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Sport: In der Furche liegt die Kraft

Am Montag fiel Regen über Kaunas, für die Nacht waren minus 8 Grad Celsius angekündigt. Nicht das beste Wetter, um einen zerfurchten Rasen für einen hochklassigen Fußballabend herzurichten.

Am Montag fiel Regen über Kaunas, für die Nacht waren minus 8 Grad Celsius angekündigt. Nicht das beste Wetter, um einen zerfurchten Rasen für einen hochklassigen Fußballabend herzurichten. Heute spielt Spanien in Litauen, der Europa- und Weltmeister würde am liebsten gar nicht erst antreten. Spaniens Trainer Vicente del Bosque forderte gar, das EM-Qualifikationsspiel wegen der Platzverhältnisse abzusagen: „Auf diesem Terrain kann man nicht Fußball spielen.“ Genau das dürfte der Plan der Litauer sein. Getreu der Bauernregel: Wer den Acker pflegt, den pflegt der Acker.

Spaniens Nationalelf ist für Flachpasssucht und Kombinationswut bekannt; der einzige Grund, Litauens Mannschaft zu fürchten, war in den neunziger Jahren Valdas Ivanauskas, genannt „der Schreckliche“. Und da das Vergiften gegnerischer Spieler mittlerweile als unfair gilt und selbst nächtliche Folkloremusik vor dem Mannschaftshotel des Gegners von der Uefa geächtet wird, haben die Gastgeber aus dem Rasen im Dariaus-Gireno-Stadion eben ein Schlackeschlachtfeld gemacht. In Internetvideos spanischer Zeitungen empören sich Reporter über den Zustand des Spielfelds, während im Hintergrund litauische Platzwarte das schotterähnliche Geläuf lustlos von A nach B harken. Sobald die Nacht über Kaunas hereinbricht und die Reporter abgezogen sind, setzen die Brownkeeper vermutlich eine Rotte Baltischer Maulwürfe (talpa baltica, stark ausgeprägte Grabschaufeln, sehr ausdauernd) am Spielfeldrand aus.

Falls die Litauer heute als Sieger vom Acker gehen, wird eine neue Fußballweisheit ihren Siegeszug um die Welt antreten: Wenn wir gegen die sonst nicht gewinnen können, treten wir uns wenigstens den Rasen kaputt.

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