das München an diesem Wochenende in Atem gehalten hatte. Die Stärkung der Defensive war das unübersehbare Ziel aller Teilnehmer, ansehnliche Demonstrationen der Offensivabteilungen wurden im Keim erstickt. 25 Minuten dauerte es, bis sich Giovane Elber erstmals durch das Dickicht der Leverkusener Deckung schlängelte, doch Torwart Hans-Jörg Butt parierte. Kurze Zeit sah es so aus, als sollte dies das Signal zu einer Münchner Angriffsserie werden. Zunächst setzte Mehmet Scholl einen Schuss aus 30 Metern knapp am Kasten der Leverkusener vorbei, bevor bei Carsten Janckers Großchance nur die eigene Eitelkeit einer Führung im Weg stand. Sechs Meter vor dem Tor war der Nationalspieler plötzlich aufgetaucht, doch anstatt den Ball an Butt vorbei ins Netz zu schieben, probierte er sich erfolglos per Lupfer.

Die Gäste ließen im ersten Durchgang keinen Zweifel daran, dass sie lediglich darauf bedacht waren, den Vorsprung von acht Punkten auf den Konkurrenten zu verteidigen. Nur Abwehrmann Diego Placente war mit einigem Wohlwollen ein Torschuss zu unterstellen. Nach der Pause bestraften die Bayern die Passivität ihres Gegners. Nachdem er zunächst noch drei gute Möglichkeiten vergeben hatte, und Elber schon dachte, "das wird heute nichts mehr mit mir", erzielte der Brasilianer nach einer von Stefan Effenberg und Thomas Linke glänzend ausgeführten Freistoß-Variante die verdiente Führung.

Und es wurde nachgelegt: Jens Nowotny stoppte den starken Sagnol regelwidrig im Strafraum, den fälligen Elfmeter verwandelte Stefan Effenberg souverän. Der Bayern-Kapitän, zuletzt wegen allzu mäßiger Leistungen umstritten im Münchner Team, gewann auch das Duell mit seinem Nachfolger Michael Ballack, der über die gesamten 90 Minuten blass blieb. Dessen künftiger Coach sah es ihm nach: "Für uns war es sehr wichtig, heute unsere Pflicht zu erfüllen. Doch wir dürfen jetzt nicht allzu weit nach vorne schauen. Wichtig ist, dass wir die Spannung aufrechterhalten", sagte Ottmar Hitzfeld. Nach der nächsten Pflichtaufgabe am Mittwoch beim FC St. Pauli kommt am Sonnabend mit Borussia Dortmund gleich der neue Spitzenreiter ins Olympiastadion. Vielleicht wird sich auch Edmund Stoiber wieder einfinden. Noch freut er sich über Siege der Roten.

Daniel Pontzen

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