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Hertha BSC - FK Ventspils

© ddp

In der Europa League: Hertha nur 1:1 und Torwart Drobny verletzt

Die Krise des Berliner Bundesligisten setzt sich fort. Gegen den FK Ventspils kommt Hertha im eigenen Stadion nicht über ein 1:1 hinaus und muss dazu den Ausfall von Torwart Drobny verkraften.

Berlin - Was soll man sagen zu diesem Spiel, zu dem 1:1 (1:0) von Hertha BSC gegen den FK Ventspils, eine Mannschaft, die vor der Auslosung der Europa League vor ein paar Wochen noch niemand gekannt hat in Berlin? Trainer Lucien Favre sprach von einer „großen Enttäuschung“, von „fehlender Ballzirkulation“ und „viel zu wenig Tempo“. Er hätte auch einen Aphorismus des großen Fußballweisen Andreas Brehme zitieren können:

Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.

Besser gesagt: am Oberschenkel. Dem von Jaroslav Drobny, dem letzten Symbol der Verlässlichkeit, das noch an die großen Spiele der vergangenen Saison erinnert. Herthas Torhüter knickte nach 20 Minuten ohne gegnerische Einwirkung um und musste mit einer Trage vom Platz gebracht werden. Die erste noch allgemeine Diagnose von Vereinsarzt Uli Schleicher lautet: muskuläre Verletzung. Drobnys Ausfall wiegt noch schwerer als das grausame Spiel, das seine Kollegen Feldspieler aufzogen. Der Tscheche wird wohl ein paar Wochen ausfallen. Es dürften entscheidende Wochen sein für Hertha BSC. Am Sonntag kommt der SC Freiburg ins Olympiastadion, und nach den Eindrücken des Donnerstags zu urteilen, dürfte es schwer werden, den Abwärtstrend nach zuletzt vier Bundesliga-Niederlagen in Folge zu stoppen.

Für Drobny kam Sascha Burchert ins Tor. Es war das erste Pflichtspiel des 19-Jährigen bei den Profis. Burchert spielt sonst mit der zweiten Mannschaft in der vierten Liga. Eigentlich war er für die U-20-Weltmeisterschaft in Ägypten eingeplant, bis ihn Trainer Lucien Favre aus dem Trainingslager zurückpfiff, nachdem sich der zweite Torhüter Christopher Gäng am Fuß verletzt hatte. Burchert machte seine Sache ordentlich, er ließ sich auch nicht von seinen flatterhaften Vorderleuten irritieren, die ihn gleich mit ein paar hasardeurhaften Kurz-Rückpässen im eigenen Strafraum behelligten.

Er trug auch keine Schuld am Ausgleich der Letten vor 13 454 Zuschauern kurz nach der Pause, als Edgars Gauracs den Ball zwischen den andächtig zuschauenden Arne Friedrich und Marc Stein ins linke Eck schob. Friedrich hat zuletzt sehr laut und selbstbewusst einen Mangel an Qualität im Kader kritisiert. Vielleicht sollte er sich mal zum dramatischen Qualitätsverlust auf der Position des Innenverteidigers äußern. Friedrich war am Donnerstag ein das lettische Angriffsspiel stetig belebendes Element. In der Analyse wählte er lieber den Plural der Allgemeinkritik: „Wir waren einfach viel zu schlecht, das Selbstbewusstsein ist völlig weg, aber da müssen wir jetzt durch.“ Mittelfeldspieler Maximilian Nicu urteilte: „Je länger wir kein Erfolgserlebnis haben, desto größer wird das Loch im Kopf.“

Dabei hatte doch das Führungstor von Lukasz Piszczek in der 34. Minute Hoffnungen geweckt, auch wenn es keinesfalls einem durchdachten Angriff entsprungen war. Herthas Zugang Adrian Ramos hatte abgelegt auf Lennart Hartmann, dessen Schuss Torhüter Pavel Chesnovski direkt auf Piszczeks Fuß abprallen ließ. Viel mehr aber war nicht, obwohl die Letten immer müder wurden. Aber auch müde Gegner wollen ausgespielt werden, und dazu war Hertha nicht mal ansatzweise in der Lage. Fehlendes Selbstbewusstsein und ein dramatischer Mangel an Spielkunst prägten die Berliner Angriffsbemühungen. Nein, das war kein Fußball im eigentlichen Sinne des Spiels, das war hilfloses Hin- und Hergeschiebe ohne jede Aussicht auf Erfolg.

Zehn Minuten vor Schluss verhinderte Burchert mit einer waghalsigen Parade gegen Andrei Butriks sogar ein mögliches Siegtor der Letten. In der anschließenden Phase platzierte Herthas Schwede Rasmus Bengtsson seinen Fuß im Gesicht des eingewechselten Vitalijs Astafjevs. Ein Elfmeter wäre so unberechtigt nicht gewesen. Soll keiner sagen, es wäre nicht noch tiefer gegangen.

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