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Sport: In Schalker Bescheidenheit

Klub will mit Gazproms Geld nicht protzen

Von Til Knipper

Dresden - Russlands Präsident Wladimir Putin zeigte sich erfreut über die Zusammenarbeit seines Lieblingsvereins Zenit St. Petersburg mit Schalke 04 und „die parallele Sponsorenschaft von Gazprom gegenüber beiden Klubs“. Der russische Staat ist mit einem Anteil von 50 Prozent und einer Aktie Mehrheitseigentümer von Gazprom. Gleichzeitig versuchte Putin am Dienstagabend in Dresden in einem Doppelinterview mit Kanzlerin Angela Merkel in der ARD anlässlich des „Petersburger Dialogs“ alle die zu beruhigen, die befürchten, der deutsche Fußball werde demnächst von russischen Investoren kontrolliert: „Gazprom will Schalke 04 nur bei der Lösung finanzieller Probleme helfen. Wenn Gazprom in diesem Business etwas kaufen wollte, müsste es die ganze Bundesliga kaufen. Gazprom hat 300 Milliarden US-Dollar Kapital.“

Schalkes Aufsichtsratsvorsitzender Clemens Tönnies, der Vorstandsvorsitzende Gerhard Rehberg und Sergej Fursenko, Bevollmächtigter von Gazprom- Chef Alexej Miller für die Verhandlungen mit Schalke und gleichzeitig der Präsident von Zenit, hatten zuvor einen Vertrag unterzeichnet, wonach das russische Energieunternehmen ab dem 1. Januar 2007 neuer Hauptsponsor des Traditionsklubs wird. Das Engagement läuft bis 30. Juni 2012. Konkrete Zahlen wurden nicht genannt. Verschiedene Medien hatten zuvor berichtet, Gazprom zahle für die gesamte Laufzeit des Vertrags eine garantierte Summe von 100 Millionen Euro. Abhängig vom Erfolg könne diese Summe auf 125 Millionen Euro steigen.

Die Deutsche Fußball-Liga hat keine Bedenken wegen des Deals. „Wir haben einem Wechsel des Trikotsponsors in der laufenden Saison zugestimmt. Es gibt keine grundsätzlichen Einwände gegen das Sponsoring-Engagement eines russischen Unternehmens, weder satzungstechnisch noch moralisch“, sagte DFL- Sprecher Christian Pfennig. Auch die Konkurrenz bleibt gelassen. Dieter Hoeneß, Manager von Hertha BSC, die ebenfalls einen Vertrag mit der deutschen Gazpromtochter Wingas hat, sagte: „Wir gratulieren Schalke zu dem guten Deal. Dies bestätigt einen Trend, dass die Liga insgesamt auch für ausländische Unternehmen immer interessanter wird.“ Dem stimmt Eintracht Frankfurts Vorsitzender Heribert Bruchhagen zu. Problematisch wäre nur, wenn das Gehaltsniveau insgesamt stiege, „weil viel Geld im Markt ist“. Diese Sorge nimmt ihm Schalkes Finanzvorstand Josef Schnusenberg: „Sportlich und wirtschaftlich gibt es keinen Kurswechsel. Wir werden keine Superstars einkaufen und weiter unsere langfristig eingegangenen Verbindlichkeiten tilgen“, sagte Schnusenberg, der die Verbindlichkeiten des Klubs im Juni mit rund 195 Millionen Euro beziffert hatte. „Der Vertrag mit Gazprom gibt uns mehr Spielraum. Wir müssen nun aus finanziellen Gründen keine Spieler gehen lassen, wenn wir ein Jahr nicht international spielen.“

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