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Sport: In ihrem Element

Hannah Stockbauer gewinnt beim ersten WM-Rennen Gold – die deutsche Frauenstaffel folgt mit Silber

Barcelona. Sonderlich eilig hatte es Hannah Stockbauer gestern Abend nicht, im Palau Sant Jordi ins Wasser zu kommen. Die Konkurrentinnen um sie herum standen schon auf ihren Startblöcken, da träumte die Geografiestudentin aus Erlangen in der riesigen Schwimmhalle von Barcelona noch ein bisschen vor sich hin. Bis der für sie zuständige Kampfrichter, ein aufmerksamer älterer Herr, sie vorsichtig an die Schulter tippte. Bitteschön, dort nach oben, bedeutete das. Hannah Stockbauer zuckte kurz zusammen und trat dann auf ihren Betonblock. Als sie 400 Meter und 4:06,75 Minuten später an die Beckenwand klatschte, hatte sie den Rest der Welt, allen voran die Ungarin Eva Ristov, distanziert, war zum dritten Mal Weltmeisterin.

„Wahnsinn“, stieß die 21-Jährige aus Erlangen hervor, nachdem sie in den Katakomben der Arena ihrem Trainer und langjährigen Freund Roland Böller um den Hals gefallen war. „So eine Zeit bin ich seit drei Jahren nicht mehr geschwommen.“ Nicht nur das: „Ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich jemals in meinem Leben so schnell sein würde.“

Doch nicht nur deshalb verblassten ihre Titel über 800 und 1500 m Freistil vor zwei Jahren für Hannah Stockbauer hinter dem soeben Vollbrachten. „Ich habe viel mehr Druck verspürt als in Fukuoka“, bekannte die 21-Jährige. „Und dann hat es mich schon überrascht, dass ich kaum nervös war. Aber das zeigt mir, dass ich Erfahrung gesammelt habe.“ Auch ihre Fingerverletzung konnte Hannah Stockbauer gestern nicht stoppen. „ Während des Rennens habe ich von meinem Finger nichts gemerkt“, sagte Stockbauer, die ohne Schmerzmittel auskam. „Ich hatte Angst davor, dass mich das Medikament deppert macht.“

Mit ihrer enormen Erfahrung sollte die bescheidene Sportlerin nach der ersten Goldmedaille für den Deutschen Schwimmverband (DSV) im Lauf der WM-Woche weiter Medaillen sammeln. Die nächste Möglichkeit dazu gibt es schon morgen, wenn Stockbauer ihren Titel über 1500 m verteidigt. Roland Böller baute jedoch sicherheitshalber schon vor: „Hannah hat gleich zu Beginn Gold geholt, und selbst wenn sie jetzt nur noch Fünfte wird, fährt sie als Weltmeisterin nach Hause.“ Dann freilich kam der Trainerehrgeiz in ihm zum Vorschein: „Sie hat jetzt keinen Druck mehr. Da wäre es doch schade, wenn man ihre gute Form nicht nutzen würde. Weltrekorde werde seine Schülerin in Barcelona allerdings keine schwimmen, kündigte Böller allen Unersättlichen schon einmal an.

Hannah Stockbauers Gold war gestern nicht das einzige Edelmetall, das für Deutschland abfiel. Die Freistilstaffel der Frauen in der Besetzung Petra Dallmann, Katrin Meißner, Antje Buschschulte und Sandra Völker holte in 3:38,73 Minuten Silber hinter den USA (3:38,09). Die Schlussschwimmerin Sandra Völker erklärte, dass das an den guten Manieren liege. „Der Umgang in der Staffel ist besser geworden“, sagte die Hamburgerin. „So können wir alle unsere Leistung schwimmen.“

Ian Thorpe, der australische Superstar, hat gestern ebenfalls mit dem Medaillensammeln begonnen. Über 400 m Freistil degradierte er die Konkurrenz zu Statisten. Mit den angedachten sieben Titeln wird das allerdings nichts, da Thorpe mit der australischen 4 x 100-m-Staffel nur auf den medaillenlosen vierten Rang kam. Das DSV-Quartett landete auf dem fünften Platz.

Thomas Rupprath eröffnete die Titelkämpfe mit deutschen Rekorden über 50 m Schmetterling. Er verbesserte seine Bestmarke von der EM in Berlin im Vorlauf um eine Hundertstel auf 23,76 Sekunden, im Halbfinale nochmals auf 23,75 Sekunden.

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