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Sport: In der Ehre gekränkt

Bundesliga-Spitzenreiter Schalke 04 beklagt Lincolns Platzverweis, eine Niederlage und viele Verletzte

Das Nachspiel dieser Partie ließ nicht lange auf sich warten. Schiedsrichter Manuel Gräfe hatte schon abgepfiffen, konnte aber noch nicht Feierabend machen. Weil ein Hitzkopf von Schalke 04 nach dem 0:1 gegen Bayer Leverkusen die Nerven verlor, sah sich der Unparteiische genötigt, die Rote Karte zu ziehen. Lincoln war der Übeltäter. Wo normalerweise Händeschütteln üblich ist, rutschte dem Regisseur des Bundesliga-Spitzenreiters Schalke 04 die Hand aus. Angeblich provoziert, landete Lincoln einen Wirkungstreffer im Gesicht seines Widersachers Bernd Schneider. Eine hässliche Tätlichkeit.

Lincoln verweigerte später die Aussage. Am Abend ließ er nur ausrichten, Schneider habe ihn provoziert. Angeblich hatte Schneider den diesmal nicht sonderlich brillanten Gegenspieler auf sein Unvermögen in dieser Partie angesprochen: Und du willst ein Brasilianer sein? Lincoln soll diese Äußerung als ehrverletzend missverstanden haben. Kein Grund zuzuschlagen, wie der empfindsame Stratege tags darauf einräumte. Über die Internetseite seines Klubs ließ er Worte des Bedauerns verbreiten. „Das hätte mir nicht passieren dürfen, es tut mir total leid. Ich kann nur hoffen, dass meine Mitspieler darunter jetzt nicht leiden.“

Eine Hoffnung, die trügen könnte. Dem Mittelfeldspieler droht eine längere Sperre. Lincoln wurde schon zum vierten Mal binnen zweieinhalb Jahren des Feldes verwiesen: Zweimal sah er Gelb-Rot und nun zum zweiten Mal Rot. Der Status als Wiederholungstäter dürfte nicht ohne Einfluss auf das Strafmaß sein. Zuletzt war Lincoln nach einer Spuckattacke gegen den Stuttgarter Profi Andreas Hitzlsperger im Ligapokalfinale 2005 mit der Roten Karte bestraft und für vier Wochen gesperrt worden.

Trainer Mirko Slomka zeigte sich „erbost und enttäuscht“ über Lincolns Verhalten und kündigte an, im Verein werde über interne Sanktionen beraten. „Wir haben aufgrund von Verletzungen schon genug Sorgen“, sagte Slomka. Dem Tabellenführer geht allmählich das profilierte Personal aus. Gegen Leverkusen saßen auf der Ersatzbank Spieler wie Kunert, Heppke, Erwig oder Boenisch. Meisterliche Ambitionen verbinden sich mit diesen Namen sicher noch nicht.

Und in Mladen Krstajic verletzte sich eine weitere Abwehrkraft. Der Serbe erlitt einen Rippenbruch, will aber schon an diesem Freitag im Heimspiel gegen den Hamburger SV wieder auflaufen – mit einer Schutzweste. Das klingt unrealistisch, aber das Angebot des lädierten Verteidigers zeige, „welcher Wille in dieser Mannschaft steckt“, sagt Slomka. „Wenn Mladen sagt, er kann spielen, dann spielt er auch.“ Im Kampf um die deutsche Meisterschaft mobilisieren die Schalker nun mal alle Kräfte.

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