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Sport: Ins große Geschäft

Hannover 96 will raus aus der regionalen Nische

Die gebrochene Hand schmerzt noch. Hinderlich wird das sein, sagt Frank Fahrenhorst, aber das sei gewiss kein Grund, nicht aufzulaufen. Der 30-Jährige will unbedingt dabei sein, wenn Hannover 96 auf seinen früheren Klub Werder Bremen trifft. Für den Tabellensiebten geht es darum, ein Ausrufezeichen zu setzen, für Fahrenhorst ist noch von Belang, seinen Stammplatz zu verteidigen.

In der Rückrunde hat er neue Konkurrenz: Anfang der Woche wurde Valérien Ismael als Zugang vorgestellt, ein Innenverteidiger mit Führungsqualität. Ein Transfer, der dazu führt, „dass wir national neu wahrgenommen werden“, wie Klubchef Martin Kind glaubt. Es wird nicht die letzte Aufsehen erregende Personalie bleiben, wenn man Christian Hochstätter zuhört. „Wir werden bestrebt sein, noch mehr Qualität zu verpflichten“, sagt der Manager. Er macht sich gar keine Mühe, das Interesse an Gerald Asamoah (FC Schalke) oder Jan Schlaudraff (FC Bayern) zu dementieren. Asamaoh sei ablösefrei und ein Kind der Stadt, „dann beschäftigt man sich damit“, sagt Hochstätter, der im Fall Schlaudraff der Einfachheit halber „auf die private Bindung unseres Trainer zu dem Spieler aus Aachener Zeiten“ verweist. Und weil bald Weihnachten ist, kursieren auch noch Namen wie Mikael Forssell (Birmingham) und Massimilian Porcello (Karlsruhe).

Bislang ist 96 bloß eine „Regionalmarke“, wie Kind immer sagt. Das soll sich nun schleunigst ändern. Trainer Hecking und Hochstätter sind dabei, die Strukturen anzupassen: Das Scouting ist professionalisiert, die Jugendabteilung auf einem guten Weg, und den Profikader hält Hecking für so gut, dass die Mannschaft nach 35 Jahren mal wieder zu Hause gegen Bremen gewinnen kann.

Werder diene durchaus als Orientierung, sagt Hochstätter, „aber wir müssen unseren eigenen Weg gehen“. Einer, der angesichts eines auf 45 Millionen Euro beschränkten Etats schwierig ist, auch wenn die Lizenzspielerabteilung, die knapp 20 Millionen Euro kostet, als eigene Kommanditgesellschaft aus dem Verein herausgelöst ist. Martin Kind kämpft derzeit dafür, die Investorenregelung im deutschen Profifußball zu kippen und fremdes Kapital für 96 zu beschaffen, damit nicht wie in der Vergangenheit Spieler wie Forssell, Peer Kluge, Leon Andreasen oder Mohamed Zidan zwar mit Hannover in Verbindung stehen, aber eben nicht unter Vertrag. „Wir wollen unseren Etat mittel- und langfristig auf 70 Millionen Euro erhöhen“, sagt Christian Hochstätter, „die Hälfte soll in die Lizenzspielerabteilung fließen.“

Schon vor dieser Saison haben sich die Hannoveraner nicht allzu kleinlich gezeigt. Für die Neuzugänge Mike Hanke, Benjamin Lauth und Christian Schulz mussten die 96er rund zehn Millionen Euro an Ablöse und Gehältern zahlen, auch Valérien Ismael wird – ungeachtet aller Abstriche gegenüber seiner Anstellung beim FC Bayern – nicht zu den Geringverdienern zählen. Martin Kind ist das nur recht. Im Prinzip, so ließ der Präsident bei der Präsentation des 32 Jahre alten Franzosen verlauten, „muss es mit den großen Namen jetzt immer so weitergehen“.

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