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Lizarazu

© AFP

Interview: "Die Bayern haben echte Probleme"

Bixente Lizarazu kommentiert das Duell seiner Ex-Klubs Girondins Bordeaux und Bayern München am Mittwochabend im Fernsehen.

Herr Lizarazu, das Duell Ihrer beiden ehemaligen Klubs Girondins Bordeaux und Bayern München muss ein ganz besonderes für Sie sein.



Das ist es zweifellos. In Bordeaux habe ich das Fußballspielen gelernt und insgesamt zwölf fantastische Jahre gehabt. Bei Bayern München habe ich die wohl beste Zeit meiner Karriere erlebt und meine wichtigsten Titel gesammelt.

Sie kommentieren das Spiel für den französischen Fernsehsender TF1.

Das ist eine besondere Geschichte. Bisher habe ich mich immer auf die Analyse im Studio konzentriert. Das ist nun mein erster Einsatz als Live-Kommentator in der Champions League. Ein besseres Spiel hätte ich nicht bekommen können. Sie können mir glauben, ich kann über beide Vereine sehr viel erzählen.

Werden an diesem Abend zwei Herzen in Ihrer Brust schlagen?

Davon können Sie ausgehen. Ich sehe das erst einmal positiv. Egal, wer gewinnt, ich kann mich freuen. Ich hoffe natürlich sehr, dass beide Klubs ins Achtelfinale einziehen. Das wird aber verdammt schwer, weil Juventus Turin ein richtig starker Kontrahent ist. Das wird ein ganz harter Dreikampf, bei dem Kleinigkeiten entscheidend sein werden.

Wer ist Ihr Favorit für das Spiel?

Schaut man auf Historie und Kader, ist es Bayern München. Nimmt man die derzeitige Form, ist es Girondins Bordeaux.

Das müssen Sie genauer erklären.

Die Bayern haben natürlich die besseren Spieler. Aber sie haben derzeit echte Probleme. Topleute wie Toni, Ribéry, van Bommel und Robben sind oder waren lange verletzt. Gomez, Klose und andere Leistungsträger wirken verunsichert. Wenn eine Mannschaft mit solchen Spielern nur Tabellenachter ist, kann etwas nicht stimmen. Bayern muss mit so einer Besetzung immer Tabellenführer sein.

Und Bordeaux?

Ist seit Monaten in herausragender Verfassung. Ich glaube, sie haben vor der Niederlage Anfang Oktober in St. Etienne mehr als 20 Ligaspiele nicht verloren. Der Trainer Laurent Blanc hat eine richtig gute Mannschaft zusammengebastelt, die völlig verdient Meister geworden ist.

Wie steht es mit Bayerns Louis van Gaal?

Ich weiß nur, dass er Ärger hat mit einigen Spielern, mit Gomez, mit Toni und mit Ribéry. Für die Zukunft muss Bayern München einen Weg finden, diese Topspieler in Topform zu bringen. Ob es am Trainer lag, dass das bisher nicht richtig geklappt hat, kann ich nicht sagen. Ich sehe aber, Ribéry ist wirklich oft verletzt. Manchmal entstehen solche Verletzungen auch, weil man nicht total entspannt und zufrieden mit der eigenen Situation ist.

Welche Spieler muss der FC Bayern besonders fürchten?

In erster Linie das wirklich starke Kollektiv. Aber mit Yoann Gourcuff hat Bordeaux auch einen extrem starken Spielmacher.

Den hatten Sie vor der EM 2008 noch Bayerns Manager Uli Hoeneß empfohlen.

Das stimmt. Damals war er noch nicht so bekannt – jetzt weiß jeder, wie gut er ist, er ist also teuer. Er hat sich wirklich sehr gut entwickelt und er versteht sich extrem gut mit Angreifer Marouane Chamakh. Der Kopf der Mannschaft ist aber Kapitän Alou Diarra. Im defensiven Mittelfeld gibt es derzeit keinen Besseren in Frankreich.

Abschließend noch ein Tipp von Ihnen.

Das Spiel in Bordeaux endet 5:5, zwei Wochen später in München gibt es ein 6:6. Ich habe dann richtig viel zu erzählen und bin am Ende auch noch zufrieden.

Das Gespräch führte Jörg Runde.

Bixente Lizarazu, 39, begann seine Karriere bei Girondins Bordeaux, wurde Welt- und Europameister und gewann 2001 mit Bayern München die Champions League.

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