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Sport: Im Zweifel pragmatisch

Gladbachs Trainer Advocaat ist so etwas wie der Anti-Holländer

Es hat nicht lange gedauert, bis Dick Advocaat auch die letzten Fußball-Romantiker gründlich desillusioniert hat: Er brauchte dazu gerade 90 Minuten. Nach seinem ersten Spiel als Trainer von Borussia Mönchengladbach hat Advocaat gesagt, dass das Ergebnis sehr erfreulich sei. Ein 1:1 hatten die Gladbacher bei Mainz 05 erreicht, während des gesamten Spiels aber nur zweimal auf des Gegners Tor geschossen. Advocaat war trotzdem zufrieden.

Borussias neuer Trainer ist Holländer, und Holländer gelten als Anhänger eines offensiven und wagemutigen Stils. Advocaat aber steht eher für Pragmatismus. „Das ideale Spiel ist, wenn man gewinnt“, sagt er. Mit dieser Einstellung ist er so etwas wie der Anti-Holländer. Seit der WM 1974 wird das schöne Spiel in seiner Heimat als Selbstzweck des Fußballs vergöttert: Im Zweifel entscheiden sich die Holländer für eine schöne Niederlage – und gegen einen hässlichen Sieg.

Mit seinem Pragmatismus musste Advocaat als Bondscoach zwangsläufig den Unmut seiner Landsleute erregen. Letztlich entzündete sich der Konflikt daran, ob Hollands Nationalelf mit drei oder zwei Stürmern spielen solle. Advocaat präferierte die Zweier-Lösung, weil ihm ein Überangebot an Mittelstürmern zur Verfügung stand, deren Stärken er besser einbringen wollte. Auf öffentlichen Druck aber kehrte er kurz vor der EM zum traditionellen 4-3-3 zurück. Doch Advocaat ist in dieser wie in allen anderen Fragen kein Dogmatiker. „Welches System man spielt, hängt von den Qualitäten der Spieler ab“, sagt er. In Gladbach sind die Spieler ans 4-4-2 gewöhnt, trotzdem wird Advocaat wohl nach der Winterpause auf 4-3-3 umstellen. „Das hat den Vorteil, dass man früher und ein bisschen weiter vorne Druck auf den Gegner ausüben kann.“ Mit holländischer Romantik hat das nichts zu tun.

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