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© König

Immanuel McElroy: Albas bodenständiger Flieger

Der athletische Immanuel McElroy soll Albas Basketballer in den Play-offs wieder zum Titel führen. Am Sonntag trifft Alba im ersten Play-off-Viertelfinalspiel in der Arena am Ostbahnhof auf Paderborn.

Berlin - Immanuel McElroy kann von Glück sagen, dass seine Kinder Nachtschwärmer sind. Egal wie spät abends Alba Berlins Basketballprofis antreten, der zweijährige Garius, der neunjährige Immanuel junior und die elfjährige Kiara sitzen immer auf der Tribüne und essen anschließend im Vip-Raum zu Abend. Eine Regel ohne Ausnahme. Dass die beiden Älteren am nächsten Tag übermüdet in der John-F.-Kennedy-Schule hocken, sei nicht zu befürchten, meint McElroy: „Wir wohnen direkt neben der Schule.“ Seit er vom Nordbahnhof nach Zehlendorf gezogen ist, können die Kinder länger schlafen, wenn sie ihren Vater abends angefeuert haben. Der 29-Jährige braucht seinen persönlichen Fanklub, „meine Familie treibt mich an“. Nach jedem seiner Körbe folgt eine Handbewegung Richtung Tribüne, wo seine Familie sitzt.

Nicht zuletzt wegen seiner Kinder hat der US-Amerikaner Anfang der Woche seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag um ein Jahr verlängert, mit Option auf ein weiteres Jahr. Vor 15 Monaten erst zog die Familie aus Köln nach Berlin, nun schon wieder eine neue Stadt, eine neue Schule? Das kam für Albas Leistungsträger nicht infrage, zumal auch sportlich alles stimmt. „Ich hatte einige andere Angebote, aber ich bleibe in Berlin, solange Alba mich haben will“, sagt der Flügelspieler, über den beim Basketball-Bundesligisten nur in Superlativen gesprochen wird. Sportdirektor Henning Harnisch schwärmt von McElroy als „Vorzeigeprofi mit außergewöhnlicher Athletik“, der immer stark spiele und sich in entscheidenden Spielen noch einmal steigern könne.

Das kann er schon am Sonntaga wieder beweisen, wenn Alba im ersten Play-off-Viertelfinale auf die Paderborn Baskets trifft (17 Uhr, Arena am Ostbahnhof). Eine Mannschaft, die Alba in dieser Saison dreimal geschlagen hat, zuletzt vor zehn Tagen mit 82:65. Die Möglichkeit, den Gegner zu unterschätzen, sieht McElroy durchaus. „Es kann gefährlich sein, dass wir dreimal gewonnen haben. Wir müssen fokussiert sein und gleich das erste Spiel gewinnen“, sagt er.

Das sollte klappen, wenn McElroy auftrumpft wie etwa beim Überraschungssieg in der Europaliga in Badalona, wo er 26 Punkte machte, sich nur einen Fehlwurf leistete und zum besten Akteur des gesamten Spieltags gekürt wurde. Dieser Sieg war entscheidend für Albas Einzug in die Zwischenrunde. Wo er ist, darf McElroy feiern: Zwei deutsche Meistertitel und drei Pokalsiege gewann er seit 2005 mit Köln und Berlin und stand in dieser Zeit dreimal im Bundesliga-Allstar-Team. Bei Alba kam er in dieser Saison im Schnitt auf 10,7 Punkte, 4,9 Rebounds, 3,2 Assists und 1,1 Ballgewinne. Unter anderem aus diesen Werten wird die Effizienz ermittelt – McElroy führt diese Kategorie bei Alba deutlich an. „Er gibt uns von allem etwas“, sagt Berlins Spielmacher Steffen Hamann, „man kriegt ihn nicht klein.“

Julius Jenkins, selbst Alba-Hauptfigur, schwärmt von McElroy. „Es ist großartig, mit ihm zu spielen“, sagt er, „er ist sehr bodenständig.“ Bodenständig? McElroy muss lachen. Er, der auf Fremde leicht introvertiert, wenn nicht gar maulfaul wirken kann und alles andere als ein Selbstdarsteller ist, sagt schmunzelnd: „Wir haben viel Spaß und machen Witze. So ist das immer.“

Gewitzelt wurde auch bei Alba, als McElroy Mitte der Woche zum Vormittagstraining nicht auftauchte und telefonisch nicht zu erreichen war. Kaum hat er verlängert, kommt er zu spät, hieß es da. Ernst gemeint hat es keiner, „das passt nicht zu ihm“, sagt Henning Harnisch. Tatsächlich saß McElroy nur beim Physiotherapeuten, eine Kommunikationspanne. Als er tags darauf fast wieder zu spät gekommen wäre, steckte er im Stau – und war immer noch püntklicher als Trainer Luka Pavicevic, der im Berliner Verkehr ebenfalls nicht vorwärtskam.

Bei aller Bescheidenheit ist sich der Amerikaner seiner Fähigkeiten sehr wohl bewusst. Zum dritten Mal in Folge wurde er gerade zum besten Verteidiger der Bundesliga gewählt. McElroy erzählt nicht, wie stolz und dankbar er ist und welch große Ehre ihm doch widerfahren ist. Er sagt: „Ich arbeite hart. Ich denke, ich habe es verdient.“

Helen Ruwald

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