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Timo Hildebrand freut sich auf seine Chance, bei Schalke 04 an alte Erfolge anzuknüpfen

© dpa

Im Tor von Schalke: Hildebrands Weg zurück in die Zukunft

Schalkes Timo Hildebrand kann sich nach der Verletzung von Lars Unnerstall nicht nur in der Europa League gegen Viktoria Pilsen zeigen. Für den einstigen Nationaltorwart ist es die Chance, die Vergangenheit hinter sich lassen.

Da ist sie nun, die Chance von Timo Hildebrand, sich wieder auf der großen Fußballbühne zu beweisen. Plötzlich steht er wieder im Mittelpunkt und kann mit dazu beitragen, dass Schalke 04 den Einzug ins Achtelfinale der Europa League schafft. Am Donnerstagabend ist er die Nummer eins in Gelsenkirchen, wenn es gegen Viktoria Pilsen geht (ab 21 Uhr, im Live-Ticker bei Tagesspiegel.de). Darauf hat er lange warten müssen.

Seine Odyssee begann nach dem geplatzten Vertragspoker mit dem VfB Stuttgart nach der Meisterschaft 2007. Der 32-Jährige war Vize-Kapitän und mit einer Serie von 884 Bundesliga-Minuten ohne Gegentor zwischenzeitlich Bundesligarekordhalter. Dann kam der Wechsel zum FC Valencia. Dort angekommen musste er sich neben dem Konkurrenzkampf mit Publikumsliebling Santiago Canizares auch mit stetigen Trainerwechseln abfinden. Kein leichtes Unterfangen für einen Spieler der als sensibel gilt und das Vertrauen seines Trainers braucht.

Trotz der schwierigen Umstände hatte er auch mit Valencia Erfolg. Als Stammtorhüter gewann er in seiner ersten Saison die Copa del Rey, den spanischen Pokal. Dabei setzte sich Valencia im Halbfinale nach einem 1:1 im Camp Nou und einem 3:2 daheim gegen den FC Barcelona durch. Besonders nach dem Hinspiel wurde Hildebrand gefeiert und von spanischen Medien einstimmig zum Mann des Spiels gewählt. Mit vierzehn Glanzparaden in einem Spiel brachte er Barcelona zum Verzweifeln und stellte einen neuen spanischen Rekord in der Glanzparadenstatistik der spanischen Zeitung Marca auf. Doch letztendlich sorgten die ständigen Trainerwechsel und das damit verbundenen "Chaos in Valencia", wie Hildebrand die Situation im Klub bezeichnete, für seinen Abgang.

Nach der Rückkehr in die Bundesliga geht es weiter bergab

Seine Rückkehr in die Bundesliga zu 1899 Hoffenheim verlief ebenfalls wenig glücklich. Als er 2009 beim damaligen Herbmeister mit großen Erwartungen aufschlug, konnte er die Auflösungserscheinungen, des in der Hinrunde so grandios aufspielenden Aufsteigers, nicht verhindern. Durch seine nicht gerade diplomatische Art, die Missstände anzusprechen und eigene stagnierende Leistungen, geriet er auch in Hoffenheim aufs Abstellgleis.

Nach einem Angebot vom FC St. Pauli, das er ablehnte, entschied sich der gebürtige Wormser erneut für das Ausland. Diesmal versuchte er es bei Sporting Lissabon, sagte aber später, es sei ihm " relativ schnell klar geworden, dass es da nicht weitergeht". Der Tiefpunkt war erreicht: "Man kann schon sagen, dass ich mental down war und keine Lust mehr am Training hatte", erklärte er seinerzeit der FAZ.

Als vereinsloser Torhüter entschloss er sich wiederum nach Deutschland zurückzukehren und sein ehemaliger Coach aus Stuttgarter Zeiten Armin Veh erlaubte ihm, bei Eintracht Frankfurt mitzutrainieren um sich fit zu halten. Nur eine Stunde Autofahrt von seiner Heimatstadt Worms entfernt.

Dann kam ein Anruf aus England und Hildebrand flog nach Los Angeles, um beim Trainingslager von Manchester City vorzuspielen. Bei dem Spitzenklub war die Position des zweiten Torhüters vakant, doch letztendlich fiel die Entscheidung gegen Hildebrand aus. Ein weiterer Tiefschlag für den siebenmaligen Nationalspieler. Doch dann hatte er zur Abwechslung mal Glück, resultierend aus dem Pech eines anderen. Nach der Verletzung von Stammkeeper Ralf Fährmann erinnerte sich der Schalker Manager Horst Heldt an seinen ehemalige Stuttgarter Teamkollegen und holte ihn im Oktober als Ersatztorhüter für den jungen Lars Unnerstall nach Gelsenkirchen.

Sein Pflichtspieldebüt für Schalke 04 gab Hildebrand bereits am 14. Dezember auch in der Europa League, beim 3:0 Sieg bei Maccabi Haifa und deutete durch einen gehaltenen Elfmeter seine Klasse an. Nachdem sich nun auch Lars Unnerstall schwer verletzt hat und länger ausfällt, scheint Hildebrands Zeit gekommen. Nun sagt er: "Ich hatte eine schwierige Phase vor Schalke, aber ich lebe jetzt hier und will meine Karriere fortsetzen." Er wirkt entspannt, weil er sich nun beweisen kann und wieder gebraucht wird. Zuerst in der Europa League und dann am Sonntag beim FC Bayern München. Und vielleicht kann er auch die angeschlagenen Bayern mit Glanzparaden zur Verzweiflung bringen, wie einst den FC Barcelona. (mit dapd)

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