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Die Entscheidung. Marco Reus lässt alle Kölner stehen und trifft zum 2:0. Foto: Reuters

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Sport: In aussichtsarmer Mission

Kölns neuer Trainer Frank Schaefer sieht beim 0:3 in Mönchengladbach, wie schwer der Klassenerhalt wird.

Das Schulterzucken bei Christian Eichner wollte gar nicht aufhören, als der 29-jährige Linksverteidiger eine halbe Stunde nach Spielschluss als erster Kölner Spieler zum deutlichen 0:3 (0:1) in Mönchengladbach Position bezog. Und was Eichner sagte, stand in klarem Gegensatz zu seiner Körpersprache. Zum Beispiel über das Wirken des neuen alten Cheftrainers Frank Schaefer. Der hatte nach der Beurlaubung des Norwegers Stale Solbakken in zwei Übungseinheiten und vielen Einzelgesprächen vergeblich versucht, die sportliche Talfahrt des Klubs umgehend zu stoppen.

Ob der Last-Minute-Wechsel auf der Trainerbank etwas gebracht hat? „Ja, auch wenn das Ergebnis etwas anderes sagt“, erklärte Eichner und zuckte mit den Schultern. Er einer von drei Akteuren, die Schaefer im Vergleich zum jüngsten 0:4-Debakel in Mainz zurück in die Startelf beordert hatte – und ergänzte schulterzuckend: „Frank Schaefer hat auch im letzten Jahr viele Rückschläge mit uns erlebt, und uns am nächsten Tag mit seinem Optimismus wieder angesteckt.“ Es klang, als wolle Eichner die erste Zeit unter Schaefer, der den FC bereits von Oktober 2010 bis April 2011 trainiert hat, per Knopfdruck wiederbeleben. Die Wahrheit aber ist: Während Gladbach durch den klaren Derbysieg zumindest sicher für die Europa League qualifiziert ist und bis auf einen Punkt an die direkten Champions-League-Plätze heranrückt, schrumpfte Kölns Vorsprung auf Hertha BSC und Abstiegsplatz 17 auf einen Punkt zusammen. Da nutzten auch die Sofortmaßnahmen des Interimscoachs nichts, der die von Vorgänger Solbakken verbannten Milivoje Novakovic (Störenfried) und Slawomir Peszko (Alkoholsünder) in seine Anfangsformation einbaute.

Die beiden begnadigten Kicker enttäuschten beim sehr dürftigen Auftritt des FC ganz besonders. Über Einzelfälle sprechen wollte Schaefer danach aber nicht. Lieber erzählte er im Angesicht seiner aussichtsarmen Mission Klassenerhalt vom positiven Grundgefühl, das er unbedingt mit hinüber nach Köln nehmen wollte, trotz der drei Gegentore durch Juan Arango, Tony Jantschke und Marco Reus plus einem halben Dutzend hochkarätiger Gladbach-Chancen, die Keeper Michael Rensing zunichte machte. „Natürlich sind es die kleinen Dinge, auf die wir jetzt schauen müssen“, sagte Schaefer. „Klar, der Doppelschlag nach der Pause wird jetzt wieder so bewertet – aber meine Mannschaft hat in keiner Phase des Spiels die Zerfallserscheinungen gezeigt, die bei ihr in dieser Saison schon zu sehen waren." Diese Erkenntnis muss für den Anfang genügen, auch wenn das Ende der Saison mit großen Schritten näher rückt.

Die Hoffnung auf den direkten Klassenerhalt haben die Kölner nach den Wochenendsiegen von Hamburg und Augsburg ohnehin aufgegeben. Es geht nur noch um den Zweikampf mit Berlin um den Relegationsplatz. Und den wollen die Kölner mit ihren letzten verbliebenen Lebensgeistern verteidigen. „Ich nehme neben der Enttäuschung schon einige gute Ansätze mit, die mir deutliche Hoffnung geben, dass wir unser Ziel, den Klassenerhalt zu schaffen, über drei bis fünf Spiele erreichen können“, beteuerte Schaefer.

Sprach's und nahm für die nächsten Gespräche mit seinen Kickern und der reichlich ausgedünnten Kölner Klubführung den Tipp von Max Eberl mit auf den Weg. Welchen Rat er für den Nachbarn parat habe, wurde Gladbachs Sportdirektor, mit der Borussia noch vor einem Jahr selbst in der Relegation tätig, gefragt. Eberl antwortete mit breitem Lächeln: „Die Ruhe bewahren.“

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