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Ironman Frankfurt - Timo Bracht

© dpa

Ironman: Triathlet Bracht siegt in Frankfurt

Timo Bracht setzt sich beim Ironman in Frankfurt gegen den Australier Chris McCormack durch. Die mentale Stärke habe entschieden, meint er. Geistig fit machte er sich mit der sogenannten Messer-Übung.

Auf die Idee hatte ihn vor zwei Jahren sein Sohn Andre gebracht. Wenn Timo Bracht es schaffen sollte, tatsächlich als Erster auf den roten Teppich hoch auf den Frankfurter Römerberg zu laufen, empfahl damals der Filius, dann greife er doch bitte nach einer schwarz-rot-goldenen Fahne. Am 1. Juli 2007 geschah dies das erste Mal, gestern wiederholte sich diese Prozedur unter ohrenbetäubendem Getöse beim Zieleinlauf des Frankfurter Ironman. Der Triathlet aus Eberbach, seit drei Jahren formstärkster Deutscher, triumphierte nun das zweite Mal bei der EM auf deutschem Boden, dem zweitwichtigsten Ironman nach Hawaii.

Bracht siegte in der Streckenrekordzeit von 7:59:15 Stunden vor dem Spanier Eneko Llanos, dem australischen Vorjahressieger Chris McCormack und dem Rostocker Andreas Raelert. Nach der Strapaze über 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen fiel er mit dem Zielband um den schmalen Bauch der Oberbürgermeisterin Petra Roth vor die Füße. Erst als sich der diplomierte Sportwissenschaftler auf eine Pritsche des Roten Kreuzes gesetzt hatte, vermochte er den Wettkampf bei brütender Hitze zu erklären. „Das ist nicht durch pure Kraft, nicht durch unendliche Ausdauer entschieden worden, sondern durch die mentale Stärke. Nur wer alle negativen Gedanken ausblendet, kann das überstehen.“ Denn längst lief am „längsten Tag des Jahres“ auch beim Sieger nicht alles glatt: Vor dem Radfahren war ihm ein Schuh weggefallen, beim Laufen fühlte sich die Wade „steif wie ein Holzklotz an“ – aber diese Widerstände überwand er mit einer Willensstärke, die bewusst antrainiert ist. Noch am Abend zuvor hatte sich Bracht mit der Messerübung motiviert. „Dabei stellt er sich vor, dass er sich mit einem Messer aus einer großen Blase herausschneiden muss“, verriet sein Osteopath, Physiotherapeut und Motivator Dirk Lederer.

Und Bracht hatte das Brückenlaufen speziell trainiert – und nach 37 Kilometern war es ausgerechnet der große Rivale McCormack, der den Deutschen auf der Friedensbrücke mit einem aufmunternden Klaps ziehen ließ. „Wir haben uns schon auf dem Rad enorm gepusht: Chris ist ein großer Sportsmann. Ohne ihn hätte ich heute nicht gewonnen“, erklärte Bracht. Noch etwas stimmt an ihm hoffnungsvoll: Als Mitglied des Commerzbank Triathlon Teams ist er seit Jahren einem der härtesten Dopingkontrollprogramme unterworfen – es gibt derzeit keinerlei Verdächtigungen gegen ihn.

Anders verhält es sich beim Frauenrennen: Da siegte die Deutsche Sandra Wallenhorst (8:58:08) vor der Niederländerin Yvonne van Vlerken und Nicole Leder. Die ersten zwei sind in der Szene nicht bestens beleumundet: Sowohl die 36-jährige Mutter aus Hannover als auch die in Vorarlberg lebende Niederländerin haben wundersame Leistungssprünge gemacht. Wallenhorst stürmte 2008 fast aus dem Nichts erst in Klagenfurt zur Ironman-Weltbestzeit, wurde dann auf Hawaii sensationell Dritte. Und van Vlerken hat viel Kontakt mit Leuten aus dem Umfeld des überführten Radprofis Bernhard Kohl gehabt. Allen Verdächtigungen treten die Frauen mit den negativen Ergebnissen der Dopingkontrollen entgegen. Doch Zweifel bleiben.

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