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Der Siegeszug geht weiter. Kapitän Sebastian Kehl führt die schwarz-gelbe Parade nach dem Sieg im Revierderby in der Gelsenkirchener Arena an.

© dpa

Sport: Immer schön am Boden bleiben

Selbst nach dem 2:1 gegen Schalke und dem fast sicheren Titelgewinn gibt sich Dortmund zurückhaltend.

Luis ist hochzufrieden, davon darf man ausgehen. Und der Papa ist froh, dass ihm diesmal kritische Kommentare erspart geblieben sind. Der Papa hatte gegen Schalke 04 ein Tor geschossen, damit hat er Luis, fünf Jahre alt, besänftigt. „Mein Sohn hatte mich zuletzt immer dafür kritisiert, dass ich kein Tor geschossen habe“, verkündete der Papa. Er trug bei diesem Geständnis das Trikot von Borussia Dortmund mit dem Namen „Kehl“ auf dem Rücken. Sebastian Kehl hatte mit seinem Treffer zum 2:1 auf Schalke einiges ausgelöst. Erst mal, natürlich, hat er damit seine Mannschaft im symbolisch aufgeladenen Revierderby zum Sieg geschossen. Vor allem aber, viel wichtiger, hat er Borussia Dortmund damit quasi den Meistertitel gesichert.

Nach dem 0:0 von Bayern München gegen Mainz 05 hat der BVB nun acht Punkte Vorsprung auf die Münchner. Eigentlich gäbe es für die Dortmunder nun Grund genug, Euphorie zu zeigen. Die Begeisterung der BVB-Verantwortlichen klingt so: „Wir sind dem Titel ein Stück näher gekommen“, sagt Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke. Und Trainer Jürgen Klopp: „Ich habe zwar kein schlechtes Gefühl, aber es ist noch nichts entschieden.“ Diese Art der Kommunikation ist ein wesentlicher Bestandteil der Klubstrategie. Sie steht geradezu im Widerspruch zu der leidenschaftlichen Herangehensweise der Spieler an ihre Partien. Eine „Gier der Spieler auf allerhöchstem Niveau“ konstatiert Klopp. Gier spürt er natürlich auch, nur sagt er es nicht so laut und demonstrativ.

Diese Zurückhaltung wirkt gerade in diesen Tagen, in denen der BVB seinen Vorsprung fast uneinholbar ausgebaut hat, etwas schrullig. Aber sie dient dem Selbstschutz. Die enormen Ansprüche des Umfelds sollen gedämpft werden. Die Dortmunder haben sich mit dieser beeindruckenden Saison als ein echter und auch längerfristiger Konkurrent für den Rekordmeister aus München etabliert. Auch auf dem Transfermarkt sind sie eine echte Alternative geworden. Der Gladbacher Marco Reus, an dem auch Bayern München intensiv interessiert war, entschied sich auch deshalb für Borussia Dortmund, weil er glaubt, „dass der BVB für meine Entwicklung der richtige Verein ist“.

Dortmund gilt bei Spitzenspielern mittlerweile als Alternative zum FC Bayern. Von der kommenden Saison an werden die Dortmunder dann aber auch im internationalen Wettbewerb mit anderen Maßstäben gemessen. In dieser Saison hatten die Fans und die Medien noch Nachsicht. Dortmund scheiterte zwar früh in der Champions League, aber der Mannschaft wurde das nicht wirklich krumm genommen. Die Dortmunder hatten schließlich auf diesem Niveau schon länger nicht mehr gespielt. Aber bei einem frühen Scheitern in der nächsten Saison würde es ungemütlich. Die Zeiten, in denen Dortmund der Status eines hochtalentierten Lehrlings zugestanden wurde, sind vorbei. „Unseren Auftritt in der Champions League hatten wir uns ja auch anders vorgestellt. Wir haben jetzt unsere Erfahrungen gesammelt. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir in der kommenden Saison dort eine andere Rolle spielen werden“, sagte Hans-Joachim Watzke.

Doch zunächst einmal können die Dortmunder den neuen Triumph auskosten. Am Samstagabend besteht die erste Möglichkeit, die entscheidenden Fakten im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach zu schaffen und die Meisterschaft endgültig zu gewinnen. Bei einem Sieg wären die Dortmunder Borussen nicht mehr einzuholen. Bis dahin werden alle Beteiligten, trotz der bereits übermittelten Glückwünsche aus München, so tun, als sei noch nichts passiert. Erst am 13. Mai, nach dem DFB-Pokalfinale, wird es in Dortmund dann die offizielle Meisterfeier geben.

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