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Sport: Ins Endspiel geglaubt

Durch ein 1:0 gegen Barcelona steht Manchester im Finale der Champions League

Fußball ist ein Spiel der einfachen Botschaften. Die Anhänger von Manchester United hatten all ihre Hoffnungen, ihre Träume und Sehnsüchte gestern Abend mittels einer mächtigen Choreografie in ein einziges Wort gefasst. „Believe“ war in ihrer Fan-Kurve zu lesen: Glaubt daran! Auf der gegenüberliegenden Tribüne waren zwei Zahlen zu lesen 68 und 99, dazwischen der silberne Europapokal, den Manchester United zweimal, eben 1968 und 1999, gewonnen hat. Dank eines 1:0 (1:0)-Sieges gegen den FC Barcelona haben die Engländer die Chance, am 21. Mai im Finale von Moskau zum dritten Mal die wichtigste Trophäe des europäischen Klubfußballs zu gewinnen. Zum ersten Mal gibt es dann im Meisterpokal ein rein englisches Endspiel. Den zweiten Finalteilnehmer ermitteln heute der FC Chelsea und der FC Liverpool (siehe nebenstehenden Artikel).

Im Old Trafford starteten beide Mannschaften mit atemberaubenden Tempo, allerdings war den Spielern auch eine gewisse Nervosität anzumerken. Schon in der zweiten Minute konnte Paul Scholes seinen Gegenspieler Lionel Messi nur mit einem Foul stoppen, Zentimeter vor dem eigenen Strafraum. Der deutsche Schiedsrichter Herbert Fandel entschied zu Recht nicht auf Elfmeter. Weil auch die Gastgeber den Weg nach vorne suchten, entwickelte sich anders als vor einem Woche, beim 0:0 im Camp Nou, ein offenes Spiel, das angesichts der immensen Bedeutung erstaunlich wenig von Taktik geprägt war. Die Offensivbemühungen der Engländer waren anfangs etwas stärker zielgerichtet als die der Spanier, obwohl Trainer Alex Ferguson kurzfristig auf den an der Hüfte verletzten Wayne Rooney verzichten musste.

Trotzdem ging United nach nicht mal einer Viertelstunde in Führung. Nach einer missglückten Abwehr von Außenverteidiger Gianluca Zambrotta genau in die Mitte traf Scholes aus fast 25 Metern mit einem präzisen Rechtsschuss genau in den Winkel. Barças Torhüter Victor Valdes hatte keine Abwehrmöglichkeit.

Manchester besaß auch in der Folge die besseren Chancen. Das Spiel der Gastgeber wirkte durchdachter. Wenn sich die Mannschaft in den Angriff begab, war es, als schwappte eine rote Welle über das Feld auf Barcelonas Tor zu. Der Südkoreaner Park verpasste mit seinem Schuss nach kluger Rückgabe von Christiano Ronaldo nur knapp das Tor, Nani scheiterte kurz vor der Pause mit einem Kopfball.

Barcelonas Angriffe wirkten weit weniger durchdacht. Die Mannschaft spielte hektisch und nur selten geregelt nach vorne. Erstaunlich oft trafen die Spanier die falsche Entscheidung, so dass es ihren Darbietungen erheblich an Kombinationsfluss mangelte. Lionel Messi versuchte es immer wieder alleine – und blieb bei seinen Tempodribblings meistens in Manchesters Abwehr hängen. Gefährlich wurde es für Uniteds Torhüter Edwin van der Sar nur nach Weitschüssen. Vor der Pause verfehlte Deco mit zwei Versuchen nur knapp das Ziel, einen Schuss von Messi konnte van der Sar abwehren.

Elf Heimspiele hintereinander hatte United zuvor in der Champions League gewonnen, doch mit einem einzigen Tor wäre der großeTraum zu Ende gewesen. Nach einer Stunde reagierte Barcelonas Trainer Frank Rijkaard und brachte mit Thierry Henry für Mittelfeldspieler Andres Iniesta einen zusätzlichen Stürmer. Zehn Minuten später wechselte er auch noch den erst 17 Jahre alten Bojan Krkic ein und kurz vor dem Abpfiff den isländischen Angreifer Eidur Gudjohnsen. Mit dem Mut der Verzweiflung kämpfte Barcelona um den einen Treffer, der alles ändern würde. Die Spanier spielten mit mehr Risiko, mit mehr Wucht und mehr Entschlossenheit. Doch Manchester hielt dagegen. Jeder Ballgewinn, jeder Befreiungsschlag wurde von den Zuschauern mit Verve gefeiert. Doch das war gar nichts im Vergleich zu dem, was Schiedsrichter Fandel um kurz nach halb elf mit seinem Schlusspfiff auslöste.

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