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Mehmet Scholl hat harsche Kritik an Trainern geübt.

© dpa

Interview mit Mehmet Scholl sorgt für Ärger: "Trainer haben keine Ahnung, wie ein Profi tickt"

Mehmet Scholl hält nicht viel von der neuen Trainergeneration. Nach einem Interview sieht er sich nun dem Vorwurf ausgesetzt, sich selbst ins Spiel bringen zu wollen.

Der Fußball wird immer professioneller, die Trainer werden es auch. Wo früher noch eine erfolgreiche Fußballerkarriere das bestimmende Kriterium für eine Trainerlaufbahn war, sind die Anforderungen inzwischen vielschichtiger. Trainer müssen herausragende theoretische Kenntnisse vorweisen. Aber nicht nur das: Eine gute Menschenführung gehört genauso dazu wie etwa die Motivationsfähigkeit oder der Umgang mit den Medien.

Der Trainerberuf ist nicht nur anstrengend, er erfordert auch hohe intellektuelle Eigenschaften. Das Bild des Trainers vom kumpel- und launenhaften Trainingshosenträger hat sich gewandelt.

Nicht unbedingt zum Guten. Findet Mehmet Scholl.

Der frühere Nationalspieler gab dem "Spiegel" ein bemerkenswertes Interview, in welchem er die heutige Trainergeneration, überspitzt zusammengefasst, als Ansammlung uniformer Nerds beschreibt. "Im Moment kommt eine Schwemme von Trainern auf den Markt, immer der gleiche Typus, der alles anders macht, als ich es machen würde", sagte er darin und ergänzte: "Die haben selbst nie oben gespielt und auch keine Ahnung, wie ein Profi auf höchstem Niveau tickt."

Bemerkenswert ist das Interview auch deshalb, weil Scholl, bevor er die Trainer tadelt, noch zu der Einschätzung kommt, dass er im Falle von Mario Gomez seine Kritik hätte "vorsichtiger formulieren müssen". In seiner Funktion als ARD-Experte hatte Scholl den Nationalstürmer bei der Europameisterschaft 2012 heftig kritisiert.

Nur wenige Passagen später aber ist er wenig vorsichtig mit seiner Einschätzung zu den Trainern. "Je mehr ich die Kandidaten beobachtet habe, die mit Bestnoten abschließen, die dieses typische Kursbestergesicht haben und die Kursinhalte aufgesogen haben, desto mehr sträubten sich bei mir die Nackenhaare", sagte er: "Bei denen ist Taktik oberstes Gebot, das sind Laptop-Trainer."

Zorniger: "Das ist eben Mehmet"

Mehmet Scholl hat – mit dem Wissen, wie Profis ticken – offenbar selbst Ambitionen, wieder ins Trainergeschäft einzusteigen. Zuletzt hatte er zwei Jahre lang die zweite Mannschaft des FC Bayern trainiert,  seit 2013 aber arbeitet er nur noch als TV-Experte. Er brenne wieder auf einen Job als Trainer, sagte er dem "Spiegel". Allerdings nicht um jeden Preis. So fände er es schäbig, sich mittels eines Agenten auf dem Trainermarkt anzubieten. "Diese Bedingungen akzeptiere ich auch nicht, das geht in die völlig falsche Richtung."

Scholl machte 2012 nach dem Ende seiner Karriere den Abschluss als Fußballlehrer an der Hennes-Weisweiler-Akademie. Alexander Zorniger, Notenbester aus Scholls Jahrgang und mittlerweile Trainer beim VfB Stuttgart, reagierte auf das Interview. Mit Blick auf die gemeinsam absolvierte Trainerausbildung sagte er der "Bild"-Zeitung: "Das ist eben Mehmet. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte er auch immer einen Laptop im Unterricht dabei."

DFB-Chefausbilder Frank Wormuth zeigte sich von Scholls Kritik an den vermeintlichen Konzept-Trainern und ihrer starken Taktikorientierung überrascht.

"Ich wundere mich ein wenig über die Aussagen von Mehmet, denn vor nicht allzu langer Zeit war er einmal bei uns externer Referent. Er hat dabei auch unsere Ausbildung in höchsten Tönen gelobt. Seine Kritik ist mir ein Rätsel", sagte er. Tsp

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