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Sport: IOC-Präsidentschaftswahl: Prestige, Stolz, Status

Un Young Kim möchte Präsident des Internationalen Olympischen Komitees werden. Zu seinem Wahlprogramm hat er sich in der Öffentlichkeit bislang eher selten geäußert - mit seinen Erfahrungen aus Militär, Geheimdienst und Wirtschaft ist der Südkoreaner selbst Programm genug.

Un Young Kim möchte Präsident des Internationalen Olympischen Komitees werden. Zu seinem Wahlprogramm hat er sich in der Öffentlichkeit bislang eher selten geäußert - mit seinen Erfahrungen aus Militär, Geheimdienst und Wirtschaft ist der Südkoreaner selbst Programm genug. Ansonsten ist bekannt, dass Kim die gerade verbotenen Luxusreisen der IOC-Mitglieder in die Bewerberstädte für Olympische Spiele wieder zu erlauben gedenkt.

Von Kims lockerem Verhältnis zu käuflichen Annehmlichkeiten des Lebens weiß die Welt spätestens seit der Schlüsselrolle, die er in der Bestechungsaffäre um die Olympischen Winterspiele 2002 in Salt Lake City spielte. Dafür hat er vor zwei Jahren einen strengen Verweis (den es im IOC-Strafenkatalog gar nicht gibt) erhalten. Seitdem sitzt Un Young Kim quasi auf Bewährung im IOC. Dass er unter diesen Voraussetzungen für das Amt des Präsidenten kandidiert, ist dreist, einem wie Kim aber nicht dreist genug. Einen Tag vor der Wahl des IOC-Präsidenten sickerte gestern durch, dass er für den Fall seiner Wahl jedem IOC-Mitglied mindestens 50 000 Dollar Spesen im Jahr versprochen hat. Das behaupten jedenfalls fünf Journalisten, die ihr Gespräch mit Kim auf Tonband aufgezeichnet haben. Was gemeinhin unter dem Begriff Bestechung läuft, verkauft der Südkoreaner als "Unterstützung für die Arbeit" der IOC-Mitgieder, denen er "Prestige, Stolz und Status" ermöglichen wolle.

Das ist hübsch formuliert und ähnlich aufschlussreich wie Kims Reaktion auf den öffentlichen Aufschrei. Der Mann bestreitet nicht etwa den Tatbestand des Angebots, sondern die genannte Summe. Das genügte dem IOC-Ethikrat, um von einer Bestrafung Kims abzusehen. Über den Ethikrat ist nicht viel bekannt. Nur, dass er nach der Affäre um Salt Lake City geschaffen wurde, um dem Eindruck zu entgegnen, das ethische Grundprinzip im IOC sei, sich bei korrupten Handlungen nicht erwischen zu lassen. Dem Gremium gehören an: lauter ehrenwerte Damen und Herren, die großen Wert auf Prestige, Stolz und Status legen.

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