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Interview: "Das Lob von Pekerman tut gut"

Nach dem 2:2 gegen Argentinien sieht Bundestrainer Jürgen Klinsmann die Nationalelf auf dem richtigen Weg - und freut sich über das Lob von Ausnahmetrainer Jose Nestor Pekerman. (22.06.2005, 10:30 Uhr)

Die Fans haben die Leistung ihrer Mannschaft mit viel Beifall quittiert. Hatten Sie auch Ihren Spaß am 2:2 gegen Argentinien?

«Ich bin sehr zufrieden, auch wenn es nicht ganz geklappt hat mit dem Sieg. Wir haben einen enormen Schritt nach vorn gemacht, was das taktische Verhalten betrifft, wie wir die Räume eng gemacht haben. Ich glaube, wenn vor dem Turnier jemand gesagt hätte, wir ziehen als Gruppenerster ins Halbfinale ein, wäre die Überraschung groß gewesen. Wir sind davon nicht überrascht.»

Trotzdem hat es wieder nicht geklappt mit einem Sieg gegen eine große Fußball-Nation.

«Es macht bei solch einem Spiel immer die Runde, dass wir seit fünf Jahren nicht mehr gegen einen ganz Großen gewonnen haben. Ich drehe das aber um: Seit wir vor knapp einem Jahr die Arbeit aufgenommen haben, haben wir nicht mehr gegen einen Großen verloren. Da wächst das Selbstwertgefühl, die Selbstüberzeugung. Die Mannschaft ist auf einem guten Weg und darf auch ein Quäntchen stolz auf sich sein. Wir vom Trainerstab sind es übrigens auch.»

Warum haben Sie auf Michael Ballack verzichtet?

«Wir haben ihn bewusst draußen gelassen. Einerseits wollten wir ihm eine Pause geben, andererseits wollten wir die Verantwortung auf mehreren Schultern verteilen. Wir wussten, dass diese Gemeinschaft auch ohne Michael bestehen kann. Das hat sich schon im Februar beim 2:2 gegen Argentinien gezeigt, als er kurzfristig krank wurde. Und es ist auch wichtig, dass die Mannschaft ein Stück wächst, auch wenn der Leader mal nicht dabei ist. »

Hatten Sie keine Bedenken, dass dies schief gehen könnte?

«Darüber haben wir nicht nachgedacht. Und selbst wenn mal etwas schief gehen würde, würde uns das in keinster Weise aus der Ruhe bringen. Die Konsequenz wäre, dass wir wie immer mit der Mannschaft das Spiel analysieren und durchsprechen, was uns im Entwicklungsprozess weiterbringt.»

Was hat das Spiel in Nürnberg an Erkenntnissen gebracht?

«Was die Fitness betrifft, sind wir sehr gut positioniert. Auch was die Qualität in der Breite betrifft, war das ein wichtiger Schritt nach vorn. Wir haben bewusst Spieler wie Mike Hanke und Marco Engelhardt gebracht, um ihnen zu zeigen, was hier für ein Niveau stattfindet. Sie sollten das aufsaugen, mal sehen, wie ein Riquelme zaubert.»

Was hat Ihnen nicht so gefallen?

«Es fehlt noch ein Quäntchen mehr Entschlossenheit, Qualität und Wachsamkeit, dass eine Verkettung von Fehlern wie vor dem 2:2 nicht passiert.»

Wie beurteilen Sie die Leistung von Sebastian Deisler, der zum zweiten Mal nacheinander 90 Minuten durchspielen durfte?

«Er hat enorm viel gearbeitet, enorm viel gepowert. Sebastian macht eine sehr interessante und positive Entwicklung durch, weil er jetzt im Drei-Tages-Rhythmus gefordert ist, Tempo zu gehen. Man hat gesehen, dass er diesen hohen Rhythmus aufnehmen kann.»

Hat Timo Hildebrand das Vertrauen für das geschenkte Länderspiel gerechtfertigt?

«An den beiden Toren ist er absolut machtlos. Timo hat bekräftigt, was wir seit drei Wochen bei ihm beobachtet haben: eine sehr starke Entwicklung. Er hat das Spiel mit der für ihn typischen Gelassenheit gespielt, sich nicht verrückt machen lassen, sondern seine innere Ruhe ausgestrahlt. Er ist einer, der viel mit der jungen Gruppe verbandelt ist und ein feiner Kerl ist. Wir können uns wirklich glücklich schätzen, so einen als dritten Torwart in der Hinterhand zu haben.»

Sie haben kurz nach dem Spiel mit Argentiniens Trainer Jose Nestor Pekerman gesprochen. Worüber?

«Über den Entwicklungsprozess in der Mannschaft. Er hat uns gelobt, er weiß, wie die Konstellation ist bei uns, dass wir mit einer jungen Mannschaft Schritt für Schritt arbeiten. Da tut es uns gut, wenn wir ein Lob von einem solchen Ausnahmetrainer bekommen.» (Aufgezeichnet von Oliver Hartmann, dpa)

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