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Marla Stukenberg, 55, ist die Leiterin des Goethe-Instituts in Korea. Sie ist verantwortlich für die Region Ostasien.

© Goethe-Institut Korea/OZAK

Interview Goethe-Institut Korea: „Kulturelle Brücken nach Nordkorea“

Die Leiterin des Goethe-Instituts Korea über Projekte in Nordkorea und die Zusammenarbeit mit der Paralympics Zeitung.

Frau Stukenberg, das Goethe-Institut Korea wurde 1968 begründet, seitdem setzt es sich für die Vermittlung zwischen der koreanischen und deutschen Kultur ein. Gibt es etwas, worin sich Deutschland und Korea besonders ähnlich sind?

Ein wichtiges gemeinsames Thema im deutsch-koreanischen Austausch ist natürlich das Thema Teilung und Wiedervereinigung. Trotz aller Unterschiede zwischen der deutsch-deutschen Teilung und der Situation auf der koreanischen Halbinsel herrscht in Korea ein großes Interesse an den deutschen Erfahrungen während und nach der Wiedervereinigung. Neben vielen anderen Aspekten verbindet beide Länder insbesondere auch die Begeisterung für Musik.

Sie teilten mit, dass mit der Projektarbeit in Nordkorea seit 2004 ein entscheidender Schritt zur Arbeit des Goethe-Instituts Koreas in beiden Teilen Koreas gemacht wurde. Derzeit ist die Lage nach wie vor sehr angespannt – was waren Erfolge? 

Wir versuchen, Kontakte zu Partnern aus dem Kulturbereich in Nordkorea aufrecht zu halten. Für einige Jahre erlaubte ein Lesesaal in Pjöngjang den Zugang zu Büchern und Zeitschriften aus Deutschland. Das Münchner Kammerorchester war für Konzerte und Workshops in Nordkorea. Auch wurden mit deutschen Experten Workshops zur Papierrestaurierung durchgeführt, damit historisch wertvolle Manuskripte aus der gemeinsamen Geschichte des geteilten Landes erhalten bleiben. Ausgewählte deutsche Filme wurden koreanisch untertitelt und auf Festivals gezeigt. Im Rahmen der Buchmesse stellte das Goethe-Institut Buchpublikationen aus Deutschland in Pjöngjang aus. Für die Zukunft hoffen wir, dass sich die aktuelle politische Lage entspannt und wir die kulturellen Brücken nach Nordkorea wieder aktiv begehen können.

Dieses Jahr ist das Goethe-Institut Korea Projektpartner der „Paralympics Zeitung“– und sorgt dafür, dass es auch eine koreanische Ausgabe in Zusammenarbeit mit der koreanischen Zeitung „Hankyoreh“ geben wird. Was sind Ihre Ziele und Wünsche für die Kooperation?

Der Behindertensport und auch Themen wie Inklusion, Teilhabe und selbstständiges und selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderungen spielen in Südkorea gesellschaftlich nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Auch das Interesse an den Paralympics 2018 im eigenen Land war nicht sehr ausgeprägt. Vor diesem Hintergrund sah das Goethe-Institut Korea in der Herausgabe einer koreanischen Ausgabe der Paralympics Zeitung die Chance, den Paralympics und dem Behindertensport in Korea mehr Öffentlichkeit zu verschaffen und gleichzeitig den journalistischen Austausch zwischen Deutschland und Korea zu fördern. In der Partnerzeitung Hankyoreh hat sich hierfür ein guter Partner gefunden. Bei unseren Projekten zählt für uns sowohl der jeweilige Prozess der Zusammenarbeit mit unseren Partnern wie natürlich auch das Ergebnis. Wir freuen uns sehr, dass die koreanische Ausgabe am 16. März erscheinen wird.  

In Deutschland wird viel für Inklusion und auch für Behinderten- und Rehabilitationssport getan. Inklusion ist eine gesellschaftliche Aufgabe, die über Sport und Kultur transportiert werden kann – wie steht es da in Korea?

Auch in Deutschland ist Inklusion ja nach wie vor „work in progress“ – nicht anders ist es in Korea. Das Goethe-Institut wird sich sicher auch weiterhin in dem Bereich engagieren. 2017 haben wir zum Beispiel bereits die Teilnahme des Berliner Theaters Thikwa am Korea International Accessible Dance Festival unterstützt, welches 2016 vom südkoreanischen Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus in Zusammenarbeit mit Botschaften und Kulturorganisationen verschiedener Länder ins Leben gerufen wurde. Die koreanische Ausgabe der Paralympics motiviert uns sehr, weiter an diesem Thema zu arbeiten.

Können die Paralympischen Spiele die Situation und die öffentliche, sowie wirtschaftliche Unterstützung von Menschen mit Behinderung nachhaltig in Südkorea verbessern?

Wir hoffen, dass durch die Paralympischen Spiele im eigenen Land wie auch weltweit das gesellschaftliche Bild von Menschen mit Behinderungen und ihren Möglichkeiten positiv beeinflusst wird. Inwieweit dies auch zu nachhaltigen Verbesserungen führt, bleibt abzuwarten. Die derzeitige gesellschaftliche Stimmung, insbesondere unter der neuen Regierung, bietet aber sicher gute Voraussetzungen dafür.

Die Fragen stelle Jisu Yon, 20, die Nachwuchsreporterin bei der Paralympics Zeitung ist.

Die Logos der Partner bei der diesjährigen Erstellung der Paralympics Zeitung in der Landessprache des Gastgeberlandes:

Das Logo der koreanischen Zeitung Hankyoreh
Das Logo der koreanischen Zeitung Hankyoreh

© Hankyoreh

Das Logo des Goethe Instituts
Das Logo des Goethe Instituts

© Goethe Institut

Jisu Yon

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