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Frank Hördler ist auch mit 37 Jahren noch eine feste Größe im Team der Eisbären.

© imago images/Revierfoto

Interview mit Eisbären-Kapitän Frank Hördler: „Ich glaube nicht, dass man zu mir sagt, dass es jetzt vorbei ist"

Der Verteidiger (37) spricht über seine erfolgreiche Karriere, die Zukunft und sein besonderes Verhältnis zu Trainer Serge Aubin.

Verteidiger Frank Hördler startet mit den Eisbären in seine 16. Play-offs. Im Interview äußert es sich über seine erfolgreiche Karriere, einen neuen Vertrag und das Play-off-Viertelfinale, das am Sonntag um 14 Uhr in heimischer Halle gegen die Kölner Haie beginnt.

Herr Hördler, Sie haben acht Titel haben Sie mit den Eisbären bislang errungen, sie spielen jetzt zum 16. Mal die Play-offs. Welche besonderen Erinnerungen sind aus alle den Jahren bei Ihnen haften geblieben?

2004 war meine Play-off-Premiere, damals hat es leider noch nicht zum Titel gereicht. Aber selbst an das Jahr denke ich manchmal zurück. Spezielle Höhepunkte zu benennen ist schwierig, aber wenn ich zum Beispiel ein Lied höre, das in einer Zeit eine besondere Bedeutung für mich hatte, kommen die Erinnerungen hoch. Gleiches gilt, wenn mir ein Spieler schreibt, mit dem ich etwas gewonnen habe. Es gab viele tolle Momente, die alle wichtig für mich sind.

Welcher Mitspieler hat Sie besonders geprägt in dieser langen Zeit?
Das könnte ich nie beantworten – aus dem einfachen Grund, dass es unfair all den anderen Mitspielern gegenüber wäre, von denen ich gelernt habe. Ich bin der Auffassung, dass man als Eishockeyspieler nie auslernt und man deshalb von allen etwas mitnimmt, mit denen und auch gegen die man spielt. Auch junge Spieler, die mich im Training fordern, bringen mich weiter.

Seit ihrer ersten Profisaison 2003/2004 hat sich das Eishockey weiterentwickelt. Wie ist es Ihnen gelungen, immer mit der Zeit zu gehen?

Man hat zum Glück entschieden, dass das Haken und Stockschlagen konsequenter geahndet wird, um davon wegzukommen. Damit wurde eine Veränderung insofern herbeigeführt, dass viel mehr gelaufen werden muss – gerade als Verteidiger. Wenn ich einen Stürmer habe, der sehr quirlig und schnell ist, dann muss ich das als Verteidiger auch sein. Daraufhin hat sich einiges verändert, auch bei den Personalien. In der NHL sieht man das am besten. Die großen, schweren Verteidiger, die eine riesige Reichweite haben mit ihren Schlägern, werden immer weniger.

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1000 Spiele für die Eisbären sind greifbar nah

In der kommenden Saison könnten Sie die Marke von 1000 Spielen durchbrechen. Die Karriere wird also fortgesetzt?
Es ist noch nicht ganz sicher, aber ich denke schon. Das liegt aber nicht primär an den 1000 Spielen, sondern eher daran, dass die Chance besteht, dass ich mit meinem ältesten Sohn Eric zusammenspielen kann. Das ist mir wichtiger.

Bei den Profis hat er schon mittrainiert.

Es ist eine riesige Motivation für mich, richtig hart an mir zu arbeiten, damit das klappt. Es ist ein Grund, noch mal mehr zu machen. Für einen Vater und ich glaube auch für einen Sohn ist das etwas Besonderes. Ich hatte das Erlebnis auch mit meinem Vater. Ich weiß noch, wie das war.

Die Entscheidung, ob sie dann auch mit 38 noch für die Eisbären spielen, treffen Sie selber und nicht das Management?

Ich glaube nicht, dass man zu mir sagt, dass es jetzt vorbei ist. Ich nehme als sehr wohltuend wahr, dass wir uns gut unterhalten können, wenn solche Gespräche nötig werden. Deshalb denke ich auch, dass wir das hinkriegen. Aber ich bin auch in einem Alter, in dem man gerade in den Play-offs gucken muss, wie es sich anfühlt. Ich will ja auch gut sein.

Frank Hördler gewann im letzten Jahr den achten Titel mit den Eisbären.
Frank Hördler gewann im letzten Jahr den achten Titel mit den Eisbären.

