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Sport: In der Heldenfalle

Benedikt Voigt über den abnehmenden Erfolg von RTL Gestern stand RTL-Informationsdirektor Hans Mahr wieder einmal im Innsbrucker Panorama-Restaurant und blickte hinab auf das, was ein überschwänglicher österreichischer Skiverbandsfunktionär als das siebte Weltwunder bezeichnet: die neue Bergisel-Schanze. Vielleicht war es der spektakuläre Blick auf Innsbruck und die gegenüber liegenden Berge, der den Fernsehchef veranlasste, Veränderungen zu fordern, um die Vierschanzentournee für seine Fernsehzuschauer attraktiver zu machen.

Benedikt Voigt über den

abnehmenden Erfolg von RTL

Gestern stand RTL-Informationsdirektor Hans Mahr wieder einmal im Innsbrucker Panorama-Restaurant und blickte hinab auf das, was ein überschwänglicher österreichischer Skiverbandsfunktionär als das siebte Weltwunder bezeichnet: die neue Bergisel-Schanze. Vielleicht war es der spektakuläre Blick auf Innsbruck und die gegenüber liegenden Berge, der den Fernsehchef veranlasste, Veränderungen zu fordern, um die Vierschanzentournee für seine Fernsehzuschauer attraktiver zu machen. Ein Nachtspringen wünscht er sich und eine flexiblere Termingestaltung. Womöglich könne man die Abfolge der Tourneeorte ändern, also erst nach Bischofshofen fahren und dann zum abschließenden Nachtspringen nach Innsbruck. Doch seine Wünsche gehören inzwischen zum Ritual der Vierschanzentournee. Jahr für Jahr fordert der Senderchef irgendetwas – und nichts passiert.

Es läuft nicht mehr so gut für RTL bei der Vierschanzentournee. In diesem Jahr verzeichnet der Sender einen dramatischen Zuschauerrückgang. Seit vier Jahren überträgt der Sender nun die Tournee, so wenig Zuschauer wie in diesem Jahr haben noch nie eingeschaltet. Bereits in Oberstdorf blieb RTL hinter dem Vorjahr zurück. 7,96 Millionen Zuschauer sahen im Durchschnitt das Neujahrsspringen von Garmisch-Partenkirchen, im Vorjahr waren es noch 10,7 Millionen. Hans Mahr verkauft diese Zahl als Erfolg. Er sei zufrieden – mit acht Millionen und mit Uhrmann und Späth, die für Schmitt und Hannawald in die Bresche gesprungen seien.

Man kann es aber auch anders sehen. RTL profitierte in den vergangenen Jahren von Schmitts und Hannawalds Erfolgen. Kaum springen diese hinterher, schalten die Zuschauer ab. Als in Garmisch nach dem ersten Durchgang klar war, dass Hannawald keine Chancen auf den Sieg hat, verabschiedeten sich 1,5 Millionen Zuschauer aus der RTL- Übertragung. Nach Jahren des Booms im Skispringen sinkt mit abnehmendem Erfolg auch das Publikumsinteresse. Es ist eine alte Gesetzmäßigkeit für Zuschauersportarten in Deutschland. Sieht man von Fußball ab, interessiert den deutschen Sportfan vor dem Fernseher nicht die jeweilige Sportart. Ihn interessieren deutsche Helden.

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