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Interview: Neuer Trainer Sigurdsson: "Ich habe alle Spiele der Füchse gesehen"

Dagur Sigurdsson, ab Sommer 2009 Trainer in Berlin, im Interview über den neuen Job bei den Füchsenund das Besondere an Isländern.

Herr Sigurdsson, wie fühlen Sie sich als Fuchs in spe?



Warum in spe? Ab jetzt bin ich ein Fuchs.

Heißt das, Sie sind bereits in die Geschicke des Teams involviert?

Nein, ich möchte damit nur mein Gefühl beschreiben.

Seit wann wissen Sie, dass Sie ab der neuen Saison neuer Trainer der Füchse Berlin werden?

Seit ein paar Tagen erst. Aber das Projekt Erstliga-Handball in Berlin verfolge ich schon lange. Ich habe alle Spiele der Füchse gesehen, wenn auch nicht live. Sehr oft habe ich mich über die Füchse auch mit Konrad Wilczynski …

… der bei Ihnen in der österreichischen Nationalmannschaft spielt …

...unterhalten. Das war schon spannend, was er so alles erzählt hat.

Was denn zum Beispiel?

Dass die Füchse sehr ehrgeizige Ziele verfolgen, dass der Verein wirtschaftlich sehr solide geführt wird und dass es sich in Berlin sehr gut leben lässt.

Wie lange haben Sie nachgedacht, ob Sie den Job annehmen?

Da gab es nicht viel zu überlegen. So eine Chance muss man einfach nutzen.

Haben Sie mit Wilzcynski auch über Trainer Lommel gesprochen, den Sie ja nun im kommenden Sommer beerben werden?

Nein, aber ich finde, dass der einen sehr guten Job macht. Ich drücke ihm jedenfalls beide Daumen, dass er mit dem Team in der Bundesliga noch weit nach vorn kommt. Ich habe großen Respekt vor seiner Leistung.

Besteht jetzt nicht die Gefahr, dass die Füchse leistungsmäßig in ein Loch fallen?

Nein, die Mannschaft zieht die Saison jetzt mit dem Trainer voll durch. Ich möchte mich auf keinen Fall in den Vordergrund drängen.

Gibt es einen Wunsch, den Sie in diesem Zusammenhang äußern möchten?

Ja, dass die Füchse jetzt wieder in Ruhe mit Jörn-Uwe Lommel arbeiten können. Die Halbserie ist ja noch nicht einmal beendet.

Welche Rolle hat Geschäftsführer Bob Hanning bei Ihrer Entscheidung für die Füchse gespielt?

Eine ziemlich große. Ich mag Menschen, die ein klares Bild im Kopf haben, wissen, wo sie hinwollen. Und dann ist Bob, den ich ja schon lange kenne, einer, der auf dem Boden geblieben ist.

Dass sie nicht abgehoben sind, ist ja auch ein Grund dafür, warum Isländer bei den Fans so beliebt sind. Stimmt das?

Ja, ich erkläre mir das so: In unserem kleinen Land kannst du nicht den Superstar rauskehren. Irgendwie treffen sich dort alle immer wieder – und wenn es nur im Schwimmbad ist.

Warum kommen gerade aus Island, dem Land des Olympiazweiten von Peking, immer wieder so hervorragende Handballer?

Diese Sportart hat bei uns einen sehr hohen Stellenwert, und der Nachwuchs kann sich an vielen Vorbildern orientieren. Kämpferisch muss bei uns niemand motiviert werden. Alles für seinen Verein zu geben, ist in Island Ehrensache.

Ist es für junge Isländer von besonderem Reiz, mal in der Bundesliga spielen zu können?

Nein, sie wollen zuallererst in die Nationalmannschaft. Sie wissen, dass ihnen dann viele Wege offen stehen. Viele Spieler, die im Ausland waren, kommen aber auch sehr gern wieder zurück.

Nennen Sie doch einmal eine besondere Tugend isländischer Handballer!

Es liegt wohl in unserer Mentalität, dass wir einen ausgeprägten Willen haben. Aufgeregtheit liegt uns nicht so sehr.

Daraus lässt sich folgern, dass Sie viele Isländer zu den Füchsen lotsen werden. Karason und Jakobsson sind im Gespräch.

Die Nationalität ist für mich nicht wichtig, nur die Leistung zählt. Aber es sind auch diese Spieler aus meiner Heimat, die ich in nächster Zeit noch stärker beobachten werde.

Was bedeutet der Wechsel nach Berlin für Sie persönlich?

Zunächst einmal werde ich dann nicht mehr bei Valur Reykjavik als Geschäftsführer arbeiten. Da bin ich aber auf viel Verständnis gestoßen. Dann werde ich mit Frau und drei Kindern, die alle Deutsch können, in die Stadt umziehen.

Ist es richtig, dass Sie bei Valur einen Traumjob haben?

Ja, da bin ich ja neben Handball auch für Basketball und Fußball zuständig. Trotzdem, die Chance, als Bundesligatrainer arbeiten zu können, wiegt jetzt schwerer.

Aber ganz auf Fußball müssen Sie als ehemaliger U-17-Nationalspieler Islands ja nicht verzichten.

Das stimmt, auch bei den Füchsen soll Fußball im Training ja sehr beliebt sein. Aber: Wo ist das eigentlich nicht so?

Das Gespräch führte Hartmut Moheit.

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