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Zeigen die Hertha-Fans ab 2025 ihre Schals in einem anderen Stadion?

© imago/Camera 4

Ingo Schiller: Bitte vormerken!: Hertha BSC: Der Termin für die Eröffnung des Stadions steht

Die Führung von Hertha BSC gibt sich bei der Mitgliederversammlung in Sachen neues Stadion optimistisch. Doch es gibt auch einen großen Knackpunkt.

Am Ende des Kreuzverhörs gab es sogar noch einmal aufrichtigen Applaus. Nicht für Ingo Schiller, den Finanzgeschäftsführer von Hertha BSC, und seine Antworten, sondern für die finale Frage der drei jungen Männer am Saalmikrofon. Ob er versprechen könne, dass Hertha das neue Stadion auf dem Olympiagelände bauen werde und nicht in Ludwigsfelde, wollen sie von Schiller wissen. „Bitte antworten Sie einfach nur mit ja oder nein!“ Beifall und Gejohle im Auditorium in der Messehalle 18. Doch statt ja oder nein, sagt Schiller: „Ich kann nicht versprechen, dass das Stadion gebaut werden kann. Aber ich kann Ihnen versprechen, dass wir das Stadion an diesem Standort bauen wollen.“

Die drei jungen Männer haben sich gut vorbereitet. Sie klagen über die Intransparenz bei diesem Thema und haben für Herthas Mann der Zahlen bei der Mitgliederversammlung eine Handvoll ebenso detaillierter wie konkreter Fragen zum geplanten Stadionneubau vorbereitet: Welche Auswirkungen hat der Bürgerentscheid des Bezirks Charlottenburg, dass öffentliche Grünflächen keinen Neubauten weichen dürfen? Wie sieht der Kontakt zu den Bürgerinitiativen rund um das Olympiagelände aus? Was passiert in der Bauphase mit der Kita an der Rominter Allee? Wo soll die Sportjugend hin, wenn sie ihre bisherige Heimat auf dem Olympiagelände verliert? Wie gestaltet sich der Dialog mit den Wohnungsmietern auf der Sportforumstraße, die bei einem Stadionneubau umziehen müssten?

Um Schillers Antworten kurz zusammenzufassen: Ja, es gibt beim neuen Stadion noch ein paar Unwägbarkeiten, aber aus seiner Sicht offenbar keine, die das Projekt ernsthaft gefährden. Die Planungen sind schon ziemlich konkret: Ein integriertes Finanzierungsmodell habe Hertha schon erstellt, berichtet der Finanzgeschäftsführer. Bis Ende März des kommenden Jahres soll der Erbbauvertrag mit dem Land Berlin für das Gelände des neuen Stadions unterschrieben sein. Der Baubeginn ist für Anfang 2022 geplant, und die Eröffnung der Arena findet am 25. Juli 2025 statt, am 133. Gründungstag von Hertha BSC. „Bitte vormerken!“, sagt Ingo Schiller, als wäre der Auftrag zum Druck der Eintrittskarten für das Eröffnungsspiel bereits vergeben worden.

Erstaunlich harmonisch

Das passt zum Ton des Abends, an dem es gemessen an den jüngsten Verwerfungen zwischen Vereinsführung und organisierten Fans erstaunlich harmonisch zugeht. Der Tenor lautet: Alles bestens bei Hertha. Ingo Schiller hat einen Rekordumsatz (152,9 Millionen Euro) verkünden können, dazu erstmals seit 2014 einen Gewinn nach Steuern (4,1 Millionen Euro); der Verein ist wieder hundertprozentiger Eigentümer der Kommanditgesellschaft auf Aktien, weil der bisherige Anteilseigner, der Finanzinvestor KKR, bereits ausbezahlt worden ist. Die Mannschaft wird immer wertvoller, macht dazu so viel Spaß wie lange nicht, und selbst Derrick Luckassen, Leihgabe vom PSV Eindhoven, ist, wenn man Manager Michael Preetz richtig verstanden hat, eigentlich eine Vollgranate.

Schiller berichtet, dass der Verein ein Umweltgutachten über das geplante Baugelände in Auftrag gegeben habe, die Ergebnisse aber noch nicht vorlägen. Der Bürgerentscheid zu den Grünflächen besitze keine Rechtsbindungskraft, und im Übrigen werde Hertha „für ausreichend Ersatzpflanzungen sorgen“. Mit zwei der drei Bürgerinitiativen sei man im Gespräch, ebenso mit der Kita und der Sportjugend des Landessportbundes. „Die Lärmbelästigung im neuen Stadion wird geringer sein als im Olympiastadion“, sagt Herthas Finanzgeschäftsführer.

„Ein ganz großer Knackpunkt“

Bliebe die Sache mit den Wohnungen, die der Arena weichen müssten. „Es ist völlig klar, dass das ein ganz großer Knackpunkt ist“, sagt Schiller, einer aber, „den wir lösen werden“. Der Wohnungsbaustandard der betroffenen Häuser sei nicht besonders hoch, berichtet Herthas Geschäftsführer, die Lage dafür umso attraktiver. „Wenn ich selbst da wohnen würde, wäre meine Skepsis auch extrem hoch“, sagt er. Betroffen sind insgesamt 24 Mietparteien, denen man als Ausgleich etwas anbieten werde, das sie überzeuge. Es gelte aber das Prinzip der Freiwilligkeit. „Eine Einigung wird dauern“, sagt Schiller. Immerhin sind einige der Bewohner selbst Mitglieder von Hertha BSC. Und die Häuser befinden sich im Besitz der Berliner Bau- und Wohnungsgenossenschaft von 1892 eG – 1892, wie das Gründungsjahr von Hertha BSC. Wenn das mal kein Zeichen ist.

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