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Sport: In den Schnee gezielt

Die deutschen Biathlon-Männer enttäuschen bei der WM: Sie treffen nicht

Die Zahlen des Samstags: 15, 17, 18, 19, 43. Die Sonntagszahlen: 10, 12, 13, 14, 17. Das sind keine Lottozahlen, sondern die Platzierungen der deutschen Biathleten am ersten Wochenende der Weltmeisterschaft von Antholz. Kein einziges einstelliges Ergebnis für das Team, das vor einem Jahr in Turin in fünf olympischen Rennen vier Goldmedaillen gewonnen hatte. Die Olympischen Spiele waren einmalig, aber zwei Podestplätze in den vier Einzelrennen von Südtirol hatte Bundestrainer Frank Ullrich schon zur Vorgabe gemacht. Doch der Sprint zum Auftakt geriet zum Desaster. Die fünf Deutschen gaben 50 Schüsse ab und verfehlten 14-mal das Ziel. Nicht einer aus dem Quintett Michael Greis, Sven Fischer, Michael Rösch, Andreas Birnbacher und Alexander Wolf kam bei schwierigen Windverhältnissen mit einem oder gar null Schießfehlern davon. Ullrich sprach anschließend von Übermotivation und einem Weckruf für sein Team.

Am Sonntag lief es tatsächlich etwas besser: Zwölf Fehlschüsse gab es bei 100 Versuchen. Sven Fischer traf als einziger Starter alle zwanzig Scheiben, von Start bis Ziel war nur ein Mann schneller als der Oberhofer. Dass er dennoch nur Siebzehnter wurde, lag an den Tücken des Verfolgungswettkampfs: Die Biathleten nehmen den Rückstand vom Vortag mit ins Rennen. Sprint-Olympiasieger Fischer lief als 43. erst 2:22 Minuten nach Weltmeister Ole Einar Björndalen los, arbeitete sich 26 Plätze nach vorn – mehr war nicht drin. „Das gibt Selbstvertrauen“, sagte er dennoch. „Und auch mit dem Atmen ging es schon besser.“ Fischer hat die größten Probleme mit der Anpassung an die Höhe von Antholz, das auf 1600 Metern liegt.

Auch Greis schnitt am Sonntag nicht so schlecht ab, wie es das bloße Ergebnis vermuten lässt. Der Sprint-19. war in der Loipe der drittschnellste Mann, auch schneller als Björndalen. Dass Greis nur Zwölfter wurde, lag an vier Fehlern am Schießstand, wo er teilweise mit Windböen zu kämpfen hatte: Zwei Fehlschüsse weniger hätten eine Medaille bedeutet. Der Zehnte Michael Rösch vergab mit dem letzten (Fehl-)Schuss eine bessere Platzierung. Bundestrainer Frank Ullrich war zufriedener als am Vortag: „Das waren zwei Schritte nach vorn, aber kein Sprung.“

Dass es möglich war, in der Verfolgung von weit hinten aufs Podest zu stürmen, bewies die Konkurrenz: Der laufstarke Russe Maxim Tschudow arbeitete sich vom 13. auf den zweiten Rang vor, trotz dreier Fehler beim Schießen. Vincent Defrasne (Frankreich) ging als 16. ins Rennen und holte Bronze. Die Deutschen warten noch auf eine Medaille, doch Kotrainer Jürgen Wick ist optimistisch, „dass wir in den nächsten Tagen einiges gutmachen. Die WM ist so früh wie nie. Uns fehlt der eine oder andere Tag in der Vorbereitung.“ Man könne es sich nicht leisten, wie etwa die Schweden, einen Weltcup ausfallen zu lassen und stattdessen zu trainieren. Seit Jahresbeginn standen schließlich Weltcups in Oberhof und Ruhpolding an, und der letzte Wettkampf in Pokljuka diente bereits der Anpassung an die Südtiroler Höhenluft.

Heute beim Einzelrennen über 20 Kilometer (14 Uhr, live in der ARD) sollen alle Startschwierigkeiten behoben sein. Allerdings gibt es pro Fehlschuss statt einer Strafrunde, die in etwa 21 Sekunden zu laufen wäre, eine Strafminute. Schlecht für schwache Schützen.

Helen Ruwald[Antholz]

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