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Sport: Im Zweifel für die Alten

Warum Rudi Völler nur wenig Mut zu Experimenten hat

Neu-Isenburg. Christian Wörns kam nicht weit. An der Rezeption wurde er eingekeilt von Journalisten und Fernsehleuten. Vielleicht war der Dortmunder selbst ein bisschen überrascht über das rege Interesse an seiner Person: Wörns ist mittelalt (30), hat mittelviele Länderspiele bestritten (39), und manche sagen, er spiele eigentlich auch nur mittelgut Fußball. Trotzdem stürzten sich alle auf Wörns, den Mann der Mitte.

„Christian war ja mit Marko Rehmer einer der großen Pechvögel der WM“, sagte Rudi Völler, Teamchef der Nationalmannschaft. Rehmer, Verteidiger von Hertha BSC, spielte bei der Weltmeisterschaft nur eine Halbzeit lang, Wörns, als Abwehrkraft beim Deutschen Meister Borussia Dortmund engagiert, überhaupt nicht. Kurz vor dem Abflug nach Asien hatte er sich verletzt abgemeldet. Die Blessur am Knie „war schwieriger, als viele dachten“, wie Völler sich gestern ausdrückte. Ein solcher Hinweis scheint notwendig zu sein, weil Wörns längst unter Verdacht steht, sich vor Einsätzen im Nationaltrikot taktische Verletzungen zuzuziehen. „Bild“ zieh ihn gar der Drückebergerei.

Vor acht Monaten gegen Israel hat Christian Wörns sein letztes Länderspiel bestritten, seine Erinnerung aber hat schon vor einem Jahr, nach dem 0:0 gegen die Finnen in Gelsenkirchen, ausgesetzt. Vielleicht liegt das daran, dass die Kombination Wörns-Nationalelf nicht immer glücklich war. Wörns selbst hat bereits öffentlich seine Gedanken ausgesprochen, wenn er nach Länderspielen ständig kritisiert werde, müsse er sein Engagement überdenken. Doch anstatt nach der erfolgreichen WM stillschweigend auf Wörns zu verzichten, hat Teamchef Völler vor den beiden Länderspielen gegen Bosnien und die Färöer die erfolgreiche Wiedereingliederung des Dortmunders betrieben. „Er hat nach seiner Verletzung erstklassige Leistungen gebracht“, sagte der Teamchef.

Das ist typisch für Völler, dem ein Beharrungsvermögen nachgesagt wird wie einer todesängstlichen Stubenfliege, die auf der Suche nach der Freiheit immer wieder gegen ein geschlossenes Fenster anfliegt. Im Zweifel für die Alten, lautet Völlers Einstellung, vor allem dann, wenn es ernst wird. In Freundschaftsspielen wie dem am Freitag in Bosnien (20.30 Uhr, live in der ARD) darf sich der begabte Nachwuchs wie Arne Friedrich, Tim Borowski oder Fabian Ernst Hoffnungen auf einen Einsatz machen. „Ich werde schon ein bisschen experimentieren“, sagte Völler, der auf Christoph Metzelder und den grippegeplagten Michael Ballack verzichten muss.

Aber wenn es am Mittwoch gegen die Färöer um Punkte für die EM-Qualifikation geht, wird er wohl auf bewährte Kräfte setzen. Christian Wörns werde „auf jeden Fall am Freitag spielen und wahrscheinlich auch am Mittwoch“, sagte Völler. Wörns selbst teilt diese Einschätzung. Er sagte: „Auf meiner Position gibt es ja nicht so viele Alternativen.“ Stefan Hermanns

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