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Sport: Im Team zur Einzelmedaille

Stabhochspringer Danny Ecker holt mit Hilfe seiner Kollegen WM-Bronze

Noch einmal über die Latte und Weltmeister. Oder: Die Latte mit sich herunterreißen in die Tiefe und Platz fünf. Andere Möglichkeiten als diese beiden hatte Björn Otto nicht im weltmeisterlichen Stabhochsprung-Wettbewerb, er war der letzte Springer. „Bloß nicht überpacen, bloß nicht zu schnell anlaufen“, dachte er sich. Neben der Bahn stand sein Mannschaftskollege Danny Ecker und dachte etwas ganz anderes, wie er später erzählte: „Ich bin ja eigentlich immer fair und freue mich für die anderen, aber in diesem Moment habe ich mir nicht gewünscht, dass er es schafft.“ Denn auch für Ecker gab es nur zwei Möglichkeiten: Schafft es Otto, wird er Vierter. Oder: Reißt Otto die Latte, gewinnt Ecker Bronze. Dann lief Otto an – und scheiterte. Still freute sich Ecker über Bronze. „Ich bin sehr froh, dass der Bann gebrochen ist, das möchte ich erst einmal genießen“, sagte Ecker.

Denn es ist nicht irgendeine Medaille, sondern tatsächlich die erste überhaupt, die deutsche Stabhochspringer bei einer WM gewonnen haben. Kurios ist das vor allem, weil das Rheinland eigentlich das europäische Ballungszentrum der Stabhochspringer ist, mit dem Dormagener Otto, dem Leverkusener Ecker und dem Kölner Tim Lobinger. Alle drei schafften in diesem Wettbewerb in Osaka die 5,81 Meter, Lobinger kam von ihnen wegen der höheren Zahl an Fehlversuchen auf Platz acht. Dennoch wollte er gerne nach dem Wettbewerb der Pressesprecher sein: „Früher lief es bei uns immer nach dem Motto: Hose voll, Hände leer. Aber jetzt haben wir eine Medaille. Mal sehen, was in Zukunft noch möglich ist.“ Die Medaille hat auch einen angenehmen Nebeneffekt, weil sie kurz vor Ende der Weltmeisterschaften belegt, dass es die deutschen Leichtathleten nicht nur mit großen Würfen aufs Siegerpodest schaffen.

Ecker hat sich seine Bronzemedaille vor allem mit Ruhe und Konstanz verdient. In der Halle wurde er in diesem Jahr schon Europameister und gewann im Freien den nationalen Titel. In Osaka meisterte er die ersten drei Höhen 5,51, 5,66 und 5,81 Meter ohne Fehlversuch. Die 5,86 Meter ließ er dann nach einem Fehlversuch aus, schaffte es dann aber nicht über die 5,91 Meter. Nur zwei Springer kamen höher als Ecker, auf 5,86 Meter: der neue Weltmeister und Weltjahresbeste Brad Walker aus den USA und der Franzose Romain Mesnil.

Wenn es eine Teamwertung gäbe, die deutschen Stabhochspringer hätten sie souverän gewonnen. Nicht nur durch ihre drei Platzierungen unter den ersten acht. Zwischendurch machten die drei das Stabhochspringen fast zu einem richtigen Mannschaftssport. Ecker zeigte Lobinger den Wind an, Lobinger zeigte Otto den Wind an, alle drei berieten sich untereinander. „Das ist eigentlich genau die Atmosphäre, die ich mir für einen Wettkampf wünsche“, sagte Ecker. Es hat ein bisschen Zeit gebraucht, bis die Stimmung so wurde, wie sie in Osaka war. Im vergangenen Jahr hatte Lobinger Otto noch dafür beschimpft, dass er ihn bei einem Wettkampf nicht hatte gewinnen lassen, es sei schließlich für ihn um einen Jackpot in Höhe von 50 000 Euro gegangen und für Otto um nichts. „Das haben wir längst ausgeräumt“, sagt Lobinger. Auch schon im vorbereitenden Trainingslager der deutschen Leichtathleten in Shibetsu seien sie eine Einheit zu dritt gewesen. „Es klappt richtig gut mit uns“, sagte Lobinger, „Jeder von uns ist jetzt in festen Familienverhältnissen. Dadurch machen wir privat etwas weniger zusammen, aber die Stimmung zwischen uns ist dadurch eher herzlicher und intensiver geworden.“ Und ganz nebenbei sind sie so gut gesprungen wie noch nie bei einer Weltmeisterschaft.

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