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Sport: Immer gut für eine Überraschung

Von Christoph Daum Der zweite Spieltag hat eines gezeigt: Gutes Teamwork schafft Freiräume für erfolgreiche Individualisten. Was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit.

Von Christoph Daum

Der zweite Spieltag hat eines gezeigt: Gutes Teamwork schafft Freiräume für erfolgreiche Individualisten. Was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Eine Mannschaft, die harmoniert, fordert ihre Besten eben nicht dazu auf, sich unterzuordnen, sondern Überraschendes zu tun. Die Dänen waren insgesamt klasse, ihr Matchwinner hatte dennoch einen n: Jon Dahl Tomasson. Auch die deutsche Mannschaft hat flüssig gespielt, hier hieß der Matchwinner Klose.

Gutes Teamwork geht also nicht zu Lasten der Individualität, sondern fordert sie geradezu heraus. Aber was, wenn die Besten fehlen? Ohne Zinedine Zidane verloren die Franzosen gegen Senegal, und schon heißt es: weil Zidane nicht dabei war. Natürlich ist er ein Weltklassespieler, natürlich ist er eine Bereicherung für jede Mannschaft. Aber Senegal hatte auch keinen vergleichbaren Star und siegte – weil die Mannschaft in einem Punkt stärker war: im Teamwork.

Alles auf einen wichtigen Spieler zu reduzieren, ist gefährlich. Die Franzosen wären deshalb schlecht beraten, würden sie sich die Niederlage allein mit dem Fehlen von Zidane erklären. Der Trugschluss: Eigentlich haben wir ganz gut gespielt, und mit Zidane wird alles wieder gut. Das eine stimmt nicht, und das andere ist gar nicht sicher. Zudem wird Zidane auch im nächsten Spiel gegen Uruguay fehlen.

Einem guten Trainer muss es gelingen, sein Team so variabel aufzubauen, dass der Ausfall eines wichtigen Spielers kompensiert werden kann. Bei einer guten Teamarbeit ist Individualität wichtig, einer muss den entscheidenden Treffer erzielen, doch zehn andere Spieler bereiten ihn vor. Je variabler ein Team spielt, desto schwieriger ist es auszurechnen und zu kontrollieren. Erst so entsteht der Freiraum für die Kabinettstückchen, die das Fußballherz schneller schlagen lassen, vor allem aber für die spielentscheidenden Aktionen.

Ich bin mir sicher: Bei dieser WM werden wir noch so manche Klassemannschaft sehen – und deshalb auch Klassespieler.

Der Fußballlehrer Christoph Daum analysiert an dieser Stelle täglich die WM.

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