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Sport: In den Schmollwinkel gelenkt

Ferrari und Michael Schumacher tun sich schwer, mit der Niederlage von Monaco umzugehen

Am Ende gab es sogar Beifall für die Verlierer. Allerdings war der Applaus, den Ross Brawn und Jean Todt im Pressezentrum von Monte Carlo bekamen, eher ironisch gemeint. Nach dem Großen Preis von Monaco, in dem Ferrari zum ersten Mal in dieser Saison nicht gewonnen hatte und Michael Schumacher nach einem Unfall ausgeschieden war, hatten der Technikchef und der Rennleiter vier Stunden in ihrem Motorhome gebraucht, ehe sie die offizielle Presseerklärung ausformuliert hatten.

Michael Schumacher wurde nach seinem Crash mit dem Kolumbianer Juan Pablo Montoya bei der italienischen Presse nicht beklatscht. Im Gegenteil. Nur Durchschnittsnoten bekam er von den Gazetten – eine „5“ statt der zuletzt üblichen „10“ in „Gazetta dello Sport“ und „Tuttosport“. Aber nicht der Unfall selbst war der Grund für die ungewohnt negative Bewertung – vor allem Schumachers Rückzug in den Schmollwinkel lasteten die Zeitungen dem sieggewohnten Deutschen an. Dreieinhalb Stunden lang ließ sich der Weltmeister bitten. Erinnerungen an Jerez 1997 wurden wach. Dort hatte sich Schumacher nach dem Unfall im WM-Finale mit Jacques Villeneuve auch lange nicht sehen lassen. Die zweite Gemeinsamkeit: Auch damals hatte Schumacher nach dem Rennen jede Einsicht in eine Mitschuld vermissen lassen. Dabei sahen Experten wie Flavio Briatore im massiven Abbremsen Schumachers während der Safety-Car-Phase in Monte Carlo durchaus einen Grund für eine Teilschuld. „Michael profitiert oft davon, dass er immer ans Limit geht. Aber irgendwann ist der Bogen überspannt. Dann kann der Hintermann nicht mehr reagieren“, sagte der Renault-Chef. Auch der Japaner Ukyo Katayama, der selbst noch gegen Schumacher fuhr und heute für das japanische Fernsehen arbeitet, erinnerte sich: „Diese Manöver von Schumacher waren bei allen gefürchtet.“

Ein Schuldeingeständnis Schumachers also Fehlanzeige, stattdessen Weltuntergangsstimmungs-Miene beim Weltmeister. Die ließ „Tuttosport“ an der Verhältnismäßigkeit beim schmollenden Champion zweifeln. „Sechsmal Weltmeister, die fünf ersten Rennen gewonnen, eine WM, die schwieriger zu verlieren als zu gewinnen ist, kann man da einen Ausfall nicht ein bisschen lockerer sehen?“

Schwer taten sich auch Ross Brawn und Jean Todt in der Presseerklärung, die sie eine halbe Stunde nach Schumachers erstem Lebenszeichen den Journalisten zukommen ließen. Sie begründeten lieber ihre Entscheidung, die Ferraris während der Safety-Car-Phase nicht in die Box zu beordern, wie es zum Beispiel Trulli getan hatte. Man habe sich mit der Taktik noch Siegchancen ausgerechnet, ließ Brawn mitteilen. Nachvollziehbar war das nicht. Dass ein Boxenstopp während der Safety-Car-Phase günstig ist, gilt in der Formel 1 als offenes Geheimnis. Selbst Schumacher hatte zugegeben: „Trulli hätte ich wohl nie gekriegt.“

Siegfähig war Ferrari in Monte Carlo nicht. Das war die bitterste Erkenntnis für Jean Todt und Ross Brawn. „Aber das ist nur wie eine kurzfristige Magenverstimmung, das geht vorüber“, versuchte sich Todt zu trösten. „Man muss zugeben, dass unsere beiden Autos nicht ihre normale Performance erreicht haben“, rang sich Brawn immerhin ab. Das soll jedoch nicht so bleiben. „Am Nürburgring sind wir wieder da“, versprach der Teamchef. Und dann versuchte zumindest Todt, den allgemeinen Frust und die Begräbnisstimmung bei sich und seiner Truppe zu beenden: „Schluss jetzt damit! Michaels Serie ist abgerissen. Gut, dann werden wir jetzt eben eine neue starten.“ Vielleicht beginnt die ja schon am kommenden Sonntag am Nürburgring. Was jetzt schon feststeht: Wenn diese Serie wieder reißt, werden sich Schumacher und sein Team wieder schwer damit tun. Sie verlieren einfach nicht gern.

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