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Sport: Immer wieder Risse

Berlin. Jürgen Röber gab sich gelassen.

Berlin. Jürgen Röber gab sich gelassen. Selbst nach dem Ausfall seines wohl wertvollsten Spielers. "Wir haben einen großen Kader und werden das kompensieren" - so kommentierte der Trainer von Hertha BSC das Fehlen Sebastian Deislers im heutigen Fußball-Bundesligaspiel gegen Werder Bremen (15.30 Uhr, Olympiastadion). Ganz so groß ist der Kader freilich nicht. Er ist eher stark reduziert.

Zum Thema Fotostrecke I: Hertha Backstage Fotostrecke II: Die Bilder der Saison 01/02 Bundesliga aktuell: Ergebnisse und Tabellen Bundesliga-Tippspiel: Das interaktive Fußball-Toto von meinberlin.de Nicht nur Deisler fällt aus, auch der erst in der nächsten Woche wieder ins Training einsteigende Stefan Beinlich (Muskelfaserriss), auch Kostas Konstantinidis (Oberschenkelverhärtung), vielleicht auch Alex Alves (Knöchelprellung), vielleicht auch Marko Rehmer. Letzterer konnte gestern einer Virusinfektion wegen nicht mittrainieren. Erst heute entscheidet sich, ob er spielen kann. Dass auch Nedzipi (Kreuzbandanriss) und der vom Iran für die WM-Qualifikation angeforderte Daei ausfallen, hat da nur untergeordnete Bedeutung.

Wenn Röber, bei aller Gelassenheit, den Ausfall Deislers als "herben Verlust" bezeichnet, liegt das nahe. Schließlich gilt der 21-Jährige als der große Hoffnungsträger des deutschen Fußballs. Tatsache ist freilich auch, dass Deisler höchst verletzungsanfällig ist. Manager Dieter Hoeneß verneint das zwar ("Sebastian hat nicht mehr Verletzungen als andere auch, er wurde nur zuletzt übermäßig belastet"), doch die Fakten widerlegen ihn. In seiner noch relativ jungen sportlichen Karriere wurde Deisler immer wieder durch körperliche Malaisen gestoppt. Schon als Jugendlicher musste er einen Spezialschuh tragen, bei Borussia Mönchengladbach setzten ihn ein Kreuzbandanriss und ein Meniskusriss außer Gefecht. Bei Hertha schließlich zwangen ihn Muskelfaserrisse, Achillessehnen- und Leistenbeschwerden zu Pausen, im Dezember 1999 musste er sich in Vail bei Richard Steadman einer Knieoperation unterziehen, nun ist er beim selben Spezialisten wegen des anderen Knies in Behandlung und sollte gestern Abend operiert werden. Und immer wieder gab es Gerüchte, es drohe das Karriereende.

Man darf davon ausgehen, dass Herthas medizinische Abteilung froh war, auch jetzt wieder die Verantwortung an Steadman abzugeben. Dabei konnte man sich auch auf den Rat des Münchner Vereinsarztes Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt berufen, der Deisler schon des Öfteren behandelte und dessen USA-Reise befürwortete. Müller-Wohlfahrt wird Deisler in der nächsten Saison ganz in seiner Nähe haben, wenn der Nationalspieler zum FC Bayern gewechselt ist.

Daran gibt es keine Zweifel mehr. "Wir planen für die nächste Saison ohne ihn", bekannte Dieter Hoeneß. Die vertraglich festgesetzte Ablösesumme von 18 Millionen Mark wird ihn trösten. Und wohl auch die Erkenntnis, dass der beste Fußballer nur dann wertvoll ist, wenn er auch spielt.

Klaus Rocca

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