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Sport: Irritiert und ratlos

Wie Hertha BSC auf die Niederlage gegen Bremen reagiert

Berlin. Am Mittag danach war die Wut verschwunden. „Wir werden jetzt nicht alles in Frage stellen und die nächsten Wochen im Büßergewand herumlaufen“, sagte Dieter Hoeneß. „Ich erwarte eine Reaktion der Mannschaft – ganz einfach.“

Mehr als das kann der Manager von Hertha BSC auch nicht tun. Die Niederlage gegen Werder Bremen hat vieles relativiert. Den aggressiven, den modernen Fußball, den Hertha in dieser Saison zeigen wollte, er war nur schwer zu erahnen. Die neuen Spieler Fredi Bobic und Niko Kovac, die das frische Image des Klubs so prägten, sie haben geschimpft und geflucht und der Mannschaft doch nicht helfen können. „Ausfälle“ nennt sie Trainer Huub Stevens, so „wie die anderen auch“.

Es war der erste Spieltag einer neuen Saison, das erste von 34 Spielen. Wenn diese Niederlage schon nicht alles in Frage stellt, dann verunsichert sie zumindest. „Wir haben uns den Rückenwind genommen“, sagt Hoeneß. Die Fans sind ernüchtert.

Was sollte denn schief gehen? Bei dieser Vorbereitung? Hertha hatte Galatasaray Istanbul besiegt, den FC Brügge. In der Branche wurde Hertha jenen Klubs zugerechnet, die Bayern München Paroli bieten könnten. Hertha befindet sich im Umbruch, und alles verlief bislang harmonisch. „Ich habe eine positive Aufbruchstimmung bemerkt“, sagt Hoeneß. „Der Glaube war da, das Vertrauen.“ Jetzt, nach der Niederlage gegen Bremen, „müssen wir uns diesen Rückenwind neu erarbeiten“.

Die Spieler, die nach dem Abpfiff am Samstagabend so ratlos vor der Mannschaftskabine standen und keine vernünftigen Erklärungen fanden, trafen sich am Sonntagvormittag, um ein paar Runden über das Trainingsgelände zu laufen und „einfach miteinander zu reden“, sagte Dick van Burik, Herthas Abwehrchef. Die Mannschaft ist nach der 0:3-Niederlage genauso irritiert, wie es die Fans waren. Antworten, Erklärungen gar, findet sie nicht. „Es war keiner auf dem Platz, der Normalform erreicht hat“, sagt van Burik. Das einzig Gute an diesem Wochenende sei lediglich, „ dass wir in einer Woche wieder spielen“. Hertha muss am Sonntag beim VfB Stuttgart antreten.

Anstatt zu schimpfen, versucht Hoeneß, gelassen zu bleiben. Die Mannschaft wisse, was sie falsch gemacht habe, nur, warum sie so schlecht spielte, das kann keiner so recht erklären. Fehleranalysen sehen so aus: „Unsere Defensive war nicht gut“, sagt etwa Torwart Gabor Kiraly. „Und unsere Offensive war es auch nicht.“

Wenn es doch etwas Positives gibt, dann ist es die Hoffnung, dass die Niederlage die Berliner aufrüttelt. Werder Bremen hatte ein ähnliches Erlebnis. Am vergangenen Mittwoch verloren die Bremer im UI-Cup gegen den SV Pasching 0:4. Werder war verunsichert, aber auch motiviert, weil die Spieler wussten, dass sie eine so schwache Leistung nicht noch einmal zeigen durften. Hoeneß sagt: „Bremen war unser Pasching.“ Hertha müsste demnach in Stuttgart gewinnen.

Was bleibt, ist die Befürchtung, dass sich die Mannschaft noch nicht weiterentwickelt hat. Van Burik sagt: „Solange wir nicht das Gegenteil bewiesen haben, können wir dem nicht widersprechen.“

André Görke

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