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Hatte schwer zu kämpfen: Die WM-Drittplatzierte und Hawaii-Debütantin Anne Haug.

© Marco Garcia/dpa

Ironman-WM: Anne Haug: Die Hoffnung des deutschen Triathlon

Triathletin Anne Haug hat mit ihrem dritten Platz in Hawaii überrascht. Ihre Strategie: Einfach nicht zu viel nachdenken.

Richtige Freude aufkommen wollte bei Anne Haug auf der Ziellinie der Ironman-WM auf Hawaii nicht. Ihre Mundwinkel zogen sicher eher schmerzverzerrt als lächelnd zur Seite, etwas desorientiert stolperte sie über die Ziellinie. „Mein Hals fiel auf den letzten Kilometern fast nach hinten, da musste ich mich echt zusammenreißen“, sagte sie nach dem Rennen im ZDF-Interview, schon deutlich gefasster und vor Glück strahlend – oder vor Vorfreude auf ihre Couch und die wohlverdiente Pizza.

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Dabei war ihr in diesem Rennen das Unfassbare gelungen: Mit einer Zeit von 8:41:58 Stunden hatte sie den alten Streckenrekord um fünf Minuten unterboten. Leider war die Siegerin Daniela Ryf bereits 15 Minuten vor Haug ins Ziel gelaufen, gefolgt von der Britin Lucy Charles. Dennoch dürften Podiumsplatz und Endzeit erst langsam in Haugs Verstand durchgesickert sein. Denn Hawaii, das als das härteste Ironman-Rennen der Welt gilt, war erst ihr zweites Rennen nach der Ironman-EM in Frankfurt/Main im Juli. Im Vorfeld verkaufte Haug das Rennen als nette Zugabe, als Schnupperausflug in die Langdistanzwelt, denn die 35-Jährige war noch in dieser Saison im Weltcup auf der Olympischen Distanz unterwegs und ist ein Neuling auf den Halb- und Voll-Ironmanstrecken. Statt sich aber zu viel Sorgen zu machen, wählte sie vor ihrer Hawaii-Premiere die gegenteilige Strategie: Mit dem Segen der Unwissenheit in den Kampf gegen Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit gehen.

„Ich wollte mich völlig überraschen lassen“, sagte die gebürtige Bayreutherin, die im Saarland lebt und trainiert. Anstatt die Radstrecke bis zum Wendepunkt in Hawi abzufahren und sich im gefürchteten Natural Energy Lab, einer kochend heißen Senke zwischen Lavafeldern, für den Marathon zu akklimatisieren, hielt Haug sich in der Vorbereitung lieber an ihr vertrautes Umfeld. Ihr Radtraining absolvierte sie Richtung Süden auf dem Ali’i Drive und vermied so die Hügel im Norden, oft aber blieb sie einfach in ihrer Wohnung und radelte auf der Rolle im häuslichen Schatten. „Da habe ich mich sicher gefühlt“, erklärt sie ihre Vorbereitung. Durch die zwei Wochen Vorbereitung in Kona und das vorangehende Trainingslager in Lanzarote reichte die Akklimatisierung aber, um einen Zusammenbruch zu vermeiden, dazu kamen die vergleichsweise milden Temperaturen und die Windstille. „Erholen“ konnte sich Haug auf dem ersten Teil der Radstrecke gar, wie mit ihrem Trainer vereinbart – der hatte Sorge, dass sie, von kürzeren Strecken kommend, zu schnell angehen würde. Anstrengend war es für Anne Haug trotzdem: „Bei mir bitzelt alles“, sagte sie zum Zustand ihres Körpers nach der Extrembelastung. Die Unschuld, die sie mit frischem Gemüt an das Rennen gehen ließ, hat sie verloren. Dafür ist sie um viel Erfahrung reicher, die nach einem starken Debüt auf einen erneuten Podiumsplatz im kommenden Jahr hoffen lässt.

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