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Genug gequält. Sebastian Kienle hat nach über acht Stunden das Ziel erreicht.

© dpa

Ironman: Sebastian Kienle und die Höllentour

Sebastian Kienle wird Dritter beim Ironman auf Hawaii. Dabei hatte der Deutsche zwischenzeitlich so seine Probleme.

Als Sebastian Kienle die letzten Meter auf dem berühmten Alìi Drive lief, kehrte das Lächeln in sein Gesicht zurück. Der Jubel der Zuschauer und die Gewissheit, beim Ironman auf Hawaii gegen alle Widrigkeiten durchgehalten zu haben und als Dritter das Ziel in Kailua Kona zu erreichen, ließen ihn die Schmerzen nach der über achtstündigen Quälerei vergessen. Vor allem der abschließende Lauf bei mehr als 30 Grad und extremer Luftfeuchtigkeit brachten den Triathleten aus Karlsruhe physisch und psychisch an die Grenze.

„Ich habe schon nach einem Kilometer des Marathons gedacht, dass ich aufgeben muss – und nach zwei und drei Kilometern auch“, sagte Kienle. Er habe seinen Rhythmus zwischendurch verloren. Die letzten fünf, sechs Kilometer seien die besten im ganzen Rennen gewesen. Nach 3,86 Kilometern Schwimmen im rauen Pazifik, 180,2 Kilometern Radfahren gegen böige Winde und 42,195 Kilometern Laufen bei glühender Hitze lag der Radspezialist im Ziel als Dritter 6:55 Minuten hinter dem Sieger Frederik van Lierde. Der 34 Jahre Belgier sicherte sich in 8:12:29 Stunden den WM-Titel vor dem Australier Luke McKenzie.

Kienle war sichtlich erleichtert. Die Höllentour durch das Paradies lohnte sich für ihn. Bei seiner zweiten Teilnahme am Klassiker auf Hawaii schaffte er gleich den Sprung aufs Podest. Nach Rang vier bei seinem WM-Debüt auf Big Island galt er bei vielen als Versprechen für die Zukunft. Bald will er sich auch den Siegerkranz auf dem Alìi Drive aufsetzen. Mit 29 Jahren zählt er zu den jüngeren Extremtriathleten in der Weltspitze. „Ich denke, ich werde noch den perfekten Tag haben“, sagte Kienle im Hessischen Rundfunk.

Dass in Timo Bracht aus Eberbach als Neunter und dem 2005-Sieger Faris Al-Sultan aus München als Zehnter zwei weitere Deutsche in die Top Ten kamen, ging angesichts der starken Vorstellung von Kienle beinahe unter. Ebenso wie das Aus für Andreas Raelert. Der als Mitfavorit gehandelte Rostocker musste kurz nach dem Wechsel vom Rad zum Laufen wegen einer Oberschenkelverletzung aufgeben.

Auch für Kienle lief diese Saison bisher eigentlich alles andere als gut. Nach einem Außenbandriss im Sprunggelenk zu Saisonbeginn warf ihn noch eine bakterielle Infektion zurück. Drei Monate lang musste Kienle kürzertreten. Sein Comeback bei der Ironman-EM im Juli in Frankfurt am Main fiel mit Platz neun unbefriedigend aus. Umso bemerkenswerter, dass er im September in Las Vegas seinen WM-Titel über die halb so lange Strecke erfolgreich verteidigte und nun in Hawaii vorne mitmischte.

Die größte Show beim Spektakel mit rund 2000 Teilnehmern lieferte allerdings eine Frau ab. Mirinda Carfrae holte sich zum zweiten Mal nach 2010 den WM-Titel – in Rekordzeit. In 8:52:14 Stunden verbesserte sie die bisherige Bestmarke der Britin Chrissie Wellington um fast zwei Minuten. „Ich kann nicht glauben, dass ich den Rekord habe“, sagte die 32-jährige Australierin. Herausragend war ihre Marathonzeit von 2:50:38 Stunden. Selbst bei den Männern liefen nur zwei Starter schneller. Die Britinnen Rachel Joyce und Liz Blatchford belegten die Ränge zwei und drei. Beste Deutsche war Kristin Möller aus Erlangen als 16. dpa

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