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Denis Pederson, 34, absolvierte 462 NHL- und 299-DEL-Spiele. Heute trifft er mit den Eisbären im Rahmen der European Trophy in Crimmitschau auf Linköpings HC.

© ddp

Interview: Denis Pederson: "Ich habe mich leer gefühlt"

Denis Pederson spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über sein Leben ohne Eishockey und sein Comeback beim EHC Eisbären.

Denis Pederson, kann man Schlittschuhlaufen verlernen?

Das Laufen an sich ist nicht das Problem. Viel schlimmer wiegt der Muskelabbau. In diesem Bereich habe ich noch einiges zu tun.

Sie hatten in der vergangenen Saison Ihr Karriereende erklärt, nun sind Sie doch zurückgekommen und haben am Montag erstmals wieder mit der Mannschaft trainiert.

Die Übungseinheit war hart, schließlich war ich seit dem letzten Spiel mit den Eisbären im April nicht mehr aktiv. In meiner Heimat in Kanada habe ich ab und zu mit Freunden auf dem Eis gestanden, aber das war nicht ernst zu nehmen. Jetzt bin ich zuversichtlich, dass ich in ein, zwei Wochen wieder richtig fit sein werde und der Mannschaft helfen kann.

Wie haben Ihre Kollegen denn auf Ihr Comeback reagiert?

Sehr gut, ich wurde von allen nett empfangen – zum Glück. Das war nämlich eine meiner größten Sorgen. Ich wusste ja nicht, wie sie reagieren würden, da ich sie sozusagen mit in meine emotionale Achterbahnfahrt hineingezogen hatte.

Nehmen Sie uns doch mal kurz mit auf diese Fahrt!

Im Frühjahr kam auf einmal viel zusammen. Ich glaubte, dass ich genug hatte, war mir nicht sicher, ob ich künftig noch 100 Prozent geben könne und wollte mich mehr um die Familie kümmern. Also habe ich Manager Peter John Lee schon im März Gewissheit über mein Karriereende gegeben, damit er planen kann. Im Nachhinein betrachtet war das ein Fehler. Man kann sagen, dass es sich um eine emotional geleitete Entscheidung handelte, die ich wohl überhastet getroffen habe. Dafür möchte ich mich bei allen entschuldigen.

Auf dem Eis gelten Sie als harter Spieler, der den Zweikampf liebt. Wie sah es im Innenleben des Denis Pederson zuletzt aus?

Im Sommer habe ich mich richtig leer gefühlt. Das war schon merkwürdig – und auch frustrierend. Alle um mich herum haben gearbeitet und irgendetwas getan. Ich nicht. Und ich bin überhaupt nicht der Typ, der nur rumsitzen kann. Ich habe mich regelrecht gelangweilt und dann gemerkt, wie sehr ich diesen Sport, das Eishockeyspielen, liebe. Aus mentaler Sicht war es eine sehr stressige Zeit.

Das frühe Ausscheiden der Eisbären im Play-off-Viertelfinale dürfte nicht unbedingt zur Besserung Ihrer Lage beigetragen haben.

Geholfen hat es sicher nicht. Denn ich war danach noch lange geknickt. So beendet man seine Karriere einfach nicht, habe ich mir immer wieder gedacht. Unser Ausscheiden hat gezeigt, wie schwierig es jedes Jahr aufs Neue ist, Meister zu werden. Aber dass es mit dem Titel zuletzt nicht geklappt hat, ist natürlich eine zusätzlich Motivation für die neue Saison.

Sie hätten aber sicher auch in Nordamerika mit einem Team um die Meisterschaft spielen können, oder?

Nein, hätte ich nicht. Ich habe im Jahr 2006 probiert, noch mal in die NHL zu gehen, das hat nicht geklappt. Schon damals bin ich wieder zu den Eisbären zurückgekehrt. Die Organisation hier ist in Deutschland eben die beste. Und ein unterklassiges Team in Nordamerika kommt für mich nicht infrage.

Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie bald wieder genug vom Profisport haben?

Oh, das wird so schnell nicht passieren. Ich habe das Gefühl, dass noch einige gute Jahre vor mir liegen.

Das Gespräch führte Katrin Schulze.

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