zum Hauptinhalt
Konzentriert und kraftvoll. Julia Görges war gegen die Weltranglistenzweite Petra Kvitova nur zwei Punkte vom Sieg entfernt. Foto: AFP

© AFP

Sport: In der Nebenrolle

Die Deutschen liegen im Fed-Cup gegen Tschechien fast aussichtslos 0:2 zurück.

Sabine Lisicki saß in den Katakomben der Stuttgarter Arena, Tränen erstickten ihre Stimme. Aus dem Inneren der Halle dröhnte dumpf tosender Beifall in die beklemmende Stille, Julia Görges hatte gerade drei Satzbälle gegen die haushohe Favoritin Petra Kvitova. Ein bisschen schien es wie verkehrte Welt zum Auftakt der Fed-Cup-Begegnung gegen Tschechien zu sein: Eigentlich war von Sabine Lisicki als deutsche Nummer eins erwartet worden, dass sie die Führung gegen Iveta Benesova besorgte. Und vor allem hatte es die Berlinerin von sich selbst erwartet. „Aber ich konnte das einfach nicht umsetzen“, sagte Lisicki schluchzend nach ihrer 6:2, 4:6 und 2:6-Niederlage.

Sie sei gut vorbereitet gewesen, habe alles gegeben, fügte Lisicki immer noch weinend hinzu. Sie verstand selber nicht, wie sie die Partie gegen die Nummer 49 der Welt nach souveränem Gewinn des ersten Satzes noch aus der Hand geben konnte. Der erste Aufschlag, sonst Lisickis gefährlichste Waffe, wurde immer stumpfer, die Doppelfehler häuften sich. Benesova, die vor 3500 Zuschauern wohl selbst gar nicht an ihre Siegchance geglaubt hatte, baute sie so wieder auf. „Sie war dann so selbstbewusst und hat einfach draufgehalten“, erklärte Lisicki, „das reichte dann.“ Teamchefin Barbara Rittner mühte sich, Lisicki bei jedem Seitenwechsel stark zu reden. Doch es half nichts. „Ich hatte das Gefühl, dass sich Sabine mehr und mehr unter Druck gesetzt hat“, sagte Rittner, „ihre Dominanz war einfach weg.“

Nach der Verletzung von Andrea Petkovic war Sabine Lisicki als Nummer 14 der Welt plötzlich die Führungsrolle zugekommen – und die liegt der 22-Jährigen eigentlich im Blut. „Ich spiele doch eigentlich im Fed-Cup immer besonders gut“, sagte Lisicki ratlos. Petkovic war es bei ihrem ersten Einsatz als Nummer eins des deutschen Teams gegen Tschechien vor zwei Jahren genauso schlecht ergangen, damals hatte Lisicki verletzt abgesagt. „Wenn es so überraschend kommt mit der Führungsrolle, dann kann einen das schon nervös machen“, sagte Petkovic, die sich bei der Unterstützung der Mannschaft auf der Bank heiser geschrieen hatte.

Vor dem zweiten Einzel standen die Deutschen nun „mit dem Rücken zur Wand“, wie Rittner es ausdrückte, gegen die Weltranglistenzweite Kvitova hatte Görges „nichts zu verlieren“. Und tatsächlich spielte die Weltranglisten-21. eine furiose Partie und hatte die Wimbledonsiegerin am Rande der Niederlage. Görges ließ sich von den begeisterten Zuschauern mitreißen und zeigte nach ihrem widerstandslosen Ausscheiden im Achtelfinale der Australian Open wieder eine kämpferisch starke Leistung. „Das war die unglaublichste Stimmung, in der ich je gespielt habe“, sagte Görges, „ich hatte zeitweise Tränen in den Augen.“

Und im dritten Satz sah es auch so aus, als könnten es Freudentränen bleiben. Bei 5:4-Führung knickte sie zwar ein, Kvitova tat es ihr beim 6:5 allerdings gleich. Bis zum 8:8 hatten sie sich gegenseitig hochgeschaukelt mit harten Grundlinienduellen, Görges hatte der 1,83 Meter großen Tschechin mit ihrem Aufschlag lange das Leben schwer gemacht. Aber beim Stand von 8:8 kassierte die Deutsche doch das Break und unterlag nach zweieinhalb Stunden mit 6:3, 3:6 und 8:10. Auch Görges war untröstlich: „Ich brauche ein paar Stunden, um das sacken zu lassen. Bei aller Enttäuschung war es doch das beste Match, das ich je gespielt habe.“ Dennoch ist für das deutsche Team mit dem 0:2-Rückstand schon fast alles verloren.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false