© imago images/Nordphoto

Welche Herausforderungen mussten Sie als Kapitän in der Pandemie meistern?
Bei über 20 Erwachsenen ist man nicht immer sofort auf einer Seite. Aber wir müssen einen Weg finden, der für alle in Ordnung ist. Und man muss irgendwann mit dem Thema abschließen, damit es gegessen ist. Charakterlich hatten wir letztes Jahr und haben auch in diesem Jahr tolle Menschen hier und ich bekomme tolle Unterstützung. Es gab nie den Moment, dass es chaotisch wurde oder in großen Streit ausgeartet ist.

Sie selbst haben bislang keine Coronainfektion durchgemacht. Beeinflusst Sie das vor den Play-offs, jetzt, wo es wieder viele Lockerungen gibt?
Wir wollen ja nichts verschreien. In den letzten zwei Jahren haben wir gelernt, wie man damit umgeht. Du kannst nicht alles machen wie vorher, sondern du musst dich mehr schützen. Wir waren ja auch unterwegs, als das Reisen für die meisten Leute noch nicht erlaubt war. Das hat dazu beigetragen, dass man einfach besser aufpasst.

Sportdirektor Stéphane Richer spricht von Ihrem besonderen Draht sowohl zu Trainer Serge Aubin als auch zu ihren Mitspielern. Wie würden Sie dieses Zusammenwirken beschreiben?
Ganz entscheidend ist ja, welche Form von Kommunikation der Trainer pflegt. Wir haben wirklich ein großes Glück, dass Serge Aubin zu uns gekommen ist, weil Wertschätzung und Vertrauen eine große Rolle für ihn spielen. Wenn ich das spüre, gebe ich als Spieler natürlich gerne viel zurück. Dann funktioniert das Zusammen-Arbeiten fast von alleine. Serge ist ein toller Trainer, nicht nur taktisch gesehen, sondern auch in der Interaktion. Weil er weiß, was man wann zu sagen hat. Ich unterstütze ihn dabei, so gut ich kann.

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In der Eishalle zählt nur der Sport

Am Sonntag starten die Play-offs gegen die Kölner Haie. Wie sieht dieser Tag für Sie aus?
Am Sonntag spielen wir um 14 Uhr, wir haben morgens also kein Training. Ich stehe auf und es gibt ein großes Frühstück. Wenn das Wetter entsprechend ist, gehe ich noch eine Runde spazieren. Und dann breche ich schon kurz vor 11 Uhr in Richtung Arena auf. Dort geht es weiter mit Besprechungen, Video, Warmmachen. Dann ziehen wir uns um, machen das Warm-up, das Spiel beginnt.

Die Aufnahmefähigkeit für die Bedürfnisse der Familie sind am Spieltag wahrscheinlich ohnehin nicht besonders ausgeprägt.
Die ist eigentlich gar nicht da. Der Fokus aufs Spiel fängt ja schon am Abend vor dem Spiel an, bevor ich ins Bett gehe.

Der Ukraine-Krieg fordert uns alle. Ist das auch ein Thema in der Kabine?
An Tagen, wenn man nicht spielt, spricht man schon darüber. Aber an Spieltagen kommt man nicht in den Modus darüber zu sprechen, weil man über andere Sache nachdenken muss, zum Beispiel, wer von der anderen Mannschaft aufgestellt ist und mit welcher Taktik der Gegner spielt, auch in Über-und Unterzahl.

Das Fokussieren ist die hohe Kunst.
Ja, das muss dir auch gelingen, wenn das Kind krank zu Hause liegt und es ihm nicht gut geht. Das lernst du über die Jahre. Wenn du früh zum Training fährst und den Fuß in die Kabine setzt, geht es nur um Eishockey. Wenn du fertig und geduscht bist, ist anderes wieder wichtig.

Das gelingt einem 37-Jährigen vermutlich besser als einem jungen Spieler.
Wenn man anfängt als Profi, hat man maximal eine Freundin und den Kopf noch nicht so voll mit Kinderangelegenheiten. Der Automatismus entwickelt sich schnell. Natürlich spielen die Frauen eine ganz entscheidende Rolle. Sie geben uns das Gefühl, dass wir uns zu 100 Prozent auf Eishockey konzentrieren können. Das wird oft unterschätzt. Wenn Chaos zu Hause wäre, würde alles schwerer fallen.

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