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Sport: Inline-Skating: Sportler auf der Rolle

Neun Trainingseinheiten absolviert André Unterdörfel pro Woche. 20 Stunden rennt der 22-Jährige, verbessert auf dem Rad die Ausdauer, macht Krafttraining - und skatet.

Neun Trainingseinheiten absolviert André Unterdörfel pro Woche. 20 Stunden rennt der 22-Jährige, verbessert auf dem Rad die Ausdauer, macht Krafttraining - und skatet. Unterdörfel ist ein Leistungssportler auf Rollen. Ein Speed-Skater, der seit vier Jahren der deutschen Nationalmannschaft angehört. "Anfangs galt Skating als Trendsport für aggressive Chaoten", erinnert sich Unterdörfel, der bei der 9. City-Nacht des SC Charlottenburg morgen auf dem Kurfürstendamm als Titelverteidiger über die 10-km-Strecke flitzt. Mit rund tausend Teilnehmern ist zu rechnen, letztes Jahr waren es nur um die 600.

Inzwischen ist Skating einerseits ein Familienspaß für Acht- bis Achzigjährige - und andererseits Leistungssport. Die City-Nacht ist eines von fünf Rennen um den "German Inline Cup". Anne Titze, die Skating-Siegerin des Berlin-Marathon 1999, kommt extra aus Groß-Gerau. Weil nur vier der fünf Rennen gewertet werden, verzichtet manch anderer allerdings auf die weite Anreise. "Die Strecke ist den Leuten mit zehn Kilometern zu kurz", sagt Organisator Mark Milde vom SCC, "sie sind ja nur 15 bis 16 Minuten unterwegs". Besser haben es die Berliner vom XSpeed-Team im SCC. Der 40-jährige Kfz-Meister Roman Klatte rollte im Vorjahr auf Platz drei, Sebastian Baumgartner gewann schon den Köln Marathon. Und Olav Kotva war Eisschnelllauf-Weltmeister.

Die weltbesten Skater sind, ähnlich wie beim Radsport, in Firmenteams organisiert. Die Wettkampfstrecken reichen von 300-Metern bis zum Marathon. Jedes Jahr werden die Weltmeister auf der Bahn und im Marathon auf der Straße ermittelt. In acht europäischen Städten wird seit diesem Jahr eine Grand Prix-Serie durchgeführt, darunter in Berlin. Nirgends rollern mehr Skater bei Wettbewerben durch die Stadt als hier. Zum Marathon im September werden 6500 Teilnehmer erwartet - Weltrekord.

Als stärkstes Team der Welt gilt das "Fila Dream Team", das die besten Skater aus den USA, Italien, Frankreich, Deutschland und Japan unter Vertrag genommen hat. Die Profis hatten bis zu den Weltmeisterschaften, die derzeit in Kolumbien stattfinden, 91 WM-Titel gewonnen und zahlreiche Weltrekorde aufgestellt. Die Nummer Eins ist der US-Amerikaner Chad Hedrick, bis zur WM 36-facher Weltmeister. Zum Dream Team gehören auch die deutschen Brüder Benjamin, Christoph und Daniel Zschätzsch.

Seit Jahresbeginn sind für das neu gegründete Fila Team Berlin vier Frauen und fünf Männer am Start. Der Älteste ist der 36-jährige René Schöfisch, Medaillengewinner der Olympischen Spiele von Sarajewo 1984 im Eisschnelllauf. Sein 15-jähriger Sohn Kay ist nicht nur Mitglied des deutschen Eisschnelllauf-Kaders, sondern auch der beste Marathon-Skater der Mannschaft. Den Berlin Marathon lief er 1999 in 1:10 Stunden.

Die Technik beim Eisschnelllauf und beim Skaten ist ähnlich, viele Sportler, so auch André Unterdörfel, betreiben den einen Sport im Sommer, den anderen im Winter. Oder sie kommen vom Eisschnelllauf und sehen beim Skating größere Perspektiven. André Unterdörfels Vater Werner, der Eishockeynationalspieler und Eischnelllauf-Trainer von Olympia-Teilnehmer Peter Adeberg war, betreut das Fila Berlin Team. Dafür rollen auch Jugendliche, die nie auf dem Eis standen. So wie die 14-jährige Junioren-Europameisterin Jana Gegner, die von Dessau in ein Sportinternat nach Berlin gezogen ist, um Speed-Skating professionell zu trainieren. "Die Kids üben zweimal täglich, das ist knallhart", sagt Team-Manager Mike Saft. Irgendwann einmal, so hofft er, könnte der Nachwuchs in das Dream Team aufrücken.

Helen Ruwald

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