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Sport: „In der Kabine filme ich selbst“

Regisseur Sönke Wortmann über sein Filmprojekt mit der Nationalmannschaft

Herr Wortmann, was treibt Sie mit der Kamera zur deutschen FußballNationalmannschaft?

Ich würde gerne den Alltag der Nationalspieler bis zur Weltmeisterschaft dokumentarisch darstellen – nicht auf 35 Millimeter, sondern möglichst klein und intensiv. Übrigens ist auch die andere Seite sehr daran interessiert.

Sie brauchten die Herren Klinsmann und Bierhoff nicht zu überreden?

Nein. Ich hatte die Idee viel früher. Ich habe noch bei Rudi Völler angefragt, ob er sich das vorstellen könne. Bevor er mir eine Antwort gab, war er nicht mehr Teamchef. Mit Jürgen und Oliver war ich schnell einig. Beide sind sehr offen.

Sie haben den Film „Das Wunder von Bern“ gemacht, warum jetzt wieder ein Fußball-Projekt?

Ich habe früher selbst gespielt, in Herne und in Erkenschwick. Mit 30 habe ich noch davon geträumt, dass mich Berti Vogts für die Nationalelf nominiert. Ich bin nachts schweißgebadet aufgewacht.

Kommen weitere Kameraleute dazu?

Ich bin der, der am nächsten dran ist, im Bus und in der Kabine. Das filme ich selbst. Vielleicht brauche ich noch einen, der aus einiger Entfernung alles festhält.

Gibt es Tabus?

Die wird es bestimmt geben. Vielleicht, wenn der eine dem anderen auf die Nase haut und ich mich erschrecke. Aber ich glaube, dass ich dafür ein Gespür habe.

Wer entscheidet denn, ob Sie stören?

Das letzte Wort haben die Spieler. Und der DFB. Das ist ja auch kein Karnevalsverein. Für beide steht viel auf dem Spiel, beide können keine Irritationen brauchen. Deswegen bin ich so früh dabei, dass die Spieler sich an mich gewöhnen.

Was könnte die Spieler denn irritieren?

Abwarten. Ich möchte erreichen, dass sie mich gar nicht mehr wahrnehmen. Die Franzosen haben das 1998 gemacht. Das Ergebnis war sehr bewegend.

Aber nur, weil die Franzosen Weltmeister wurden. Wird das Produkt eingestampft, wenn die Deutschen nicht den Titel holen?

Kann sein. Das interessiert dann keinen mehr, außer vielleicht Leute wie mich. Aber ein unglückliches Ausscheiden im WM-Halbfinale im Elfmeterschießen ginge vielleicht noch.

Was ist, wenn Sie früher stören?

Vor Herbst wird wohl keine Entscheidung fallen. Aber wenn die Spieler sagen, sie fühlen sich in der Vorbereitung auf die WM gestört, gehe ich gerne.

Die Fragen stellte Michael Rosentritt.

Sönke Wortmann (45) ist Regisseur und feierte 1992 mit dem Film „Kleine Haie“ seinen Durchbruch. 2003 inszenierte er den Fußball-Film „Das Wunder von Bern“.

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