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Ihr Konter. Gegen die Dopingopfer-Hilfe und ihre Vorsitzende Ines Geipel waren zuletzt Anschuldigungen erhoben worden.

© Gregor Fischer/dpa

Ines Geipel wehrt sich: Dopingopfer-Hilfe weist Anschuldigungen zurück

Trittbrettfahrer und Manipulationen? Es gibt viele Vorwürfe gegen die Dopingopfer-Hilfe. Doch die Vorsitzende geht dagegen vor.

Ines Geipel will nach all den Diskussionen der vergangenen Tage endlich wieder zur Vereinsarbeit zurückkehren. Zuletzt musste sich die Vorsitzende der Dopingopfer-Hilfe (DOH) gegen Vorwürfe ehemaliger Mitarbeiter wehren, wonach der Verein unter anderem die Opferzahlen künstlich erhöhen würde. „Das entbehrt jeglicher Grundlage“, sagt Geipel. „Ich habe keine Freude daran, irgendwelche Zahlen hochzurechnen.“ Außerdem wurde der DOH vorgeworfen, auch Menschen zu Entschädigungen durch die Bundesregierung verholfen zu haben, die keine Dopingopfer seien. „Die Diskussion um vermeintliche Trittbrettfahrer ist bitter, wenn man bedenkt, um welche Härte es hier jeden Tag geht“, sagt Geipel mit Blick auf die tägliche Arbeit.

Die Dopingopfer-Hilfe berät seit fast 20 Jahren ehrenamtlich ehemalige Sportler und deren Angehörige, die unter den Folgen des Dopings leiden. Auch sexueller Missbrauch, psychische und körperliche Gewalt sind laut Geipel Themen in der Beratungsstelle. Geipel ist seit fünf Jahren Vorsitzende des Vereins.

Es ist die Rede von persönlicher Bereicherung

In den vergangenen Tagen waren die Anschuldigungen gegen die Dopingopfer-Hilfe öffentlich geworden. Neben den vermeintlich höheren Opferzahlen und Trittbrettfahrern war dabei auch von persönlicher Bereicherung die Rede. Geipel weist all das entschieden von sich. Ehemalige Kollegen, die sich jetzt äußerten, hätten vor drei zwei beziehungsweise vier Jahren mit ihr gearbeitet, sagt Geipel: „Sie haben keinerlei Kenntnis von unserer aktuellen Arbeit.“ Warum sie die diskreditierenden Behauptungen dennoch öffentlich machten, will Geipel nicht mutmaßen. Gegen den „Nordkurier“ aus Neubrandenburg, der die Vorwürfe ohne jeglichen Verweis auf Belege und allein auf Grundlage der Aussagen der früheren Mitarbeiter veröffentlichte, hat die DOH inzwischen beim Presserat Beschwerde eingereicht.

Die DOH betreue derzeit etwa 3500 Betroffene, sei aber allein beratend tätig und habe mit der finanziellen Entschädigung von Opfern überhaupt nichts zu tun, sagt Geipel. „Wir haben keinen Einfluss darauf, wer staatlich anerkannt wird und wer nicht.“ Die Entscheidung über eine einmalige staatliche Entschädigung in Höhe von 10 500 Euro trifft für DDR-Dopingopfer das Bundesverwaltungsamt.

Der Hilfsfonds wurde auf 13,65 Millionen Euro aufgestockt

Die Differenz zwischen den Zahlen der DOH und jenen der Bundesregierung käme dadurch zustande, dass längst nicht jeder, der sich beim Verein melde, auch einen Antrag auf Entschädigung stellt, sagt Geipel. Nach dem Dopingopfer-Hilfegesetz der Bundesregierung wurden bislang mit dem ersten Hilfsfonds 194 Dopingopfer entschädigt und für den zweiten mehr als 800 Anträge gestellt. Erst vergangene Woche war die Frist für Anträge bis Ende 2019 verlängert und der Hilfsfonds auf 13,65 Millionen Euro aufgestockt worden. Das Gesetz hatte die Bundesregierung verabschiedet, weil die gesundheitlichen Schäden der Sportler offensichtlich auf das staatlich verordnete Zwangsdoping in der DDR zurückgehen. Betroffene leiden oft bis heute unter körperlichen, aber auch psychischen Erkrankungen.

Inzwischen arbeitet die DOH daran, den Verein in institutionelle Strukturen zu überführen. „Unsere Aufgaben sind inzwischen so komplex, dass wir das ehrenamtlich nicht mehr stemmen können“, sagt Geipel. Längst ginge es in der Arbeit nicht mehr nur um Doping, sondern auch zunehmend um andere Formen des Missbrauchs und der Gewalt. „Wir müssen das Thema völlig neu denken. Es braucht ein Konzept zum Schutz der Athleten“, sagt Geipel.

Derzeit liefen Gespräche mit dem Bundesinnenministerium (BMI), den Landesbeauftragten für die Unterlagen der Staatssicherheit und einem Ärzteteam. Möglich seien etwa die Angliederung an eine Aufarbeitungsbehörde, an eine Klinik oder die Gründung einer Stiftung, sagte Geipel. Das BMI unterstützt den Verein seit diesem Jahr mit 50 000 Euro für eine Beratungsstelle in Berlin. Dazu finanziert sich der Verein über Spenden.

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