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Maik Franz

© dpa

Interview mit Maik Franz: "Ich bin kein Unschuldsengel"

"Ich bin Verteidiger und kein Filigrantechniker. Da ist es normal, dass es auch mal zur Sache geht", sagt KSC-Kapitän Maik Franz im Gespräch mit Tagesspiegel.de. Der Spitzname "Iron Maik" liefere aber ein falsches Bild.

Herr Franz, hat der Sieg im Pokal geholfen, die Derby-Niederlage gegen den VfB zu verdauen?

Ein Stück weit schon, doch der Stachel sitzt noch sehr tief, weil es einfach ein besonderes Spiel für uns ist – und, weil wir auch sehr gut gespielt haben. Wir hätten mindestens unentschieden spielen müssen. Doch durch eigene Fehler und dem Zutun des Schiedsrichters, der in der entscheidenden Szene nicht auf Abseits (2:1 durch Mario Gomez, Anm. d. Red.) entschieden hat, war es sehr schwer für uns, gegen die starken Stuttgarter zurückzukommen.

Im Vorfeld des Derbys wurde fast nur über das Duell Maik Franz gegen Mario Gomez berichtet. Wie sehr nervt das?

Das ist nicht schön. Es war ein Spiel VfB gegen KSC, doch es wurde wirklich nur auf Gomez-Franz reduziert. Gerade für mich ist das auch ärgerlich, weil ich unter besonderer Beobachtung stand. Die Schiedsrichter neigen in so einer Situation dazu, schneller eine Gelbe Karte zu ziehen. Das war im Derby der Fall, wo ich für mein erstes Foul in der 70. Minute gleich Gelb gesehen habe.

Spielen Sie deswegen mit angezogener Handbremse, weil Sie wissen, dass die Schiedsrichter Sie auf dem Kieker haben?

Nein, das brauche ich auch gar nicht, weil ich kein unfairer Spieler bin. Ich habe in der vergangenen Saison neun Gelbe Karten gesehen. Das ist für einen Innenverteidiger nicht gerade viel. Bei den Foul-Statistiken rangiere ich im Mittelfeld, außerdem war ich letzte Saison der meist gefoulte Verteidiger. Die Statistiken sprechen für mich, das ist also alles nicht so dramatisch.

Fühlen Sie sich ungerecht behandelt?

Nö, das nicht. Ich bin schließlich kein Unschuldsengel. Es ist immerhin auch mein Job, dafür zu sorgen, dass wir kein Gegentor bekommen. Ich bin Verteidiger und kein Filigrantechniker, der für das Kreative verantwortlich ist. Da ist es normal, dass es da hinten auch mal zur Sache geht.

Sie sind ein fröhlicher und umgänglicher Typ. In der Öffentlichkeit werden Sie jedoch oft auf den "Iron Maik" reduziert. Wie wehren Sie sich dagegen?

Ich spiele das Spiel mit, ich bin in der Schublade von wegen Rüpel und "Iron Maik". Aus dieser Schublade kann ich mich im Prinzip nicht befreien - weil es so ausgelegt wird, als ob ich mich rechtfertigen und mich für irgendwas entschuldigen würde. Das möchte und das muss ich aber nicht, weil ich nichts verkehrt gemacht habe. Ich lebe mit der Situation und versuche, das Beste daraus zu machen. Jeder der mich als Mensch kennt und sich mit mir als Person beschäftigt, weiß, dass ich nicht so bin, wie es oft dargestellt wird. Was da geschrieben wird, ist zweitrangig, weil ich weiß, wie es in Wirklichkeit ist.

Wären Sie ohne das Feuer und die Aggressivität nur halb so viel wert auf dem Platz?

Ja klar, mein Grundspiel und Auftreten muss ich nicht verändern, damit bin ich in den letzten zweieinhalb Jahren ganz gut gefahren und war damit erfolgreich. Und ich entwickle mich ja permanent weiter.

Stellen Sie sich in der Vorbereitung auf ein Spiel bestimmte Szenen vor, die auf dem Platz passieren könnten, um sich richtig zu motivieren?

Ja, das mache ich. Ich habe auch einen Mentaltrainer, mit dem ich zusammen arbeite, der mir gewisse Sätze an die Hand gibt. Und ich lasse mir vor dem Spiel auch gewisse Eventualitäten durch den Kopf gehen. Visualisieren, nennt man das (lacht).

Was stellen Sie sich da konkret vor?

Gewisse Zweikampfsituationen, Passabfolgen oder Torabschluss-Situationen. Das Ziel ist, mit einem positiven Gefühl in das Spiel zu gehen.

Arbeiten Sie direkt vor dem Spiel mit dem Mentaltrainer zusammen?

Nein, das nicht. Wir treffen uns einmal im Monat und besprechen gewisse Dinge - auch Privates. Wir versuchen dann gemeinsam zu erörtern, wie ich mich weiter entwickeln und verbessern kann.

Wo liegen bei Ihnen die Ansatzpunkte, wo können Sie sich weiterentwickeln?

Ich mache das jetzt schon drei Jahre und da findet man immer etwas. Doch das möchte ich hier nicht näher ausführen.

Am Sonntag geht es gegen Ihren alten Klub Wolfsburg. Sind Sie da besonders motiviert?

Motiviert bin ich immer. In Wolfsburg hat sich aber so viel geändert, da sind nur noch eine handvoll Leute, die ich von früher kenne. Da spielt eine komplett andere Mannschaft. Vom rein Sportlichen ist das also nichts Außergewöhnliches für mich.

Ein Highlight Ihrer Karriere war die Zeit in Wolfsburg auch nicht gerade, oder?

Das ist falsch. Ich habe den Wolfsburgern sehr viel zu verdanken. Ich habe da fünf Jahre gespielt und fast 100 Bundesligaspiele gemacht. Ich bin dort zum Bundesligaspieler geworden und schaue gerne auf die Zeit zurück, auch wenn es nicht immer einfach war. Ich hatte fünf Trainer in der Zeit, doch bis auf Wolfgang Wolf hat mir keiner das Gefühl gegeben, zu 100 Prozent hinter mir zu stehen. Das war ein Problem.

Der KSC ist relativ schlecht mit drei Niederlagen in vier Spielen in die Spielzeit gestartet. Haben die Leute Recht, die den KSC vor der Saison als Abstiegskandidaten genannt haben?

Nein, das sehe ich nicht so. Wenn man sich unsere Spiele angeschaut, hat man gesehen, dass wir richtig guten Fußball gespielt haben. In Hamburg und Stuttgart waren wir gleichwertig und haben durch eigene Fehler die Spiele verloren. Da müssen wir ein bisschen konzentrierter sein. Gegen Bochum haben wir verdient gewonnen. Die einzige Partie, die wirklich schlecht war, war die gegen Köln. Ein schlechtes Spiel, aber man darf auch die Umstände nicht völlig außer Acht lassen. Fast wäre damals ein Profikollege auf dem Platz gestorben. Klar, wir haben zu wenig Punkte, doch wie wir aufgetreten sind und gespielt haben, ist okay. Deshalb glaube ich, werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben.

Was muss sich konkret verbessern?

Wir müssen im Abschluss konkreter werden. Wir müssen den Killerinstinkt schärfen und hinten etwas konzentrierter werden. Dann werden wir auch die nötigen Punkte holen und alles ist im grünen Bereich.

Sie sind vor dieser Saison von Trainer Ede Becker zum Kapitän ernannt worden, was bedeutet Ihnen dieses Amt?

Das macht mich stolz. Der KSC ist ein Traditionsverein, mit einem großen Fanpotential. Den Leuten hier in der Region bedeutet der KSC sehr viel. Hier Kapitän zu sein, ist was Besonderes.

In einer Zeitung war vor Saisonstart zu lesen, ein Spieler wie Maik Franz sollte nicht Kapitän werden. Was sagen Sie dazu?

Das ist mir egal, was die Leute schreiben - solange es sich das auf das Fußballerische beschränkt und nicht ins persönliche geht. Wichtig ist, was die Leute hier im Verein und die, die mich kennen, von mir halten.

Sie haben nach einer durchwachsenen Zeit in Wolfsburg den Umweg über die zweite Liga zurück ins Oberhaus genommen. Würden Sie noch mal freiwillig in die zweite Liga gehen?

Das war schon ein Risiko in die zweite Liga zu gehen. Im Nachhinein war es aber der richtige Schritt, und ich bin glücklich, dass ich es gemacht habe. Ob ich es noch mal machen würde - darüber mache ich mir keine Gedanken, weil wir mit dem KSC in der ersten Liga bleiben werden.

Wie kamen Sie denn auf die Idee, Rezepte von Starkoch Johann Lafer auf Ihre Homepage zu stellen?

Letztes Jahr hatten Mario Eggimann, Michael Mutzel und ich auf der Karlsruher Messe eine Kochveranstaltung mit ihm. Das war eine sehr sympathische Veranstaltung. Da ich ab und zu ganz gerne koche und meine Homepage inhaltlich auf ein hohes Niveau bringen wollte, habe ich ihn gefragt, ob er das machen will. Und er war sofort dabei. Das freut mich natürlich sehr, dass so eine Persönlichkeit sich auf meiner Seite die Ehre gibt, ein paar Rezepte reinzustellen.

Was ist Ihr Lieblingsrezept?

Mein Lieblingsrezept ist Schnitzel mit Kartoffelbrei und Erbsen. Das ist von meinen Vater.


Das Gespräch führte Matthias Bossaller

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